Stadtbibliothek Hannover ist omnipräsent

Stadtbibliothek Hannover ist omnipräsent
Stadtbibliothek Hannover ist omnipräsent – für alle Altersgruppen, in den Stadtteilen, in Schulen, Kitas und Kulturzentren und als Arbeits- und Studienort. Foto: pixabay.de

Hannover. In der Stadtbibliothek Hannover hat die vielbeschworene Digitalisierung eine lange Tradition. Online-Kataloge, der online-Blick ins eigene Ausleihkonto, die online-Vormerkung und ein informativer Auftritt unter hannover.de mit Zugang zu digitalen Medien (e-Books, e-Zeitschriften, e-Zeitungen oder e-Hörbücher) in deutscher, englischer und russischer Sprache sind seit vielen Jahren eingeführte Dienstleistungen. Und die Nachfrage nach digitalen Medien steigt kontinuierlich und macht mittlerweile über zehn Prozent der Entleihungen aus. Sehr gut angenommen wird das neue Film-Streaming-Angebot, während die Nachfrage nach den neu eingeführten Sprachlernprogrammen noch gesteigert werden kann. Mit ihrem umfangreichen Angebot und den vielen digitalen Angeboten ist die Stadtbibliothek Hannover eine 24/7-Bibliothek – rund um die Uhr bequem von unterwegs oder zuhause aus erreichbar, ohne eine Einrichtung aufsuchen zu müssen.

Raum kre@tiv/057:

In der Zentralbibliothek wurde Mitte 2018 ein separater Raum eingerichtet, in dem medienpädagogische Workshops oder e-Reader-Sprechstunden durchgeführt werden können und in dem auch die Kinderjury zum Testen neuer Spiele für den deutschen Kindersoftwarepreis „TOMMI“ tagt.

Tonies:

Als neues Medium sind Tonies in das Ausleihangebot aufgenommen worden. Die Tonies sind kleine Figuren, mit deren Hilfe Geschichten von einer Wiedergabebox abgespielt und gehört werden können. Die Verlage sind äußerst kreativ, um Kinderbücher und das Geschichtenhören attraktiv zu machen.

IPads:

Neu sind IPads zur Nutzung im Haus durch die Kunden (Ausleihe in der Zentralbibliothek) – ein Beitrag zur Überwindung der digitalen Spaltung für alle Menschen, die kein solches Gerät besitzen, und natürlich auch ein Beitrag für diejenigen, die kein internetfähiges Gerät dabeihaben. Dass IPads auch für die Vermittlung von Medienkompetenz, zum Beispiel im Unterricht von Schulklassen in der Stadtbibliothek, zur Vorbereitung von Facharbeiten oder bei Nachmittags- oder Ferienangeboten zum Einsatz kommen, versteht sich für zeitgemäße Bibliotheksarbeit von selbst.

Besuche und Verweildauer:

Die Zahl der Besuche ist entsprechend mit 1.421.542 (gegenüber 1.463.867 in 2017) leicht gesunken. Da vom Augenschein her der Besuch in den Einrichtungen sehr stark ist, wurde in der Zentralbibliothek eine Befragung zur Aufenthaltsdauer durchgeführt, die zeigt, dass sich knapp zwei Drittel der Besucher*innen länger als eine Stunde in der Stadtbibliothek aufhalten, 23 Prozent der Gesamtbesucher*innen sogar länger als drei Stunden bleibt und liest oder arbeitet. Diese Zahlen belegen die Entwicklung der Stadtbibliothek von einer Ausleihstelle zu einem stark frequentierten Arbeits- beziehungsweise Studienort. Entsprechend wurden 2018 weitere Teilbereiche in der Zentralbibliothek umgestaltet und mit funktionalen Arbeitstischen und das gesamte Haus mit einer besseren WLAN-Verbindung ausgerüstet.

Leseförderung:

Dass Lesen auch in der digitalen Welt die wichtigste Kulturkompetenz ist, steht derzeit außer Frage. Lesen ist Kernkompetenz für soziale und kulturelle Teilhabe. Ob das angesichts zunehmender Sprachsteuerung und der Möglichkeit zur Sprachausgabe längerfristig für alle Wissens- und Informationsfragestellungen so bleiben wird, wissen wir nicht.

