Neue Planungen für das ehemalige Güterbahnhofsgelände

Bahnhof Minden mit ehemaligen Güterbahnhof
© Stadt Minden

Minden. Auf dem 43.000 Quadratmeter großen Areal soll nach einer Studie ein hochwertiges Gewerbegebiet entstehen. Eine nicht ganz leichte Aufgabe haben die Planer des Büros HPP Architekten GmbH (Düsseldorf) im November 2022 von der Stadt Minden erhalten. Sie sollten sich Gedanken über eine Rahmenplanung für das ehemalige Güterbahnhofsgelände machen, nachdem 2022 die über Jahre geführte Diskussion um eine Multifunktionshalle an diesem Standort beendet wurde. Der Rat der Stadt hatte in seiner Sitzung am 8. September mehrheitlich einen von der SPD eingebrachten Antrag beschlossen, neue Planungen für das rund 43.000 Quadratmeter große Areal aufzunehmen. Diese sollten unter anderem eine „alternative und zukunftsorientierte Nutzung sowie die Schaffung einer neuen Infrastruktur für eine moderne, dem Klimaschutz angepasste Mobilität“ beinhalten.

Zur Aufgabenstellung von Politik und Verwaltung hat Thomas Heimowski von HPP Architekten nun am vergangenen Mittwoch, 15. März 2023, im Ausschuss für Stadtentwicklung und Bauen eine städtebauliche Studie für das ehemalige Güterbahnhofsgelände vorgestellt. Dieses mit Schadstoffen belastete Grundstück hat die Stadt Minden Ende 2016 unter Stadtentwicklungsaspekten von der Aurelis Asset GmbH gekauft.

Die Altlastensanierung hat der AAV (Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung) 2018 übernommen, der einen Großteil der Kosten für die Sanierung trägt und eine Entscheidung der Stadt Minden für den Umfang der Sanierung benötigt. Das wird erfolgen, sobald seitens der Stadt Minden ein Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan mehrheitlich erfolgt. Dann sind für den AAV die Voraussetzungen erfüllt, um mit der Sanierungsuntersuchung fortzufahren, so der Bereich Stadtplanung. Daran anschließen werde sich die Erstellung des Sanierungsplans.

„Aus diesem Grund muss die alternative Planung nun auch vorangetrieben werden“, erläuterte der Beigeordnete für Städtebau und Feuerschutz, Lars Bursian, im Fachausschuss in seiner Einleitung. Der vorgestellte städtebauliche HPP-Entwurf mit zwei Konzepten für eine Überplanung des Geländes setze gute Impulse sei aber insgesamt offen. Die Studie, für die die Stadt Minden aus dem Städtebauförderprogramm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ eine Förderung in Höhe von 100 Prozent erhält, beinhaltet eine hochwertige ausschließliche gewerbliche Nutzung des Geländes. „Wohnen ist hier nicht vorgesehen, weil aufgrund des belasteten Bodens dafür eine sehr aufwändige Sanierung erfolgen müsste“, erläutert Lars Bursian auf Nachfrage aus dem Ausschuss.

Die Studie der Planer aus Düsseldorf sieht eine Hauptachse – entweder versetzt oder gerade – in Nord-Südrichtung vor, die das Gelände insgesamt als grüner Boulevard erschließt. Mehrere nach einer Seite hin U-förmige oder auch längliche Gebäudekomplexe (Riegel) sollen entlang der Achse entstehen. Es sind Aufenthaltsbereiche mit viel Grün vorgesehen und der Autoverkehr soll weitgehend aus dem Areal herausgehalten werden, erläuterte Thomas Heimowski den Vorschlag. Dafür gebe es am Rand für die Beschäftigten und Besucher*innen einen großen Parkplatz oder auch ein Parkhaus sowie Fahrradabstellmöglichkeiten. Die verkehrliche Erschließung könne über die Friedrich-Wilhelm-Straße oder die Festungsstraße – je nach Variante – erfolgen.

Vor der eigentlichen Planung haben sich die Architekten das Umfeld ganz genau angesehen, welches geprägt ist von ganz vielen unterschiedlich hohen Gebäuden mit vielfältigen Baustilen. Mitten auf dem Güterbahnhofsgelände liegt der ehemalige Lokschuppen, der unter Denkmalschutz steht. Dieser muss in die Planungen mit einbezogen werden und könne eventuell kulturell genutzt werden. In unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Güterbahnhof gibt es weitere Baudenkmäler, wie das von der Tucholsky Bühne genutzte Fort A und die leerstehende Bahnhofskaserne.

