Neuwahl des Hauptamtlichen Bürgermeisters

Petershagen: Das war 1994 für die CDU Petershagen schon der echte Hammer. 
 

Statt des bisherigen CDU – Bürgermeisters Krömer seit 1973 wurde in der geheimen Abstimmung Herbert Marowski von der SPD 1994 zum Bürgermeister gewählt, obwohl die Koalition CDU/FDP eine Stimme Mehrheit im Rat hatte. Es war das letzte Jahr, wo der bisher ehrenamtliche Bürgermeister vom Rat gewählt wurde, denn mit dem Gemeindeordnungs – Reformgesetz galt die neue Gemeindeordnung ab 14. Juli 1994, die vorsah, dass es ab der Wahl 1999 keine Stadt- oder Gemeindedirektoren mehr gibt und die Verwaltung von einem gewählten hauptamtlichen Bürgermeister geleitet wird, der zugleich Vorsitzender des Rates ist.

 

Abwahl von Krömer – Wahl von Marowski
Dabei war die Wahl noch dramatisch gekennzeichnet durch die Einlieferung Krömers ins Krankenhaus kurz zuvor, wo er mehrere Bypässe erhielt. Somit wurde die knappe Mehrheit der CDU/FDP von 1 Stimme im Rat schon zum Patt, da Krömer nicht da sein konnte. Das Ratsmitglied Herbert Marowski wollte aber die Krankheit von Krömer nicht ausnutzen und hat fairer Weise an der Abstimmung nicht teilgenommen und so die Sitzverteilung im Rat durch das Wahlergebnis von einer Stimme Mehrheit für CDU/FDP wiederhergestellt. Trotzdem wurde Marowski mit einer Stimme aus dem Mehrheitslager CDU/FDP zum letzten ehrenamtlichen Bürgermeister von Petershagen gewählt. Für Krömer blieb damit nur noch der Posten des 1. stellvertretenden Bürgermeisters übrig.
Nach 21 Jahren CDU -Mehrheit und Krömer als CDU – Bürgermeister war das natürlich im Selbstverständnis der CDU ein mehr als deutlicher Makel, und man sann nach Möglichkeiten, Marowski von der SPD wieder aus dem Amt des Bürgermeisters zu treiben.

 

Marowski nur 4 Monate Bürgermeister
Da kam es recht, dass zur nächsten Wahlperiode 1999 der Hauptamtliche Bürgermeister von den Bürgern gewählt werden musste, jedoch beim vorzeitigen Ausscheiden des Stadtdirektors, dessen Amtsperiode jeweils 8 Jahre betrug, ausnahmsweise der Hauptamtliche Bürgermeister vorzeitig bis zur nächsten Wahl 1999 vom Rat gewählt werden durfte, da die Stelle des Stadtdirektors weg fiel. Mit dem damaligen Stadtdirektor Achim Thiele wurde dann der Deal vereinbart, dass er von seinem Posten als Stadtdirektor zurück tritt, um die Ausnahmesituation herzustellen, damit er dann zum Hauptamtlichen Bürgermeister gewählt wird. Das einzige Problem war da noch die eine Wechselstimme aus den eigenen Reihe. Da passte es sehr gut, in dem damaligen Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Zaludeck, der vom heutigen Vorsitzenden Riesner protegiert wurde, einen Unterstützer gefunden zu haben. Er verkündete öffentlich, dass er die Wahl von Thiele unterstützen würde und damit war die Mehrheit von CDU/FDP mit Hilfe der Grünen gesichert. Nach nur 4 Monaten als Bürgermeister wurde Marowski abgewählt und Thiele zum ersten Hauptamtlichen Bürgermeister durch den Rat gewählt.