Das Engagement der Mitarbeiter*innen der Stadtbibliothek im Bereich der Leseförderung bleibt wichtig. Kooperationen bestehen mit Kitas, Schulen und anderen Akteuren der Stadtgesellschaft, denn Lesen braucht angesichts (zu) hoher Analphabet*innenraten Breitenförderung. Lesefreude und Textverstehen sollen dabei gleichermaßen gefördert und die Schulen bei ihrer wichtigen Aufgabe unterstützt werden. Die Zahl der für Kinder und Jugendliche durchgeführten Veranstaltungen wurden gegenüber dem Vorjahr (3.500) auf 3.800 erhöht und damit weit über 50.000 Kinder und Jugendliche erreicht. Damit wird das Ziel des Rates, zu 60 Prozent der in Hannover lebenden Kindern und Jugendlichen jährlich in Kontakt zu kommen, erreicht.

Die Stadtbibliothek geht immer mehr auch nach außen: Vorlesen auf Kinderspielplätzen, der jährliche Bilderbuch-Sonntag (2019: die 11. Veranstaltung am 10. Februar im gesamten Pavillon), das Lesefest „Salto Wortale“ im Zirkuszelt und auf der Wiese neben dem Rathaus vom 26. bis 29. Mai 2019, die zentrale Jugendbuchwoche und die Jugendbuchwanderausstellungen in rund 30 Schulen, das Lesementoring, Tage der Offenen Tür oder Stadtteilfeste sind Orte, an denen die Stadtbibliothek aktiv ist, um neue, potentielle Nutzer*innen anzusprechen – junge und ältere.

Knapp 50 Prozent der 71.000 Bibliothekskund*innen sind unter 18 Jahre. Diese Altersgruppe ist damit in der Stadtbibliothek weit überproportional zur Wohnbevölkerung vertreten, wo sie nur 15 Prozent ausmacht.

Entleihungen und Neuanschaffungen:

Auch die Zahl der Entleihungen und Downloads hat sich 2018 gegenüber dem Vorjahr leicht verringert: von 4.338.122 auf 4.277.008. Dabei steigt weiterhin die Zahl der Entleihungen von e-Books (Anstieg um 30 Prozent gegenüber 2017) und die Nutzung der angebotenen Datenbanken (plus 50 Prozent) an.

Rund 82.500 neue Medien hat die Stadtbibliothek Hannover 2018 erworben und inventarisiert. Mit dem 1,1 Mio. Einheiten umfassenden Medienangebot bleibt die Stadtbibliothek Hannover attraktiv und sorgt dafür, dass die Bibliotheksbesucher*innen sowohl im online-Katalog als auch im Regal vor Ort ein umfangreiches, aktuelles Angebot vorfinden.

Trends und Themen 2018

Bei den Erwachsenen sind in der gedruckten Belletristik Krimis und Thriller ungebrochen beliebt, je blutiger, umso lieber. Stark nachgefragt bei den Romanen waren Christian Berkels spannungsreicher Familienroman „Der Apfelbaum“ (ein interessantes Epos über die deutsche Geschichte), Daniel Kehlmanns historischer Roman „Tyll“, die drei Bände der französischen Autorin Virginie Despentes: „Das Leben des Vernon Subutex“ haben auch in Deutschland als Bestseller eingeschlagen (ein Parforce-Ritt durch alle gesellschaftlich aktuellen Themen) und der neue Roman von Maja Lunde über „Die Geschichte des Wassers“. (Mit ihrem ersten Buch „Die Geschichte der Bienen“ war die norwegische Autorin viele Monaten auf den vorderen Plätzen der Bestsellerlisten zu finden.) Auch Hörbücher aller Genres werden weiterhin viel entliehen.

Im Bereich der Sachbuchliteratur sind aktuell stark nachgefragt alle Themen rund um Veränderungen des Lebens durch die Digitalisierung und Fragen zur Künstlichen Intelligenz, zu Kryptowährungen und Blockchain sowie zur Datensicherheit. Außerdem die Themen Gefährdung der Demokratie durch Populismus, Fake News sowie Verschwörungstheorien oder Veränderungen der Arbeitswelt (Arbeit 4.0 und Industrie 4.0). Festzustellen ist ein verstärkter Blick auf Ostdeutschland und das Verhältnis Ost-West. Im Umweltbereich interessieren besonders das Insekten- und das Vogelsterben, der Plastikmüll und der Klimawandel.

