Hannovers erster Sportpastor surft auf der Leinewelle

Hannovers erster Sportpastor
Sportpastor Peti Schmidt surft begeistert auf der Leinewelle in Hannover. Foto: Sabine Dörfel

Hannover. Bisher musste Pastor Peter-Christian Schmidt sein Surfbrett einpacken und hunderte von Kilometern fahren, wenn er mal wieder „den Flow der Freiheit“ spüren wollte. Jetzt ist die Welle nach Hannover gekommen, als „Leinewelle“ am Hohen Ufer und Hotspot für die Surferszene der Landeshauptstadt. Und „Peti“, wie ihn inzwischen alle nennen, ist einer von ihnen. Der Pastor ist Mitglied im Verein Leinewelle, surft in seiner Freizeit dort und kann auch als ausgebildeter Wavemaster die Surfwelle am Leineufer bedienen. Surfen, das ist schon seit mehr als zehn Jahren Schmidts Lieblingssport. „Es war ein magischer Moment, als ich das erste Mal auf dem Brett stand, ich wusste, das ist es. Und diese Begeisterung möchte ich mit anderen teilen“, sagt er.

Wenn Schmidt aber auf seinem Board die Welle reitet, ist er nicht nur privat unterwegs. Als erster Sportpastor Hannovers ist er auch ein Vertreter seiner Kirche. „Meine Leidenschaft fürs Surfen, der Start der Leinewelle in Hannover und der Wunsch, als Kirche neu und anders auf Menschen zuzugehen, kamen hier zusammen“, erzählt der 41-Jährige. Seine neu eingerichtete Stelle gibt ihm Freiheit, zu experimentieren. „Ich gehe nicht zur Leinewelle, um dort kirchliche Angebote zu machen“, stellt er klar. „Ich bin da, surfe, habe Spaß, trete mit den Leuten in Kontakt und bin als Pastor erkennbar. Ob daraus etwas ‚Kirchliches‘ entsteht, ob ich als Pastor angesprochen werde oder ob das dort keine Rolle spielt, das werden wir sehen.“

Pastor Peter-Christian Schmidt
Pastor Peter-Christian Schmidt. Foto: Peter-Christian Schmidt

Ohne diese Offenheit geht das „Pilotprojekt Kirche und Leinewelle“ für den Pastor nicht, das gilt auch für Schmidts weitere Vorhaben als Sportpastor. Mit der Stelle des Sportpastors will der Stadtkirchenverband Hannover neue Zielgruppen ansprechen. „Für viele Menschen ist Sport sehr wichtig, sie verbringen viel Zeit damit und engagieren sich oft auch stark für ihren Verein oder ihre Mannschaft“, sagt Schmidt. „Wenn die Kirche Zukunft haben will, muss sie ihre bisherige ‚Komm-Struktur‘ überdenken. Dorthin zu gehen, wo Menschen sind, statt zu warten, ob sie kirchliche Angebote in traditionell kirchlichen Räumen annehmen, wird zunehmend wichtiger.“

So hat Schmidt, der noch mit einer halben Stelle Gemeindepastor in Alt-Garbsen ist, bereits mit der Netzwerkarbeit im hannoverschen Sport begonnen. Er ist beispielsweise in Kontakt mit Hannover 96 oder der Per Mertesacker Stiftung, organisierte für die Teilnehmenden des Hannover-Marathons einen Gottesdienst und plant ein Fußballturnier für Jugendliche rund um die Marktkirche oder einen Krökelwettbewerb in einer Kirche. Als „glühender Anhänger“ des TSV Havelse begleitet er den Verein zu Auswärtsspielen oder spricht vor dem Saison-Auftaktspiel einen Segen im Stadion. Und natürlich stand er am bei den Deutschen Rapid-Surf-Meisterschaften, die Ende April in Hannover ausgetragen wurden, am Leineufer und feuerte die Surferinnen und Surfer an.

„Meine Haltung ist weniger mit fertigen Angeboten auf meine Netzwerkpartner zuzugehen, sondern eher zu vermitteln ‚Ihr macht coole Sachen, kann ich ein Teil davon werden?‘“, beschreibt der Surfer und Fußballer seinen Ansatz. Als er von dem Leinewellen-Projekt hörte, war er elektrisiert und schon bald Mitglied in dem Verein Leinewelle, dessen 1. Vorsitzender der Leinewellen-Initiator Heiko Heybey ist. Für Heybey ist der surfende Pastor eine Bereicherung des Vereins. „Wir freuen uns über sein Engagement bei uns, er packt auch ehrenamtlich an“, sagt Heybey. „Menschen mit Sozialkompetenz wie Pastoren oder Pädagogen können einen wertvollen Beitrag zum Gemeinschaftsgefühl in einem Verein leisten.“ Der Verein Leinewelle sei natürlich säkular und habe auch muslimische und atheistische Mitglieder. „Doch wenn Mitglieder ihre religiöse Orientierung mit einer offenen, unaufdringlichen und toleranten Haltung in das Vereinsleben einbringen, kann das für alle ein Gewinn sein“, sagt der Vereinsvorsitzende.

Das kommt einem Traum des sportlichen Pastor nahe: Sollte es einmal auch surfende Imame oder RabbinerInnen in Hannover geben, wäre Peti „glücklich über ein interreligiöses Treffen mit dem Surfbrett unterm Arm am Leineufer“. Platz dafür gäbe es auf den drei Liegestühlen mit der Inschrift „soulsurferhannover“, die Schmidt im Sommer an der Leinewelle aufstellen will.

Pastor Peter-Christian Schmidt ist in der Region Hannover geboren und aufgewachsen. Nach seinem Theologiestudium in Göttingen und Atlanta, Vikariatsstellen in Rehburg und der Pressestelle der Landeskirche Hannovers trat er seine erste Pfarrstelle in der Gemeinde Alt-Garbsen an. Schmidt ist verheiratet und hat ein Kind.

Text: Sabine Dörfel

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