 

Das CDU – Opfer Thiele
Dass Herr Thiele sein neues Amt nicht ganz so ausfüllte, wie einige CDU – Ortsgrößen sich das vorstellten, führte dazu, dass sich Widerstände aufbauten, die ihm seine intensive Betreuung von Ortsfesten und mangelnde Sensibilität bei der Berücksichtigung von Auftragsvergaben intern verübelten. Daher wurde damit liebäugelt, Herr Krömer bei der nächsten Wahl gegen Thiele als Kandidaten auszutauschen. Nachdem diese Dolchstoßgeschichte bekannt wurde, in dessen Folge der damalige CDU – Vorsitzende Bernhard Brey von seinem Amt zurück trat, verkündete Krömer öffentlich in der Presse, dass er als Kandidat für die nächste Wahl nicht zur Verfügung stehen würde. Als der Bürgermeister Thiele selbst von seinem CDU – Vorstand keine Unterstützung mehr fand und nach einer Parteiversammlung in Neuenknick vergeblich auf die zugesagten Gesprächspartner des CDU – Vorstandes im Rathaus wartete, verkündete er am nächsten Tag auf einer Pressekonferenz, dass er zur nächsten Wahl auch nicht mehr kandidieren würde.
Damit stand die CDU kurz vor der Wahl 1999 vor dem Problem, keinen Kandidaten für die Bürgermeisterwahl zu haben.

 

Gottes Fügung in der christlichen Union – Schaper
Er wäre Gottes Führung gewesen, verkündete wenig später das CDU – Ratsmitglied Pastor Stefan, der heute Geschäftsführer der Diakonie Minden ist, dass er den Bürgermeister Scharper getroffen und kennen gelernt hätte. Das wäre der ideale Kandidat und hätte schon gute Erfahrung gesammelt als Bürgermeister in Mechernich.
Die Nominierung von Schaper ließ nicht lange warten und geriet wiederum zu einem Desaster für die CDU. Zunehmend kam heraus, dass von der eigenen CDU in Mechernich schwere Vorwürfe gegen die Willkür des amtierenden CDU – Bürgermeisters Schapers erhoben wurden, die von Vetternwirtschaft bis Korruption reichten. Der alte Arbeitgeber von Schaper, der CDU – BürgermeisterPlön, aus Dahme, wo Schaper von 2000 an ein Jahr als Kurdirektor gearbeitet hatte äußerte damals im Hamburger Abendblatt bereits:“Wir sind froh, dass wir ihn nicht mehr haben“.

 

Schaper: vom CDU Hoffnungsträger zum Abstiegskandidat
Auch in Petershagen wurden diese Informationen vor der Wahl bekannt und insbesondere die FDP sorgte für die entsprechende Verbreitung. Pikanter Weise kandidierte für die FDP der damalige 1. Beigeordnete Bäumlein (FDP), dem die CDU mit dessen Abwahl 2006 für diese Kandidatur die Quittung präsentierte. Da er immerhin fast 20 % der Stimmen auf sich vereinigen konnte, kam die eigentliche Verlegenheitskandidatin der SPD, Schmitz – Neuland, nach vor, die sich dann in der nachfolgenden Stichwahl auch durch das Bekanntwerden weiterer unangenehmer Details vom CDU -Bürgermeisterkandidat Schaper gegen diesen als Bürgermeisterin durchsetzen konnte.

 

Bürgermeisterkandidat Kleinebenne mit List und Tücke
Auch 2004 lief es nicht gut für die CDU in Sachen Bürgermeister. Sie konnte zwar die absolute Mehrheit im Rat erringen aber als Bürgermeisterin wurde wiederum Schmitz – Neuland gewählt. Der Gegenkandidat war dieses Mal das CDU – Ratsmitglied und Lehrer Kleinebenne. Nach den letzten Debakel sollte nun der CDU – Kandidat über eine Findungskommission ermittelt werden und durch die nachfolgende Mitgliederversammlung der CDU bestätigt werde. Eigentlich wurde erwartet, dass Wilfried Kramer aus Neuenknick, langjähriger Ortsvorsteher, Ratsmitglied und stellvertretender Bürgermeister, Bürgermeisterkandidat werden würde. Er hatte aber nicht mit List des Herrn Kleinebenne gerechnet, der in der entscheidenden Mitgliederversammlung die Mehrheit gegen ihn erhielt. Kleinebenne hatte nämlich innerhalb der CDU für Stimmung gegen das rechte Weserufer (Lahde) gesorgt und mit Widerstand gegen die Übermacht der dortigen Mitglieder und gegen die Vernachlässigung vom Ortsteil Petershagen und der linken Weserseite, dem alten Petershagen insgesamt, geworben. Als deren Vertreter hatte er sich dargestellt und in einer konzertierten Aktion mit dem Ortsvorsitzenden von Friedewalde, Borgmann, hatten sie fast alle ihre Ortsmitglieder zur entscheidenden Versammlung gebracht mit einer zuvor getroffenen Vereinbarung, nur Kleinebenne zu wählen. Da normaler Weise nur max. 40% der Mitglieder zu den Versammlungen gehen, war die Gegenseite nun bei den Anwesenden in der Minderheit.

