Schulsterben in Petershagen

Petershagen: Die Grundschule in Ovenstädt steht vor dem Aus und die Politik tut überrascht. 
 
Als nächste Schule steht Neuenknick auf der Liste und dabei ist das aber erst der Anfang vom Ende der flächendeckenden Schulversorgung in Petershagen. Damit einher geht ebenso die Abwicklung der Infrastruktur und letztlich das Sterben der Stadt, das die Politiker in diesem Rat der Stadt Petershagen und dabei hauptsächlich die CDU als absolute Mehrheitspartei der letzten 10 Jahre zu verantworten haben, denn die Entwicklung war bekannt und vorhersehbar.

 

 

Schulentwicklungsplan war allen bekannt
Ein Blick in den Schulentwicklungsplan (SEP), vom Rat am 16.12.2004 beschlossen, hätte deutlich gemacht, dass bereits im Jahr 2004 davon ausgegangen wurde, dass im Jahr 2010 z.B. die Mindestzahl von 72 Schüler in der Grundschule Ovenstädt nicht erreicht werden würde sondern man lediglich von 66 Schülern bei 4 Klassen ausging. Auch die Entwicklung bei den anderen Schulen war und ist bekannt und jeder wusste, dass Schulschließungen unvermeidlich sind. Bereits am 30.05.2008 wurde veröffentlicht, dass für 2007/08 laut Schulentwicklungsplan 285 Schüler erwartet wurden, es aber tatsächlich nur 283 waren. Noch deutlicher waren die Zahlen für 2008/09. Erwartet wurden laut SEP 262 Schüler, es waren aber nur 229. Berücksichtigt man dann noch den Rückgang der Geburten bereits 2008 um 31 Kinder gegenüber dem Vorjahr, kann man doch wohl kaum überrascht sein, wenn nun plötzlich Schulschließungen kommen. Wenn dann in der letzten Ratssitzung der Fraktionsvorsitzende der Mehrheitspartei CDU, Schröder, aussagt: „Wir haben die Zahlen nicht geglaubt, da wir die Hoffnung hatten, dass es nicht so kommt“, weiß man wie das Schulkonzept in Petershagen aussieht.
Statt ein Konzept zu entwickeln, wird der Untergang verwaltet.

 

Infrastruktur verschwindet – Geld auch 
Jedes Jahr verliert die Stadt Petershagen durchschnittlich ca. 1% ihrer Bewohner. Dabei kann man unterstellen, dass das hauptsächlich in den Ortschaften außerhalb der Kernorte Petershagen und Lahde stattfindet. Somit würde das unter dieser Prämisse bedeuten, dass der Rückgang in diesen Orten noch höher und dynamischer ausfallen wird, da mit Verschwinden der Infrastruktur auch die Leute wegziehen und wegsterben werden. Damit wird keine einzige Grundschule dort mehr überleben. Man kann davon ausgehen, dass in ca. 5 Jahren nur noch die Grundschulen in Petershagen und Lahde übrig bleiben werden.
Obwohl der Rat und die Fraktionsvorsitzenden bereits vor Jahren mehrfach auf diese Problematik schriftlich und mündlich hingewiesen worden sind, wird die Kenntnis schlicht abgestritten und ignoriert. Statt dessen wurde noch Geld in Schulbauauprojekte z.B. Eldagsen 150.000,- € und Neuenknick über 100.000,- € gesteckt, nur um der Bevölkerung vorzuspielen, diese Schulen hätten eine Zukunft und die Zahlen im Schulentwicklungsplan gäbe es gar nicht.

 

Ruhe ist die erste Bürgerpflicht
Nach alten Handlungsmustern wird dann erst einmal ein Bürgerberuhigungsprogramm aufgelegt wie der SPD Antrag zur Schulschließung in Ovenstädt in der letzten Ratssitzung am 25.03.10 zeigte, und der Handlungsfähigkeit vortäuschen will, obwohl man genau weiß, dass alles schon gelaufen ist. Der Bezirksregierung wird die Schuld am eigenen Versagen zugeschoben, obwohl jeder weiß, dass Mindeststandards einzuhalten sind. Das hat der Vertreter der Petershäger Schulverwaltung in der Ratssitzung deutlich gemacht. Scheumann: „Werden die Mindestzahlen nicht erreicht, ist der Schulträger verpflichtet, die Schule zu schließen.“

 

Eine Delegation in aussichtsloser Mission
Um Handlungsfähigkeit vorzugaukeln und von eigenen Versäumnissen abzulenken, fuhr dann am 9. April 2010 eine Delegation der Stadt Petershagen aus 13 Personen nach Detmold. Dies waren Bürgermeister Blume (CDU), Schulausschussvorsitzender Kleinebenne (CDU), von der Verwaltung Herr Scheumann und Herr Hucke, die Fraktionsvorsitzenden Herr Wehmeyer (FDP), Herr Ebenau (SPD), Herr Zaludeck (DIE LINKE), Herr Hahn (GRÜNE), Herr Schröder (CDU), Wolfgang Koopmann (CDU) als Ortsbürgermeister, Daniela Drohn als Vertreterin der Elternpflegschaft, Horst Schmidt als Schulleiter und Andreas Reckeweg als Vorsitzender des Fördervereins der GS Ovenstädt. Siehe extra Bericht:

 

Ziel war es laut Andreas Reckeweg: “Wir wollten darum bitten, den Einschulungsstopp für die Grundschule Ovenstädt um ein Jahr aufzuschieben, damit die Stadt Gestaltungen vornehmen kann.“
Wie von der Politik erwartet kam dann auch die Antwort der Bezirksregierung. Da bereits schon seit Jahren mit Ausnahmegenehmigungen der Schulbetrieb aufrecht gehalten wurde und die Stadt nichts unternommen hat, wird es jetzt keine Ausnahmen mehr geben.

 

In seinem Delegationsbericht schreibt Andreas Reckeweg: „Urteil der Bezirksvertretung: Es bleibt dabei! In Ovenstädt ist die Anzahl der Kinder nicht erreicht! Eine Einschulung wird untersagt! Eine Ausnahme gibt es dieses Jahr nicht mehr. Man habe es sich lange genug angesehen. Die Stadt bzw. der Rat hatten lange genug Zeit, etwas zu gestalten und haben dies versäumt!“

Da können die Petershäger aus Neuenknick wegen ihrer Grundschule schon einmal eine Delegation zur Protest- und Schulabwicklung zusammenstellen.

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