Minden. Der „erlösende“ Anruf kam um 1.25 Uhr von Karl-Heinz Clemens, Experte für die Beseitigung von Kampfmitteln bei der Bezirksregierung Arnsberg: „Die 1000 Kilogramm-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg ist entschärft.“ Nachdem die Bombe geborgen, auf einen Lastwagen gehievt und abtransportiert war, konnte um 2.20 Uhr endgültige Entwarnung gegeben werden. Die evakuierte Bevölkerung – 5.600 Menschen waren davon in Minden betroffen – durfte zurück in die Häuser. Rund 2.000 Bürgerinnen und Bürger hatten sich in der zentralen Anlaufstelle, dem Besselgymnasium und den benachbarten Sporthallen, eingefunden.
„Das war eine lange Nacht für alle Einsatzkräfte, den um 14 Uhr einberufenen Krisenstab der Stadt und die Mitarbeiter/innen in der Verwaltung“, zog Michael Buhre, Bürgermeister und Leiter des Krisenstabes, um 2.30 Uhr Bilanz. Er dankte allen Beteiligten und hob hervor, dass „alles hervorragend geklappt“ habe. Polizeidirektor Uwe Bogumil, Leiter der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz bei der Kreispolizeibehörde lobte in der nächtlich einberufenen Pressekonferenz die gute Zusammenarbeit zwischen Krisenstab, Feuerwehr, Hilfsorganisationen und Polizeibeamten. Um Mitternacht waren mehr als 570 Kräfte im Einsatz, darunter Feuerwehrleute aus Bielefeld, Herford, Lippe und dem Kreis Minden-Lübbecke sowie eine Polizei-Hundertschaft aus Bochum.
Die Verzögerung bei der eigentlich für 22 Uhr geplanten Entschärfung war vor allem in der großen Zahl der zu organisierenden Transporte von bettlägerigen und behinderten Menschen begründet, berichtete der Leiter der Feuerwehr Minden, Heino Nordmeyer. Insgesamt brauchten 150 Menschen Unterstützung und mussten teilweise aus ihren Wohnungen und Häusern getragen und zur Betreuungsstelle beziehungsweise zum Klinikum transportiert werden. Aber auch einige Bewohner/innen, die sich weigerten, ihre Häuser zu verlassen, bereiteten Probleme. Hier musste schließlich die Polizei eingreifen.
Von der Evakuierung im Radius von 700 Metern um den Bombenfund war auch ein Alten- und Pflegeheim betroffen. Hier mussten 75 Bewohner/innen in andere Einrichtungen gefahren oder von Einsatzkräften transportiert werden. Viele hundert Anrufe gingen bei der um 17 Uhr eingerichteten Hotline der Stadt ein. Die ursprünglich mit vier Mitarbeiterinnen bestückte Telefonanschluss musste schnell auf sieben Ansprechpartner/innen aufgestockt werden.
Die Polizei hat mit ihren Kräften 32 Absperrstellen besetzt. Dadurch war gesichert, dass kein Fahrzeug und keine Personen, ab 21 Uhr mehr den abgesperrten Bereich befahren beziehungsweise passieren konnte. Die Evakuierung hatte um 19 Uhr begonnen und wurde nach sechseinhalb Stunden wieder aufgehoben.
Bei Bauarbeiten ist am Vormittag des 28. Juli in Minden an der Ecke Rodenbecker Straße/Ringstraße ein Bagger auf einen „metallenen Gegenstand“ gestoßen. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Arnsberg identifizierte den Fund als eine in den USA hergestellte Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg mit 1000 Kilogramm Sprengkraft. Die Bombe hatte laut Karl-Heinz Clemens zwei Zünder und musste laut einem Erlass des Innenministeriums NRW „unverzüglich entschärft“ werden. In dem Bereich des Bombenfundes unterhalb des Radweges in der Rodenbecker Straße hat das Unternehmen Westfalen-Weser Versorgungsleitungen (Gas und Wasser) legen wollen. „Die Bauarbeiter haben nach dem Fund in rund 1,50 Meter Tiefe sofort richtig reagiert und die Polizei benachrichtigt“, so der Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Thomas Bensch am Nachmittag.