Zu wenig Unterkünfte für Asylsuchende

Minden. Nachdem sich die Lage in den Erstaufnahme-Einrichtungen des Landes NRW und in den meisten 294 Notunterkünften momentan leicht entspannt hat, haben viele Städte und Gemeinden aktuell große Schwierigkeiten, die nahezu täglich ankommenden Asylsuchenden, die ihnen von der Bezirksregierung Arnsberg zentral zugewiesen werden, unterzubringen. In der vergangenen Woche kamen allein in einer Woche rund 90 Flüchtlinge in Minden an, meist alleinstehende, junge Männer. „Für diese Gruppe können wir derzeit keine Wohnungen zur Verfügung stellen und müssen sie zwingend in Gemeinschaftsunterkünften unterbringen“, fasst Erster Beigeordneter Peter Kienzle zusammen.

 

Die wenigen Wohnungen, die noch belegt werden können, seien für die Familien mit Kindern bestimmt. „Der Bereich Soziales hat derzeit alle Hände voll zu tun, angebotene Wohnungen zu sichten, Verträge mit den Vermietern abzuschließen und diese dann auch noch zeitnah einzurichten“, so Kienzle weiter. Für letzteres hat die Stadt in der vergangenen Woche angebotene Unterstützung der Bundeswehr dankend angekommen. An zwei Tagen waren zehn Soldatinnen und Soldaten im Einsatz für die Stadt, um Möbel aus einem angemieteten Lager in Wohnungen zu transportieren und hier aufzustellen.

 

Großes Anliegen ist der Stadt Minden ist derzeit vor allem die Unterbringung der vielen alleinstehenden Männer, die meist aus Syrien und Afghanistan, aber auch aus Albanien und Pakistan kommen. Hierfür gibt es auch in den Gemeinschaftsunterkünften, die im ganzen Stadtgebiet verteilt sind, kaum noch Plätze. „Wir stehen jede Woche, wenn das Fax der Bezirksregierung Arnsberg kommt, vor einer neuen Herausforderung, für die wir immer nur eine kurzfristige, aber keine mittelfristige Lösung haben“, erläutert der Erste Beigeordnete die Situation.

 

Die Stadtverwaltung hat in den vergangenen Wochen zahlreiche Immobilien und Grundstücke geprüft sowie mit Eigentümern besprochen. Diese Optionen seien im Verwaltungsvorstand diskutiert worden. Als eine Lösung habe sich die Nutzung der leerstehenden Grundschule Leteln herauskristallisiert, die nun zur Realisierung kommt, so Kienzle. Die Schule wird ab Mittwoch, 25. November, von beauftragten Handwerkern für den Übergangszweck hergerichtet. Die Arbeiten, die hier anstehen, seien zum überwiegenden Teil Brandschutzmaßnahmen, wie die Installation einer Notbeleuchtung, die Ertüchtigung von Türen sowie die Bildung von Brandabschnitten durch Trockenbaumaßnahmen. Auch stehe eine grundsätzliche Reinigung der Turnhalle und des Schulgebäudes an. Teilweise müssen auch Sanitäranlagen erneuert werden, fasst Jörn Schunk, Leiter der Gebäudewirtschaft zusammen.

 

„Wir planen, dass die seit Anfang Februar 2011 leerstehende Schule und die Turnhalle voraussichtlich ab Ende Januar 2016 als vorübergehende Gemeinschaftsunterkunft für ca. 100 Asylsuchende genutzt werden kann“, berichtet Stadtkämmerer Norbert Kresse, der auch für die Gebäudewirtschaft verantwortlich ist. Für Grundschule Leteln liegt grundsätzlich ein Verkaufsbeschluss vor. Da die planerischen Voraussetzungen für den konkreten Erwerb aber noch nicht vorliegen, ist in Abstimmung mit dem Erwerber eine vorübergehende städtische Nutzung für die Flüchtlingsunterbringung abgestimmt worden.

 

Die ca. 100 zugewiesenen Flüchtlinge sollen in Leteln von einem Caterer versorgt und von einem Sozialarbeiter/einer Sozialarbeiterin betreut werden. Auch ein Hausmeister wird eingesetzt. Mit Beginn der Bautätigkeiten in der ehemaligen Schule hat die Stadt Minden für die Bewachung des Objektes einen Sicherheitsdienst beauftragt. Dieser ist ab sofort aktiv. Die umliegenden Anwohner wurden am vergangenen Montag (23. November) vom Leiter des Bereiches Bürgerdienste Helmut Kruse, vom Ortsvorsteher des Stadtbezirkes Leteln-Aminghausen, Heinrich Weihe, und dem Stadtverordneten Martin Haß persönlich informiert. „Die Nachricht wurde überwiegend positiv aufgenommen. Einige Bürger haben sogar gefragt, ob Spenden benötigt werden“, berichtet Helmut Kruse.

 

Die zweizügige Grundschule Leteln wurde nach einem Ratsbeschluss im Juli 2010 zum Ende des ersten Schulhalbjahres 2010/2011 aufgelöst. Neue Schüler/innen wurden ab dem Sommer 2011 nicht mehr aufgenommen, die Klassenräume aber noch bis Juli 2013 weiter genutzt, bis am Standort Dankersen alle Voraussetzungen für eine gemeinsame Beschulung geschaffen wurden. Im Zuge der Schulentwicklungsplanung hatte der Rat beschlossen, die Zahl der Grundschulen von 16 auf zehn zu reduzieren. Einige Standorte wurden ganz aufgegeben, andere mit anderen Grundschulen zusammengelegt.

 

Bildquelle: Pressestelle Stadt Minden