„Meilenstein“ für Hafenprojekt RegioPort Weser gesetzt

Minden. Ein weiterer großer Schritt für die Realisierung des Hafen-Projektes RegioPort ist getan: Mit großer Mehrheit hat am vergangenen Donnerstag, 25. Juni, die Verbandsversammlung des Planungsverbandes RegioPort Weser den Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan verabschiedet. „Damit besteht in Kürze Baurecht für das Projekt, hebt Bürgermeister Michael Buhre, der gleichzeitig auch Verbandsvorsteher ist, hervor. Auf einem Grundstück in Minden-Päpinghausen, das die Mindener Hafen GmbH erworben hat, soll der neue Containerumschlagplatz direkt am Mittellandkanal entstehen. Geschäftsführer Joachim Schmidt rechnet im Herbst 2017 mit der Fertigstellung des neuen Terminals. Im Oktober dieses Jahres soll mit den Bau-Vorbereitungen für das Projekt begonnen werden.

 

Der neue Containerumschlagplatz mit nördlich angrenzendem hafenaffinen Gewerbegebiet ist ein Teilprojekt des Planungsverbandes RegioPort Weser. Der Ländergrenzen übergreifende Planungsverband wurde im August 2009 gegründet. Mitglieder sind der Kreis Minden-Lübbecke, der Landkreis Schaumburg, die Stadt Bückeburg und die Stadt Minden. Die Verbandsversammlung als politisches Gremium des Planungsverbandes hat je fünf von den vier beteiligten Gebietskörperschaften entsandte Mitglieder, also insgesamt 20, von denen bei der jüngsten Sitzung im Mindener Kreishaus 17 anwesend waren. 14 stimmten für den Satzungsbeschluss des Bebauungsplanes, zwei dagegen und ein Mitglied enthielt sich.

 

Malte Wittbecker, Leiter der Geschäftsstelle des Planungsverbandes, rief noch einmal den acht Jahre dauernden Gesamtplanungsprozess in Erinnerung, in den dessen Verlauf
vier Bürgeranhörungen durchgeführt und rund 90 Träger öffentlicher Belange beteiligt wurden. 25 Gutachter beziehungsweise Planungsbüros wurden für das Großprojekt beauftragt. 14 Mal traf sich die Verbandsversammlung und 74 Mal tagte der den Planungsprozess begleitende Arbeitskreis. Etwa 500.000 Euro an Planungskosten fielen allein beim Planungsverband an, weitere beim Vorhabenträger, der Mindener Hafen GmbH.

 

Als einen „Meilenstein“ im sechs Jahre bestehenden Planungsverband bezeichnete Bürgermeister und Verbandsvorsteher Michael Buhre den am vergangenen Donnerstag gefassten Beschluss. Malte Wittbecker und Jens-Peter Huesmann vom Planungsbüro Drees & Huesmann hoben die Ergebnisse der zweiten Anhörung heraus, nach der die Planung weitere Anpassungen in Fragen des Lärms, des Lichts und des Hafenbetriebs erfahren hat.

 

Baurecht besteht für den ersten Bauabschnitt des Containerhafens, wenn die Bekanntmachung über den Satzungsbeschluss veröffentlicht ist und wenn der Planfeststellungsbeschluss für die Anlegestelle vorliegt. Dieser ist von der zuständigen Wasser- und Schifffahrtsdirektion in Hannover zu erteilen und sollte im Herbst dieses Jahres vorliegen. Als ersten Schritt werden die Umschlag- und Stellflächen für die Container erstellt. Der Geschäftsführer der Hafen-GmbH geht von einer rund 20-monatigen Bauzeit ab Baubeginn aus. Wenn der neue Hafenstandort in Betrieb geht, ist auch die neue Schleuse fertig, die der Bund derzeit am Wasserstraßenkreuz baut. Das Projekt RegioPort Weser wird mit Mitteln aus dem Förderprogramm „Kombinierter Verkehr“ des Bundes zu 78,9 Prozent gefördert. Dieses Programm unterstützt Projekte, die alternative und kombinierte Transportwege beschreiben. „Vor allem die Wasserstraßen haben noch ausreichend Kapazitäten“, macht Schmidt deutlich.