Im Managementbereich interessieren Online- und Influencer-Marketing, Fragen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements, Personalmanagement mit dem Schwerpunkt Diversity sowie Agiles Arbeiten. Auf der individuellen Ebene stehen Themen wie Achtsamkeit, Meditation, Yoga, Persönlichkeitsentwicklung, Mentaltraining oder Ratgeber zu „Optimiere dich selbst“ hoch im Kurs. Auch der Trend zu Hygge / Gemütlichkeit setzt sich fort. Auffallend ist das anwachsende Interesse an Japan. Hier ist Ikigai – Japanische Lebenskunst –mit Büchern, wie „Finde dein Ikigai“ oder „Ikigai – Gesund und glücklich hundert werden“, das neueste Thema.

Bei den Personen geht der Blick oft in die USA. Stärker als Donald Trump war allerdings Michelle Obama nachgefragt.

Bei kleinen Kindern und Eltern sind Bücher mit Tiptoi-Stiften weiterhin gefragt. Jahrelang waren die Zauberer das umsatzstärkste Segment auf dem Buchmarkt in der Kinderliteratur für die älteren. Inzwischen ist das Thema Magie der neue Trend, Mädchen fühlen sich davon besonders angesprochen. Ausleihstark sind die Bücher: „Die Duftapotheke“ von Anna Ruhe, „Die Zauberschneiderei“ von Ina Brandt, „Die Glücksbäckerei“ von Kathryn Littlewood oder „Die Finstersteins“ von Kai Lüftner.

Die Kombination aus Erzähltem und Digitalem setzt sich bei den Kindern fort: Auf dem Markt schon seit zirka zwei Jahren präsent sind Tonies, Figuren, mit deren Hilfe sich Kinder eine Geschichte erzählen lassen können. Das Einstiegsangebot der Stadtbibliothek Hannover zu diesem Thema ist stark nachgefragt.

Die Nachfrage nach Spielen ist ungebrochen: Für die älteren Kinder und die Jugendlichen gibt es Konsolenspiele, die sehr gut laufen und die bei Gaming-Nachmittagen in den Stadtteilbibliotheken auch gemeinsam ausprobiert werden. Ein echtes Familienangebot sind Gesellschaftsspiele, mit denen ganz analog gemeinsam gespielt werden kann. Sie sind in der Zentralbibliothek und in vielen Stadtteilbibliotheken ausleihbar, können aber auch direkt in den Einrichtungen gespielt werden.

Provenienzforschung:

Mit der Provenienzforschung in den älteren Bibliotheksbeständen setzt die Stadtbibliothek ihren verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Geschichte fort. Seit August 2017 konnten bereits unter den über 90.000 Zugängen der Jahre 1945 bis 1955 über 600 Bände mit NS-Raubgut-Verdacht identifiziert werden. Doch ist die systematische Durchsicht der Bestände noch nicht abgeschlossen. Einige Beispiele, bei denen bereits die ursprünglichen Eigentümer*innen ermittelt werden konnten, sind derzeit in der Ausstellung „Spuren der NS-Verfolgung“ im Museum August Kestner zu sehen. Auch wenn das Projekt im Sommer 2019 ausläuft, soll die Arbeit fortgesetzt und in die Regelaufgaben der Stadtbibliothek überführt werden.

Ausblick

Neben der Fortsetzung der Provenienzforschung stehen im Jahr 2019 stehen folgende Maßnahmen an:

  • Mit einem neuen Lastenfahrrad wird die Stadtbibliothek noch mehr außer Haus in den Stadtteilen unterwegs sein.
  • Das neue Fahrbibliotheksfahrzeug wird ab Spätsommer an die Haltestellen im Stadtgebiet fahren und ein breites Medienangebot bereitstellen. Die Fahrbibliothek ist ein wichtiger kultureller Partner in den Stadtbezirken, deshalb beteiligt sie sich mit kleinen Veranstaltungen (z.B. Kamishibai oder Großspielen) bei Festen und Aktionen.
  • Hannover wird am 6. und 7. September 2019 Ort des 1. Internationalen Fahrbibliothekstreffens sein. Aus diesem Anlass gibt es am 7. September 2019 auf der Goseriedeplatz ein buntes Veranstaltungsprogramm unter anderem mit zahlreichen Fahrbibliotheken – Busse und LKWs – aus Deutschland und Nachbarländern.
  • Das Programm der Neumöblierung von Stadtteilbibliotheken wird in Herrenhausen und Misburg fortgesetzt.
  • Da die Stadtbibliothek über einen einzigartigen Bestand alter hannoverscher Tageszeitungen verfügt, die sehr stark genutzt werden, soll hier ein Digitalisierungsprojekt starten.

 

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