Ein großes Thema war für die Planer auch eine Lösung für einen Anschluss an das Bahnhofsgelände zu finden. Hier könne es in Höhe der jetzigen Fahrradstation eine Brücke für Fußgänger*innen geben, so Heimowski. Zur Bahntrasse hin soll zum Beispiel durch eine Schallschutzwand „ein Rücken“ gebildet werden, zum Fort A hin soll das Gelände durchlässig sein. Die vorhandene Infrastruktur solle mit der Planung gestärkt werden. Die Architekten sehen in diesem Gebiet ein „hochwertiges Zentrum mit Öffnung zum Umfeld.“ Mit der Planung könne auch das Quartier gestärkt werden, wenn beispielsweise soziale Einrichtungen oder auch Freizeit-Angebote im Areal geschaffen würden.

In der folgenden Diskussion gab es bereits Wünsche, wie zum Beispiel ein Begegnungszentrum zu schaffen. Das Gelände dürfe nachts nicht tot sein, warf Ortsbürgermeister und Stadtverordneter Dr. Konrad Winckler ein. „Wir haben hier eine Vision vorliegen und reden noch nicht von einer künftigen Nutzung. Das Gelände hat es sehr großes Potential, das sollten wir uns nicht schon jetzt verbauen und erst einmal weiter planen“, schritt der Ausschussvorsitzende Ulrich Luckner ein.

Das Gelände sei durch die Nähe zum Bahnhof sehr interessant für Unternehmen, ergänzte Beigeordneter Bursian. Es könne auch sein, dass sich in Kürze Investoren melden, die ein attraktives Grundstück für einen Neubau der Kreispolizeibehörde in Minden suchen. Auch die Stadt selbst könne sich Flächen sichern – für beispielsweise einen angedachten Neubau des Kommunalarchives und ein neues Magazin für das Museum. Eine Veranstaltungshalle sei auf diesem Gelände nicht mehr vorgesehen. Die Vermarktung der Grundstücke soll die MEW übernehmen. Dafür wurde am 9. März im Rat ein neuer Dienstleistungsvertrag beschlossen.

Weitere Informationen zum Güterbahnhofsgelände und zu den Altlasten

Die rund 43.000 Quadratmeter große Fläche liegt auf der rechten Weserseite, etwa 1,3 km nordöstlich des Stadtzentrums von Minden. Ab 1847 wurden auf dem Areal Werkstätten und Betriebsanlagen des Mindener Bahnhofs errichtet. Bereits ab 1880 entwickelte sich dort ein Güterbahnhof, der in den 1970er Jahren zum zentralen Knotenpunkt der Güterabfertigung im Kreis Minden-Lübbecke ausgebaut wurde. 1997 wurden der Güterbahnhof und die letzten Bahnbetriebswerkstätten geschlossen; seitdem liegt das Areal brach.

Auf einer ca. 7.000 Quadratmeter großen Teilfläche im Nordwesten befand sich von 1868 bis 1933 außerdem ein städtisches Gaswerk mit Ammoniakfabrik sowie ein Gasometer. Aus diesem Grund gibt es Altlasten. In früheren Gutachten wurden speziell auf dem ehemaligen Gaswerksgelände Verunreinigungen durch PAK, Cyanide und Kohlenwasserstoffe festgestellt. Die Fläche birgt aufgrund ihrer vorangegangenen Nutzung nicht nur ein beträchtliches Altlastenrisiko, sondern ist im Zweiten Weltkrieg zudem auch Bombardierungsziel gewesen (siehe Anlage zum aktuellen Sachstand der Altlastensanierung)

80 Prozent der Kosten für die Sanierungsuntersuchung, die Erstellung des Sanierungsplans und die eigentliche Sanierung der Fläche trägt der AAV, der finanziell im Wesentlichen vom Land NRW sowie von Kreisen/kreisfreien Städten und der Industrie getragen wird. „Die Kooperation mit dem AAV ist für uns sehr wichtig, um diese Brachflächen reaktivieren und einer neuen Nutzung zuführen zu können“, hebt Beigeordneter Lars Bursian hervor. Für die restlichen 20 Prozent der Sanierungskosten hat die Stadt Minden ausreichende Rücklagen gebildet.

Anlagen:

» Rahmenplan Gewerbepark Güterbahnhof copyright HPP Architekten

» Vision Güterbahnhof Minden copyright HPP Architekten

» Aktueller Sachstand der Altlastensanierung

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