Widerstand gegen Schließung des Alten Amtsgerichtes

So langsam hat man das Gefühl, die Stadt wird von der Politik und Verwaltung abgewickelt. Schulen und Kindergärten schließen, Läden verschwinden, die Bürger werden weniger und das Geld der Stadt auch.

 

Abwicklung der Stadt durch Rat und Verwaltung
Nun soll die Begegnungsstätte Altes Amtsgericht im Ort Petershagen geschlossen werden. Aus wirtschaftlichen Gründen. Zu teuer, zu großer Reparaturstau – sagt die Verwaltung und angeblich die Politik.
Petershagen, die zweitgrößte Flächengemeinde in NRW mit 29 Ortschaften bildet mit seinen knapp 4000 Einwohnern und aus der Historie heraus den eigentlichen Kern des Stadtgebildes. Ursprünglich waren die 29 Einzelgemeinden selbstständige Einheiten und wurden im Rahmen der Kommunalen Neuordnung 1973 zu einer Stadt zusammengelegt. Was aber zunehmend verdrängt, nicht akzeptiert oder nicht wahrgenommen wird. So wird von der Politik danach entschieden, was den geringsten Widerstand bringt. Stück für Stück, mal in der Ortschaft, mal in der anderen verschwindet eine Einrichtung und die Infrastruktur damit auch. Nun die Begegnungsstätte Altes Amtsgericht.

 

Protest wird organisiert
Wie immer, wenn es fast zu spät ist, mucken einige Bürger auf und eine Bürgerinitiative lud zur Protestversammlung in die Gaststätte Alten Bahnhof von Petershagen ein. Der Moderator Georg Klinksiek erläuterte die Ziele und Gründe dieser Veranstaltung. Man wolle nicht nur das Alte Amtsgericht erhalten, sondern sogar die Aktivitäten erweitern. Gleichzeitig sollen die Kosten reduziert und die Einnahmen gesteigert werden.
Beteiligt an der Initiative wären die AG der Frauen, der Verein Rast im Knast, Die Petershagen Initiative und das Werbeblättchen Petershäger Anzeiger.
Der Gewerbeverein von Petershagen durfte nicht mitmachen, berichtete der Vorsitzende Jörg Borcherding, der auch im Ortskern von Petershagen ein Geschäft betreibt und Vermieter von mehreren Läden ist. Borcherding:“ Bei den ersten zwei Treffen war ich noch beteiligt, dann hatte ich den Eindruck, dass die Initiative eher allein tätig sein wollte.“
Das fängt ja gut an.

 

Taten der Initiative
Die Mitinitiatorin Frau Hollmann erläuterte dann die bisherigen Aktivitäten: „zwei Mal waren sie bei der Stadt und am 31.03.15 beim Bürgermeister Blume. Außer einem Artikel in der heimischen Presse am nächsten Tag gab es keine Ergebnisse. Am 23.04.15 wurde ein Brief mit konkreten Fragen an den Bürgermeister geschrieben. Bis heute gibt es noch keine Antwort.“
Bezeichnender Weise waren sowohl von der Politik als auch der Verwaltung keine Vertreter außer dem Ortsbürgermeister da. Der Stadtbürgermeister Blume sah wohl keine Notwendigkeit sich den Bürgern zu stellen, die immerhin in einer Stärke von ca. 90 Personen erschienen waren. Vielleicht wollte man die Sache totlaufen lassen, so funktioniert es ja meistens.

 

Die Sicht des Ortsbürgermeisters Wilhelm Lange
Immerhin, der Ortsbürgermeister Willhelm Lange äußerte sich moderat kritisch. Er teilte mit, dass er am 31.03.5 dabei war und dort zum ersten Mal gehört, dass dem Pächter der Begegnungsstätte gekündigt worden sei. „Es wäre gekündigt worden wegen der desolaten Haushaltslage, um Kosten einzusparen.“ Er beschrieb die bisherigen vielfältigen Nutzungen wie Rast im Knast (Übernachtungen in ehem. Zellen), Ausstellungen, Trauungen, die vermietete ehm. Richterwohnung und die Polizeistation. „Das ist eigentlich die Städtische Gallerie, die erhalten bleiben müsste. Die anderen sähen das so, als wäre das das Dorfgemeinschaftshaus von Petershagen, da müssten sich die Petershäger selbst darum kümmern.“ Man sollte auch den bisherigen Pächtern nicht die Tür zuwerfen. Schon vor denen sei es extrem schwierig gewesen, jemand für die Gastronomie zu finden. Die Verwaltung suche nun neue Pächter „Mit der Gastronomie steht und fällt das ganze Amtsgericht,“ war seine persönliche Meinung.