 

Der Planungsverband bleibt bestehen. Er muss sich als nächstes mit der Aufstellung des Bebauungsplanes zur Neuordnung und Entwicklung des bestehenden Hafen- und Gewerbestandortes Berenbusch (Stadt Bückeburg) befassen und soll das beschlossene Monitoring in den folgenden Jahren begleiten. So soll in unterschiedlichen Abständen geprüft werden, ob sich die prognostizierten Wirkungen auch so einstellen, beziehungsweise ob die vorgegebenen Werte bezogen zum Beispiel auf Lärm, Licht und Verkehr eingehalten werden. Es soll stichprobenartige Lärmmessungen und alle zwei Jahre Verkehrszählungen geben.

 

Hintergründe für den Hafen-Neubau
Kapazitätsprobleme, aber auch die seit einigen Jahren vermehrt gebauten Großmotorgüterschiffe (GMS) mit 110 Metern Länge, die den jetzigen Hafen-Standort aufgrund der zu kleinen Schleusen in Minden nicht erreichen können, waren der Grund für die Pläne, direkt am Mittellandkanal einen neuen Containerumschlagplatz zu schaffen. „Mehr geht nicht“ heißt bald im Mindener Containerhafen. Stellflächen für Container und Bewegungs-Raum, den die mobilen Umschlagsgeräte (Reach-Stacker) benötigen, sind „an der absoluten Kapazitätsgrenze“, so der Geschäftsführer der Mindener Hafen GmbH, Joachim Schmidt. Mit 133.158 TEU (Twenty-Foot Equivalent Unit) – die gemessene Einheit in der Be- und Entladung von Containern – ist am Mindener Industriehafen 2014 die Zahl des bislang umschlagstärksten Jahres 2012 um 21 Prozent übertroffen worden. Bis Ende 2015 rechnet Schmidt mit 145.000 TEU.

 

Trotz Wirtschafts- und Finanzkrisen verzeichnete der 2002 eingerichtete Hafen ein ständiges Plus im Containerumschlag. Sechs Züge und fünf Schiffe aus Hamburg und Bremerhaven kommen derzeit wöchentlich in Minden an. Ein weiterer Zug mit Containern fährt von Minden über Bönen nach Duisburg mit Kühlcontainern. Auch hier ist der Hafen bereits an der Kapazitätsgrenze. „Weitere Aufträge dürften bis zur Fertigstellung des geplanten, neuen Hafens am Mittellandkanal nicht angenommen werden“, macht der Geschäftsführer deutlich. Und Interessenten gibt es einige.

 

Die Hafen GmbH, eine 100-prozentige Tochter der Mindener Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft, betreibt mit derzeit 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Zwei-Schichtbetrieb den Umschlag am Standort Industriehafen. Was ihn in der Region einmalig macht, ist die Trimodalität: Der Mindener Containerhafen kann per Schiff, Bahn und Straße erreicht werden. Die dort per Schiene oder Lkw anlandenden Container werden auf Schiffe geladen. Mit dem Schiff ankommende Einheiten gehen weiter per Bahn oder Lkw an ihre Empfänger. Gefüllt sind die weltweit einheitlich genormten Fracht-Boxen in Minden unter anderem mit Haushaltsgeräten, Tiefkühlwaren, Papier, Waren für Tierbedarf und Metall-Schrott.

 

Der Containerumschlag verzeichnet weltweit seit vielen Jahren einen riesigen Boom. Nahezu 90 Prozent aller Waren werden mittlerweile in Containern transportiert, die meist über die Seehäfen umzuschlagen sind. Von dort aus werden sie per Schiff, Bahn oder Lkw ins Binnenland weitertransportiert. Die Lagerflächen in den Überseehäfen sind begrenzt, deshalb muss der Weitertransport möglichst zeitnah erfolgen. Nach Minden besteht über die Weser (von Bremerhaven) oder über die Elbe und den Mittellandkanal (von Hamburg) eine gute wasserseiteige Anbindung. Über die Schiene bestehen überdies schnelle Verbindungen von und zu den norddeutschen Seehäfen.

 

Bildquelle: Planungsbüro Drees & Huesmann
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