Versöhnung nicht ausgeschlossen

Man sollte mehr zusammen in Versammlungen reden und weniger E–mails schreiben“ war das Resümee eines BUND – Mitglied aus Herford.

 

Dass es am Ende noch eine versöhnliche Entwicklung gab, war nach dem spannungsgeladenen Anfang nicht unbedingt zu erwarten.

 

Frontenbildung in den Reihen

Mit dem Beginn der Mitgliederversammlung in den Räumlichkeiten des BÜZ Minden, zu der vom Landesvorstand und nicht vom Kreisgruppenvorstand eingeladen wurde, entlud sich eine lange angestaute Wut einiger Mitglieder gegeneinander, die eine Frontlinie durch die Reihen der Anwesenden deutlich machte. Auf der einen Seite die Gegner des Kreisgruppenvorstandes mit teilweiser Unterstützung des Landesvorstandes, die größtenteils aus Petershagen kamen und verstärkt wurden durch Frau Niemann, der Leiterin der Biologischen Station, und auf der anderen Seite die Unterstützer des Kreisgruppenvorstandes, die teilweise ihre Solidarität durch einheitliche T – Shirts deutlich machten. Die eigenen Positionen wurden zusätzlich durch verteilte Infobroschüren verdeutlicht, die die Frontbildung noch verstärkten.

 

Vorwürfe

Vorangegangen war eine Flut von Schreiben hauptsächlich des Kreisgruppenvorstandes, gespickt mit Vorwürfen gegen den Landesvorstand, dem u. a. unterstellt wurde, dass es erhebliche Verstöße gegen die Satzung gegeben hätte, er seine Macht missbraucht, Recht und Gesetz missbraucht, und die Kreisgruppe Minden – Lübbecke mit seinem Verhalten zerstören würde. Weiterhin hätte sich der Konflikt aus Sicht des Kreisgruppenvorstandes auch aufgebaut, weil sie u.a. sich gegen ein Gehalt für den Landesvorstand und der automatischen Gehaltserhöhungen der Mitarbeiter der Landesgeschäftsstelle ausgesprochen hatten, Tranzparenz in der Abrechnung der Beitragsanteile haben wollten, auf die umgehende Weiterleitung von Spenden für die Kreisgruppe bestanden hätten usw.. Es wurde scharf geschossen und wen wundert es, wenn zurückgeschossen wird.

 

Reaktionen

Die Absetzung des Kreisgruppenvorstand Minden – Lübbecke mit Lothar Schmelzer, Renate Kruse, Magdalene Borchers und Dr. Wolf Dieter Meier Credner wurde vom Landesvorstand in seiner Einladung zur Mitgliederversammlung damit begründet, es hätte „in den letzten Monaten vor Ort so unerfreuliche Entwicklungen gegeben, dass sich der Landesvorstand gezwungen sieht, im Rahmen seiner Aufsichtspflicht tätig zu werden.“ In seinem Eröffnungsstatement erklärte NRW-Landesvorsitzender Paul Kröfges, dass die Versammlung öffentlich sein soll, „da bisher eine einseitige Sicht dargestellt wurde.“ Ziel der Veranstaltung sei es, „eine gemeinsame Kassenprüfung gemeinsam mit dem Bundesvorstand vorzunehmen, um die Vorwürfe auszuräumen oder entsprechende Konsequenzen zu ziehen.“ Kröfges führte weiter aus, dass

  1. bei der routinemäßigen Überprüfung der Kasse 2010 festgestellt wurde, dass Barabhebungen vorgenommen wurden, wofür es keine Belege gab,
  2. der Landesvorstand viele Beschwerden erhalten hat weil es keine Mitgliederversammlung gegeben hätte, bzw. die Einladungen dazu nicht oder unvollständig verschickt worden seien,
  3. Pfändungsverfügungen des Finanzamtes vorlägen und der Landesvorstand sich verpflichten mußte, keine weiteren Auszahlungen mehr vorzunehmen,
  4. Termine zur Kassenprüfung vom Kreisgruppenvorstand immer wieder abgesagt oder nicht eingehalten wurden,
  5. die Gemeinnützigkeit nicht gefährdet werden sollte und deshalb der Landesvorstand beschlossen hatte den Kreisvorstand abzusetzen.

