Abrisspolitik Petershagen seit 1945

Petershagen: Wirtschaftsentwicklung mit Tourismus funktioniert nur mit historischer Identität.

Abrisse der Altbauten bedeutet, die Identität zu verlieren und in die Beliebigkeit abzugleiten. Das hat die Politik in Petershagen leider bis heute nicht begriffen, denn „bereits vor 30 Jahren verhinderte eine mangelnde Zielsetzung der Stadt im Hinblick auf ihre historischen Bauten die Aufnahme Petershagens in den Arbeitskreis Historischer Altstädte von Westfalen“ ,

schreibt die  Ortsheimatpflege Petershagen in ihrer Internetmitteilung vom 28.08.09.

Positive Alleinstellungsmermale sind wichtig

So will man auf der einen Seite den Tourismus als Wirtschaftsfaktor nutzen und vernichtet andererseits die Geschäftsgrundlage. Alleinstellungsmerkmale sind nicht nur in der Geschäftswelt wichtige Erfolgsindikatoren. Diese gelten auch für Städte und ihr Erscheinungsbild. Einkaufsmärkte, Einheitsbauten und übliche Geschossbauten findet man überall wo es keine anspruchsvolle Leitplanung gibt. Das ist wohl nicht das, was der Tourist als schön empfindet und so mancher Einwohner wohl auch nicht.

Ursachenforschung

Bezeichnend für Petershagen ist, dass es weder eine Stadtplanung gibt noch ganzflächige Bebauungspläne, die festlegen, was wo und wie gebaut und genutzt werden darf.

Das ist die typische Petershäger CDU – Schröder Politik, die aber der langjähriger Weggefährte (und fast Ehrenmitglied der CDU) Tüting von der SPD ebenfalls vertrat. Man wollte sich nirgendwo festlegen, damit man dann immer den Leuten gefällig sein konnte, die einem nahe standen.

Letztlich führte das zu unkontrollierten Zweckbauten mangels Planvorgaben, zu Abrissen, da das Alte nicht geschätzt und geschützt wurde und zu einer rein funktionalen Einstellung, wo Schönheit und Stadtgestaltung keinen Platz mehr hatte. Denkmalschutz wurde zu einem Hassbegriff, auch schon, weil die Verwaltung das Mittel nutze um eigene Machtansprüche und Wichtigkeit zu demonstrieren. Nur so ist zu erklären, warum gerade viele in Petershagen einerseits dem Altbaubestand so negativ gegenüber standen jedoch andererseits zu historischen Bild- und Filmvorführungen über das Früher in Massen strömten.

Auch die heutige Einstellung der Ratsparteien spiegelt noch die Sichtweise der 60ziger Jahre wider, denn viele, die heute noch im Rat aufgrund der Überalterung sitzen, sind die, die alles Alte als unmodern  ansahen und ablehnten und selbst die Abrisse in der Zeit förderten wenn nicht gar selbst vornahmen. So laufen sie auch veralteten Wirtschaftsmodellen hinterher wie größer besser schöner und meinen damit größere Märkte, größere Unternehmen, größere und mehr Neubauten, mehr Neubaugebiete und und und. Kommt ein Investor, meinen sie gleich, seine Wünsche umsetzen zu müssen, sind plötzlich wichtig und wägen nicht ab, welche Folgen das für die Stadt hat. Dabei dürfte doch klar sein, das dieser eine andere Interessenlage hat als die Bewohner selbst. Da steht dann oft Gewinnmaximierung gegen Wohnqualität, die letztlich auch über die Wohnstruktur entscheidet.

Letzte Chance für Petershagen

Petershagen und seine Bewohner müssen begreifen, dass sie mit dem Tourismus und der Verbesserung der Wohnqualität die letzte Chance haben, wirtschaftlich noch etwas zu bewegen. Ansonsten stirbt die Stadt mit den Folgen des weiteren Verfalls der Immobilienpreise, Wegzugs der Bewohner, Leerstand und Zerfall der Gebäude. Für den Tourismus gibt es nur noch ein Zeitfenster von knapp 30 Jahren. Dann gibt es die zahlungskräftigen Rentner und Pensionäre nicht mehr und andere  Gemeinden konkurrieren um den Rest der verbliebenen Touristen. Bevölkerungsrückgang, Überalterung und Landflucht mit dem Abbau der Infrastrukturen wird den Erosionsprozess beschleunigen wenn nicht endlich ein Umdenken stattfindet.

Bilddokumente der Abrisse in der Hauptstraße von Petershagen seit 1945 unter:
Ortsheimatpflege Petershagen

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