Der „Feind“ vor der Haustür? – Das Kriegsgefangenenlager Minderheide 1914 bis 1921

Minden. Kriegsgefangenschaft trat im Ersten Weltkrieg erstmals als Massenphänomen auf. Zwischen 7 bis 9 Millionen Soldaten gerieten in Europa in Gefangenschaft. Doch ihr Schicksal und das der etwa 2,5 Mio. allein in Deutschland auf 175 Stammlager, über 500 Nebenlager und mehrere tausend Arbeitskommandos verteilten Menschen geriet bereits am Ende der Weimarer Republik in Vergessenheit. Historische Forschung und Museen haben das Thema erst vor kurzem wieder entdeckt.

 

KGLHofmann43Bereits Anfang der 1920er Jahre übernahm das Mindener „Heimatmuseum“ mehrere hundert Fotos, Archivalien, Kunst- und Alltagsobjekte aus dem aufgelösten Kriegsgefangenenlager Minderheide. Das Lager gehörte mit rund 25.000 Gefangenen zu den größeren Stammlagern im Deutschen Reich. Seit 1922 wurden viele Objekte dieser Sammlung als Teil der Dauerausstellung präsentiert.

 

Vor dem Hintergrund der damaligen Untersuchungen deutscher Kriegsverbrechen im In- und Ausland diente diese Präsentation nach heutiger Bewertung dazu, die menschenunwürdigen Bedingungen und das traumatische Schicksaal der Kriegsgefangenen in Minderheide zwischen Entbehrung und Tod zu verharmlosen. Die Präsentation war damit eindeutig den nationalpolitischen Zielen der Heimatbewegung, deren integrativer Teil das damalige Mindener Museum war, verpflichtet.

 

KGLHofmann100Um 1949 verschwand der Bestand im Depot, um erst 1989 wieder in einer Sonderausstellung präsentiert zu werden. Zum 100. Gedenken an den Ersten Weltkrieg und die Errichtung des Lagers werden die Sammlung, ihre Herkunft (Provenienz) und Aufnahme (Rezeption) erneut in einer Sonderausstellung gezeigt.

 

Was sind überhaupt Kriegsgefangene? Wie war die Lebensmittelversorgung der Gefangenen im Lager? Wie war ihr Verhältnis zu den Menschen an der „Heimatfront“? Was passierte mit den russischen Gefangenen, die wegen „Oktoberrevolution“ und Bürgerkrieg teilweise bis 1921 nicht in ihre Heimat zurückkehren konnten oder wollten? Waren die Gefangenen tatsächlich der „Feind“ vor der eigenen Haustür? Exemplarische Fragen, denen sich die Ausstellung nähern wird.

 

 

pla-krieg-displayLaufzeit: Samstag, 10. Mai bis 19. Oktober 2014

 

Mindener Museum, Ritterstraße 23-33, 32423 Minden

 

Ansprechpartner: Philipp Koch, M.A. (Museumsleiter)

 

 

Mindener Museum

 

Di.-So. 12-18 Uhr; Sonderöffnungszeiten für Gruppen.

 

Weitere Infos unter www.mindenermuseum.de oder 0571 / 9724020 oder museum@minden.de.

 

 

Bildquelle: Mindener Museum
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