Scharn als „grüner Raum“ in der Fußgängerzone

Minden. Als ein „zentrales Projekt mit Alleinstellungsmerkmal“ bezeichnete Bürgermeister Michael Buhre am Montagabend bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung die Neugestaltung der Fußgängerzone. Mindens Innenstadt werde damit moderner, attraktiver und barrierefreier. Zudem werde die Aufenthaltsqualität und Funktionalität erheblich verbessert, fasste Buhre zusammen. Ziel sei es insgesamt, Minden als regionales Zentrum – das heißt als Stadt zum Leben, Arbeiten und Einkaufen – zu sichern und zu stärken.

 

Rund 110 interessierte Bürgerinnen und Bürger, Anwohner/innen sowie Geschäftsinhaber/innen waren zur Veranstaltung unter dem Titel „Minden gestalten“ in den Großen Rathaussaal gekommen. Hier wurde in „kompakter Form“ – nach einem kurzen Rückblick von Achim Naujock (Leiter des Bereiches Stadtplanung) auf das bisher Geschehene – die Entwurfsplanung und die Ausführungsplanung für den zweiten Bauabschnitt „Scharn“ vorgestellt. Anfang Mai sollen hier die bis Mitte November 2014 terminierten Bauarbeiten beginnen. Auch präsentierte sich die Kreativgruppe Baustellenmarketing. Moderiert wurde der Abend von Klaus-Georg Erzigkeit, Beigeordneter für Städtebau und Feuerschutz.

 

Die von Volker Scholz (Büro Pesch und Partner, Stuttgart) vorgestellte Entwurfsplanung sieht vor, dass der Scharn drei nahezu gleich große Podeste erhält, um das vorhandene Gefälle auszugleichen und mehr Aufenthaltsqualität auf ebener Fläche zu bieten. Stufen gibt es nur auf der Ostseite, dazwischen bieten ca. 10 Meter breite Flächen Raum zum barrierefreien Queren. Auf alle drei Podeste werden 30 neu zu pflanzende Platanen verteilt. Außerdem gibt es sechs unterschiedliche Spielgeräte und 18 fest installierte Bänke – mit und ohne Rückenlehne sowie Lichtstelen. Die Podestflächen erhalten eine wassergebundene Decke, die insgesamt Atmosphäre verbreitet und den Bäumen „Luft zum Atmen“ verschafft. Scholz bezeichnete den Scharn als „grünen Raum“ in der Fußgängerzone. Dieses sei etwas Besonderes, das viele andere Städte nicht zu bieten hätten.

 

Eindrucksvoll – mit einem Langstock ausgestattet – demonstrierte der Vorsitzende des Beirates für Menschen mit Behinderungen der Stadt Minden, Eckhard Rüter, wie sich blinde und sehbehinderte Menschen im öffentlichen Raum orientieren. In der Fußgängerzone wird es künftig eine so genannte „taktile Leitlinie“, die Rillen hat und sich farblich vom hellen Pflaster absetzt, geben. Auch Rollstuhlfahrer/innen erhalten mehr Komfort durch die nur minimal geneigten Podeste, die von der Westseite her befahrbar sind, zudem durch ein ebenes Pflaster mit nur kleinen Fugen und einem einheitlichen Material. Bei Veranstaltungen, wie dem Mindener Weihnachtsmarkt, gebe es künftig keine für „Rollies“ schwer zu überwindenden Schwellen und Kabel mehr, weil mit Strom und Wasseranschlüssen im Boden verschwinden. Die Anregungen und Wünsche des Beirates seien zum größten Teil in der Planung berücksichtigt worden, hob Rüter hervor. Er sei mit der gefundenen Kompromisslösung zufrieden. Insgesamt gebe es künftig „mehr Barrierefreiheit für alle“ in der Innenstadt.

 

„Wir übernehmen das von Pesch und Partner gestaltete Paket und setzen es gemeinsam mit dem Büro Bockermann Fritze baulich um“, erklärte der neue Leiter der Städtischen Betriebe Minden (SBM), Peter Wansing, anschaulich den Begriff „Ausführungsplanung“. Diese sieht, wie Dr. Klaus Bockermann anschließend erläuterte, vor, dass die Versorgungsleitungen auf der Westseite des Scharns neu verlegt bzw. umgelegt werden und der Entwässerungskanal neu auf der Ostseite entsteht. Unterhalb der Podeste verlaufen keine Leitungen, hier soll es genügend Raum für die Platanen geben.

 

Jeder Baum erhält zwölf Kubikmeter Pflanzsubstrat zum Anwachsen. Die erforderlichen archäologischen Untersuchungen sollen parallel zur Baumaßnahme laufen, berichtete Bockermann. Begonnen werde mit den Arbeiten voraussichtlich auf der Ostseite. Nach dem jetzigen Stand ist vorgesehen, zunächst die Ostseite komplett fertig zu stellen, um die Erreichbarkeit der Geschäfte durchgehend zu gewährleisten und im Anschluss die Westseite neuzugestalten. Ein konkreter Bauablauf werde im weiteren Verfahren noch mit dem ausführenden Bauunternehmen abgestimmt, so Dr. Bockermann.


Nach jedem Kurzvortrag hatten die Bürgerinnen und Bürger Gelegenheiten für Fragen. Diese drehten sich um den Pflegeaufwand für die wassergebundene Decke, die Größe und Positionierung der Podeste, die gastronomisch genutzten Flächen, um Barrierefreiheit, die archäologischen Untersuchungen, den Lieferverkehr, Fahrradabstellplätze und die Ausschreibung für den zweiten Bauabschnitt.

 

Abschließend rief die Kreativgruppe Baustellenmarketing alle Anwesenden dazu auf, Ideen und Vorschläge für begleitende Aktionen einzubringen. Die Bauarbeiten im Abschnitt Bäckerstraße wurden mit einem Spatenstich, zwei Abschnitts-Festen, Modenschauen, Malaktionen, einer Namensfindung für das Baustellen-Maskottchen, roten Teppichen und aufgehängten Bannern begleitet, wie die Sprecherin der Kreativgruppe, Sigrun Lohmeier (Zentraler Steuerungsdienst, Stadt Minden), zusammenfasste: „Wir wollen die Bauphase positiv verkaufen und die Akzeptanz für die Maßnahme steigern.“

 

 

Bildquelle: Stadt Minden
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