NRW-Schatzmeister und Zweiter Bundesvorsitzender Klaus Brunsmeier zeigte sich enttäuscht ob der Vorwürfe: „man hat kübelweise Anschuldigungen über mich ausgeschüttet“ und entkräftet sogleich einen davon indem er erklärt, dass „nach den 10 Jahren ich mich nicht um einen Vorsitz bemühen werde. Ich will weder Landes- noch Bundesvorsitzender sein.“

 

Brunsmeier: Eigentlich eine Lappalie

Dann kam er auch auf den eigentlichen Punkt der beabsichtigten Prüfung. Im Fokus steht hauptsächlich der Haushalt 2010. „Es sind eine Menge Barabhebungen erfolgt. Die Kassenführerin Magdalene Borchers wurde gefragt, wie diese sich zusammen setzen, aber das wurde nicht beantwortet. Es bestanden Bedenken wegen der Gemeinnützigkeit. Es war eigentlich eine Lappalie, sie wollten sich lediglich die Unterlagen 2010 ansehen, da sie befürchteten, dass sie evtl. wegen der Gemeinnutzigkeit belangt werden könnten.“

In den nachfolgenden Beiträgen wurde dann deutlich, dass die Kassenprobleme ab dem Jahr 2010 begonnen haben. Damit verbunden war ein Wechsel der Kassenführung und letztendlich ging es ausschließlich um die Barabhebungen, die zwar belegt waren aber nicht zur Zufriedenheit des Landesvorstandes.

 

Prüfung durch Steuerberaterin war erfolgt

Hierzu verteilte der alte Kreisvorstand ein Schreiben der Steuerberaterin und Diplom-Kauffrau Simone Riechmann, worauf Elisabeth Schmelzer in ihrer Gegenrede auch mehrfach einging, in dem erklärt wurde, „in Ihrem Auftrag habe ich die Prüfung Ihrer Buchhaltung vorgenommen. (…) für die Barabhebungen gibt es Belege, die genau mit den Abhebungen übereinstimmen. Auch hier wurde alles dokumentiert.Über die einzelnen inhaltlichen Vorgänge wurde keine Prüfung vorgenommen. Es wurden keine Aufwandsentschädigungen und auch keine Fahrtkosten an die einzelnen Vorstandsmitglieder ausgezahlt. Die Gemeinnützigkeit ist nach Vorlage der mir zur Verfügung gestellten Unterlagen nicht gefährdet.“

 

Fakten fehlten

Zu den konkreten Vorwürfen des Landesvorstandes hinsichtlich der Buchhaltung konnte der Landesvorstand keine Fakten benennen. Das war auch gar nicht möglich, da er die Unterlagen noch gar nicht gesehen hat. So kamen auch entsprechende Vorwürfe aus dem Publikum, warum die Mitgliederversammlung heute am 20.09.2012, und nicht erst nach der Prüfung der Unterlagen, stattfindet.

Wie so oft hat alles eine Vorgeschichte, wie Elisabeth Schmelzer bemerkte, denn die Vorwürfe und teilweise persönlichen Anfeindungen in der Versammlung machten deutlich, dass es nur vordergründig um die Kassenprüfung ging. Der Umfang der Barabhebungen beläuft sich laut Schreiben des Landesvorstandes vom 14.09.2012 auf 2.350- € und hierbei wird bemängelt, dass „diese fälschlicherweise als Ausgaben und nicht als durchlaufende Posten gebucht waren.“

 

Friede der Erde und seinen Beschützern

Im Endergebnis fasste es der Herforder BUND – Gast aus Herford treffend zusammen: „man soll mehr zusammen in Versammlungen reden und weniger E-mails schreiben.

Das ist sicher eine Kritik, die sich der Kreisvorstand zu Herzen nehmen muss. Vorwürfe sollten sachlich vorgetragen und belegt werden.

Ebenfalls sind Transparenz und geordnete Mitgliederversammlungen eine wesentliche Voraussetzung für die vereinsinterne Demokratie. Wenn der Verdacht aufkommt, wie es das Mitglied Frau Niemann formulierte,: „es besteht der Verdacht, dass hier gesiebt wird und bestimmte Leute keine Einladung bekommen.“ hilft es dann auch nicht, wenn die sonstige Arbeit des Kreisvorstandes ausdrücklich vom Landesvorstand gelobt wurde. Die Mitglieder haben ein Anspruch auf Transparenz. So war denn am Schluss auch klar, dass mehr miteinander und weniger übereinander gesprochen werden muss. Der Landesvorstand zeigte sich dann auch gnädig und genehmigte dem noch abgesetzten Kreisvorstand im Rahmen des Projektes „Vom Schulacker auf den Mensatisch“ einen Preis als BUND – Kreisvorstand entgegen zu nehmen. Das Projekt „Wilde Ferientage“ der BUND-Kreisgruppe Minden Lübbecke“ bekommt 250 Euro für sein engagiertes Umweltbildungsprogramm mit Kindern in den Schulferien.

Weiter geht es dann nach der heutigen Prüfung ( 20.09.12) der Buchhaltung und der dann zugesagten Mitgliederversammlung durch den Landesvorstand, „um die Vorwürfe auszuräumen oder entsprechende Konsequenzen zu ziehen.“

 

Vorlagen zur Mitgliederversammlung am 14.09.2012:

» Stellungnahme des Landesvorstandes BUND/NRW

» Jahresbericht des Kreisgruppenvorstandes Minden/Lübbecke

» Prüfbericht der Steuerberaterin Riechmann zur Buchhaltung 2010

 

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