Ideen nehmen Gestalt an

Minden. „Es ist bemerkenswert, was wir hier schaffen und wie wir im Planungsprozess voran kommen“, lautete Bürgermeister Michael Buhres Fazit am Donnerstag (20. September) gegen Ende der 2. Planungswerkstatt im ehemaligen Hertie-Gebäude. Rund 140 Gäste hatten die Gelegenheit genutzt, sich mit eigenen Ideen in die Entwicklung des Wesertor-Quartiers einzubringen. Die Veranstaltung war Teil der Anfang Juni von der Stadt Minden und dem Hamburger Investor ECE gestarteten Bürgerbeteiligung „Minden gestalten – Gemeinsam Tore öffnen“, die auf die Integration eines Einkaufscenters in das Quartier abzielt.

 

In drei moderierten Arbeitsgruppen wurde sich mit den Themen „Baukörper und unmittelbare Nachbarschaft (Johannniskirchhof und Bäckerstraße)“, „Mobilität und Minden an die Weser bringen“ und „Erlebnis und Vielfalt – Wesertor-Quartier im Zusammenspiel mit der Innenstadt“ befasst. Die Aufgabenstellungen wurden aus den Ergebnissen der 1. Planungswerkstatt am 30. August abgeleitet. Die in der jüngsten Veranstaltung gesammelten Ideen zur Quartiersaufwertung sollen auf Umsetzbarkeit geprüft, abgewogen und zu einem Konzept zusammengeführt werden, das bei der 3. Werkstatt am 24. Oktober vorgestellt und diskutiert wird.

 

Antworten auf in der 1. Werkstatt aufgeworfene Fragen brachten die externen Gutachter mit. Der SHP-Ingenieur Jörn Janssen hatte Möglichkeiten der verkehrlichen Erschließung des Quartiers geprüft. Eine Verkehrszählung bestätigte die Realisierbarkeit eines Kreisverkehrs in dem Verkehrsknoten Grimpenwall/ Hermannstraße. Die Entwicklung des Mindener Einzelhandels hat Martin Kremming von der CIMA GmbH durch Telefon- und Passantenbefragungen erhoben. Zwischen 2008 und 2012 konnte er einen Rückgang der Kaufkraft feststellen. In der relevanten Zielgruppe der 14- bis 24-Jährigen gaben 78,6 Prozent der Befragten an, aufgrund von Lücken im Sortiment 2012 weniger in Minden einzukaufen, als noch vor drei bis vier Jahren der Fall. In dem betreffenden Zeitraum wurden mit Hertie, Leffers und Wehmeyer bedeutende Magnetbetriebe geschlossen. 42 Prozent der von der CIMA befragten Passanten sind sicher, insbesondere seit der Schließung Herties weniger in Minden einzukaufen. Eine Erweiterung des derzeitigen Sortiments scheint folglich sinnvoll.

 

Dem Motto des Beteiligungsverfahrens entsprechend nahmen im Verlauf des Donnerstagabends viele Ideen im wortwörtlichen Sinne „Gestalt an“. Anhand eines virtuellen Modells stellte Professor Wolfgang Christ vom Urban Index Institut vor, wie die schon in der letzten Planungswerkstatt viel diskutierte Idee eines „Stadtbalkons“ an der Weser realisiert werden könnte. Vorschlag der von ihm angeleiteten Arbeitsgruppe war, das Areal an der Schlagde mit Grünflächen und Treppenanlagen zu gestalten. Ein offener Zugang vom Grimpenwall zur Weser könnte durch eine Terrassenstruktur geschaffen werden.

 

Für die Planungswerkstatt hatte Industriedesigner Patrick Möller ein Pappmodell des Quartiers und des möglichen Baukörpers im Maßstab 1:100 angefertigt. Im Diskussionsprozess passte er es an die Anregungen der Arbeitsgruppe „Baukörper und unmittelbare Nachbarschaft“ an. Das Ergebnis des produktiven Austauschs, eine mögliche Variante der Einbettung des Centers in das Quartier, skizzierte Valentin Hadelich vom Urban Index Institut wie folgt: Gruppenkonsens war, dass der Johanniskirchhof nicht nur in das Quartier integriert, sondern in seiner Attraktivität hervorgehoben werden sollte. Der Baukörper des Centers, so Hadelich, müsse eine „entsprechende Sprache sprechen“, z.B. durch eine attraktive Fassadengestaltung und über einen großzügigen Eingang zu dem betreffenden Areal. Den Parkraum verlagerte die Arbeitsgruppe vom Bereich des ehemaligen Hertie-Gebäudes in ein mehrstöckiges Parkhaus an den Marienwall, das durch „zurückspringend“ angelegte Etagen in die Umgebung eingepasst werden könnte. Eine Verbindung zwischen dem Parkhaus und dem Center könnte durch die Überbauung des Marienwalls mit einem Glaskörper realisiert werden, der für den Fußgänger- und Radverkehr durchgängig nutzbar bleibt.

 

Dass die Mindener Innenstadt in diverse Quartiere mit unterschiedlich gelagerten Stärken zu untergliedern ist, stellte Martin Kremming von der CIMA als wesentliches Ergebnis seiner Arbeitsgruppe zum „Wesertor-Quartier im Zusammenspiel mit der Innenstadt“ vor. Ziel müsse sein, wie durch den Masterplan Innenstadtentwicklung vorgesehen, die Magnetwirkung der einzelnen Quartiere durch Herausarbeitung ihrer Stärken zu erhöhen. Die aktuellen Pläne zur Neugestaltung der Fußgängerzone seien ein wichtiger Schritt in diese Richtung.

 

Bei der 3. Planungswerkstatt, 24. Oktober, 18 Uhr, haben Bürgerinnen und Bürger noch einmal Gelegenheit, sich in den Planungsprozess einzubringen. Bis dahin können Anregungen auch über das „Forum Wesertor“ oder über Facebook ausgetauscht werden. Weitere Informationen zu dem Projekt sowie die Materialien der Planungswerkstätten gibt es unter www.minden-gestalten.de.

 

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