 

Da fragt man sich, warum denen überhaupt gekündigt worden ist. Es kam aus den Zuhörern der Hinweis, dass man immer sehr zufrieden mit den Wirtsleuten war und auch der Vertreter des Schützenvereins lobte deren sehr gute Arbeit.

 

Was soll passieren?
Nun will man dem üblichen Politikablauf etwas entgegen setzen. Es droht die letzte Ratssitzung vor der Sommerpause im Juni. „Es sollte noch vor der Ratssitzung diese Versammlung stattfinden, um nicht gegen unliebsame Ratsentscheidungen ankämpfen zu müssen,“ erläutert Herr Hollmann von der Initiative. Er möchte konstruktive Vorschläge einsammeln. Rückblicke mit Frustbewältigungen sollten unterbleiben, denn sie wären nicht für den jetzigen Zustand verantwortlich.

 

So kamen auch verschiedene Vorschläge von den Zuhörern. Von Austellungen bis Musikveranstaltungen reichte die Palette. Frau Hollmann von der Initiative trug dann die Ideen, was man im Amtsgericht machen könnte, vor, die bisher vorliegen. „Der Kulturbegriff muss weiter gefasst werden und darf nicht nur für einen kleinen Kreis gelten,“ erläuterte sie.
Frau Hollman war auch über die Ansichten der Verwaltung irritiert: „Die Verwaltung sagt immer, die Petershäger interessieren sich nicht für das Alte Amtsgericht. Das stimmt einfach nicht!“ Der Zuhörer Bennet Dragon berichtete, „auch die Jugend hat ein starkes Interesse an dem Bürgerzentrum“, denn die Mannschaften seines Sportvereins SC Petershagen, gingen dort häufig nach Spielen und Training hin und man schätze die Lifeübertragungen von Handball- und Fußballspielen dort.“

 

Die Finanzierung
Das Ratsmitglied Niederbracht sah trotz seiner Unterstützung für den Erhalt die Finanzierung kritisch: „Ideen sind gut, aber man muss auch das Wirtschaftliche sehen. Da unterstütze er den Bürgermeister. „Von den Sachen, die er bisher gehört hat, wird es keine wesentlichen Einnahmen geben.“ Frau Brunhild Wagner als Zuhörerin warnte vor dieser Sicht: „ Eine Belebung wird gesucht, die Geld bringt. Kultur kostet aber Geld und höchstens könnten mal einzelne Veranstaltungen kostendeckend sein. Grundsätzlich ist es nicht möglich, Kultur kostendeckend anzubieten.“Der Modorator Klinksiek erklärte, „wir wollen Kultur anbieten, für die Finanzierung muss die Verwaltung sorgen.“ Letztendlich waren sich fast alle einig, dass das Alte Amtsgericht erhalten bleiben muss. Wie man das hinbekommt, war unklar, denn der Rat hat hier die Entscheidung. So schlug der Zuhörer Jochen Lübke vor, „man muss einen Förderverein gründen, damit man Einfluss auf die Stadt hat. Man ist sonst immer von der Stadt abhängig.“

 

Forderungen an MdB Kampeter aus dem Kreis
Zum Schluss berichtete der Moderator Klinksiek von einem Gespräch über Fördermaßnahmen mit dem Bundestagsabgeordneten Kampeter, der für diesen Kreis zuständig ist. Der hätte nur auf die geringe Steuerkraft verwiesen und dass da nichts möglich wäre. Das wolle man sich nicht gefallen lassen. „Kampeter soll aufgefordert werden, wirklich mal die Verantwortung für diesen Kreis zu übernehmen. Dem müssen wir jetzt einmal auf die Füße treten. Dazu sollen möglichst viele Schreiben an ihn gerichtet werden, dass der mal tätig wird.“
Jedem Anwesenden wurde ein vorgefertigter Brief überreicht incl. Briefumschlag, den diese mit Ihrem Absender an Kampeter abschicken sollen. Darin wir darauf hingewiesen: „Das Amtsgericht ist der kulturelle Mittelpunkt der Stadt und ein Wegfall oder auch nur Einschränkungen wäre eine Katastrophe!“ Als Schlussforderung wird erwartet: „teilen Sie mir mit, was Sie konkret unternehmen werden.“

 

Das sind wir ja mal gespannt, Herr Kampeter!!!

 

» Brief an MdB Kampeter

 

Ein Resümee
Vielleicht hat doch der Zuhören Jochen Lübke recht: „Entscheidend ist, dass wir jetzt was tun. Da ist es doch egal, was in 10 Jahren ist.“

 

Mitmachliste
Zu allerletzt gab es noch die Möglichkeit, sich in eine Liste ein zu tragen, ob man bereit sei, aktiv an einer Initiative mit zu machen.

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