 

Kleinebenne verliert deutlich
Aber es hatte für die Kandidatur wieder nicht gereicht, denn die Aktivitäten des Herrn Kleinebenne in Petershagen als Ortsvorsteher, vergebliche Hafenausbaggerung (150.000,- € ), Anlegestelle usw. sind bei der Bevölkerung nicht auf Gegenliebe gestoßen. Bei der Kommunalwahl 2004 wurde Marianne Schmitz-Neuland (SPD) schon im ersten Wahlgang mit einem sehr guten Ergebnis von 62,33 % gegen ihren ehemaligen Arbeitskollegen am Gymnasium Petershagen Hermann Kleinebenne (CDU) erneut zur Bürgermeisterin gewählt.

 

Wer ist Blume? Der CDU – Bürgermeisterkandidat für 2009
Nun soll es Herr Blume richten.
Mit der Abwahl des Beigeordneten Bäumleins, gegen die nur die FDP gestimmt hatte, also auch wieder mit Hilfe der Grünen, wurde nun ohne Rücksicht auf die Kosten Platz geschaffen für Herrn Blume, der somit als neuer Bürgermeisterkandidat aufgebaut werden soll.
Nun wird er der Bevölkerung als Bürgermeisterkandidat mit Erfahrung verkauft und die CDU hofft, alles wieder aus einer CDU – Hand zu machen, wie es doch seit Jahrzehnten zuvor so gut geklappt hat.
Auf unsere Rückfragen, was sich denn nun konkret mit seiner Wahl in Petershagen ändern würde, hat Herr Blume, der übrigens nicht in Petershagen wohnt und sein Geld wo anders versteuert, nicht reagiert. Wahrscheinlich ist ihm nichts eingefallen. Wenigstens weiß er, dass er Bürgermeister werden will, das ist doch schon mal was. Damit steht er in einer Reihe mit den anderen Kandidaten.

 

Was bringt der neue Bürgermeister der Stadt?
Allen gemeinsam ist, dass sie Bürgermeister werden wollen. Konkrete Ziele, die die Stadt wirklich weiter bringen würde, hat eigentlich keiner. Die üblichen Schlagwörter wie Erfahrung, Vertrauen usw. werden in den öffentlichen Raum geworfen, aber konkretes ist nicht zu erfahren.

Immerhin treten diesmal 4 Bewerber an und alle haben keinen Amtsbonus, denn die bisherige Bürgermeisterin Schmitz – Neuland hat verzichtet. Es sind für:

CDU Dieter Blume aus Minden
SPD Ingo Ellerkamp aus Petershagen
FDP Günter Wehmeyer aus Petershagen
Freie Wähler Klaus Günter Behrmann aus Petershagen

 

Fragen an die Bürgermeisterkandidaten
HUCULVI – NACHRICHTEN hat daher die Kandidaten befragt, was sich konkret mit ihrer Wahl ändern würde.

 

Wir haben sie gefragt:
1) Wenn Sie als Bürgermeister gewählt wären, was würde sich sofort innerhalb von 2 Monaten ändern?
2) Welche fünf konkreten Ziele wollen Sie in den sechs Jahren einer Amtszeit umgesetzt haben?
3) Wie bewerten Sie den Haushalt der Stadt Petershagen einschließlich der Stadtwerke, die zu 100% der Stadt gehören hinsichtlich der Auswirkungen auf die Bürger?
4) Was verbinden sie mit den folgenden Begriffen für Petershagen: Landflucht, Stadtentwicklung, Immobilienpreise, Baugrundstücke, Bevölkerungszahlen, Stadtzukunft, Bürgerbeteiligung, Schulden, Leerstand, Ortssterben, Entwicklungschancen, Zukunft, Tourismus?
5) Was wäre in 6 Jahren in Petershagen anders mit Ihnen als Bürgermeister?

 

Ab nächster Woche werden die Antworten vorgestellt

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