Kriegsgräberstätten sind „Mahnmale für den Frieden”

Minden. „Die Kriegsgräberstätten sind die großen Prediger des Friedens, und ihre Bedeutung als solche wird immer mehr zunehmen“. Dieses Zitat des Arztes, Theologen und Philosophen Albert Schweitzer stellte der Vorsitzende des Volksbundes in Minden, Reinhard Tschapke, zum Auftakt der diesjährigen Haus- und Straßensammlung am gestrigen Montag heraus. Wenn zum diesjährigen Volkstrauertag wieder an das Ende des Zweiten Weltkrieges erinnert werde, „so gedenken wir hier der Millionen Kriegstote und vernehmen laute Stimmen dazu, dass es nie wieder Krieg geben darf“, fasste Tschapke zusammen. Aber die Stimmen seien leiser geworden und Kriege werden immer noch geführt. 70 Jahre nach Kriegsende gebe es kaum noch Zeitzeugen, die mahnen können. Umso mehr gewinnen die Kriegsgräber als Orte der Erinnerung an mehr als 60 Millionen Tote an Bedeutung.

 

Der Volksbund erfülle eine wichtige Funktion in der europäischen Wertegemeinschaft, sagte Bürgermeister Michael Jäcke, der zum ersten Mal die Haus- und Straßensammlung im Rathaus mit eröffnete. Als eine sehr wichtige Aufgabe sehe er es, Schülerinnen und Schüler in die Arbeit des Volksbundes einzubinden und ins Bewusstsein zu rücken, dass die Erinnerung an die beiden Weltkriege und auch andere Kriege niemals verblassen darf. Kriegsgräber seien eine Mahnung für den Frieden. „Aktuell bekommen wir auch in Minden die Auswirkungen von Kriegen und Konflikten zu spüren“, berichtete Jäcke mit Bezug auf den weiter anhaltenden Strom von Flüchtlingen. Die vielen Bilder der helfenden Hände seien ein Ausdruck des Wunsches nach Frieden in der ganzen Welt, ergänzte Volksbund-Vorsitzender Reinhard Tschapke.

 

Bereits seit vielen Jahren arbeitet der Volksbund mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zusammen, die in Projekte eingebunden werden oder direkt bei der Pflege der Kriegsgräber in ganz Europa helfen. „Im vergangenen Jahr waren dieses mehr als 15.000 junge Menschen“, berichtet Bezirksgeschäftsführer Stefan Schmidt (Ostwestfalen-Lippe). Erfolgreiche Bespiele seien auch die seit 1953 laufenden Workcamps – meist in unmittelbarer Nähe von großen Kriegsgräberstätten, so Schmidt weiter. Der Volksbund richte seine Arbeit seit langem nicht nur auf die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft aus. Aus diesem Grund sei der Verband als anerkannter Träger der Jugendhilfe im Jahr 2014 mit dem „Preis des Westfälischen Friedens“ ausgezeichnet worden, hob Schmidt hervor. Auch der neue Präsident lege einen Schwerpunkt auf die politische Bildung von Jugendlichen. So werde es in Kürze fünf neue Referentenstellen in Nordrhein-Westfalen – in jedem Regierungsbezirk eine – geben, die Projekte mit Schülern begleiten sollen.

 

Bei der Sammlung wird der Volksbund auch in diesem Jahr von Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr am Standort Minden unterstützt. Rund 25 Pioniere werden im Schwerpunkt in der Innenstadt um eine Spende bitten. Oberstleutnant Markus Saecker betonte, dass die Soldatinnen und Soldaten sich freiwillig für diese Aufgabe melden. „Die Bundeswehr unterstützt den Volksbund und die alljährliche Sammlung gerne“, so Saecker. Er rief auch die in Kriegs- und Krisengebieten aktuell gefallenen Soldatinnen und Soldaten in Erinnerung, für die es eine Gedenkstätte in Berlin gebe.

 

Die Sammlung läuft bundesweit offiziell bis Mitte November. In Minden werde aber auch über diesen Termin hinaus gesammelt, kündigte Reinhard Tschapke an. Mit dabei sind in diesem Jahr auch wieder Mitglieder des Mindener Bürgerbataillons. Weitere Ehrenamtliche werden für Sammlung noch gesucht. Sie können sich an die Kreisgeschäftsstelle des Volksbundes wenden. Ansprechpartner ist Kreisgeschäftsführer Andreas Schädler, Telefon 0571 807-24690. Trotz der Unterstützung des Bundes – 8 Millionen Euro jährlich – sei der Volksbund auf Spenden angewiesen, hob Schädler hervor.

 

Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge – Fakten und Zahlen
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. ist eine humanitäre Organisation. Er widmet sich im Auftrag der Bundesregierung der Aufgabe, die Gräber der deutschen Kriegstoten im Ausland zu erfassen, zu erhalten und zu pflegen. Der Volksbund betreut Angehörige in Fragen der Kriegsgräberfürsorge, er berät öffentliche und private Stellen, er unterstützt die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Kriegsgräberfürsorge und fördert die Begegnung junger Menschen an den Ruhestätten der Toten.

 

Heute hat der Volksbund knapp 350.000 aktive Förderer sowie über eine Million Gelegenheitsspender und Interessenten. Mit ihren Beiträgen und Spenden, mit Einnahmen aus Erbschaften und Vermächtnissen sowie den Erträgen aus der jährlichen Haus- und Straßensammlung finanziert der Volksbund zu etwa 70 Prozent seine Arbeit. Den Rest decken öffentliche Mittel des Bundes und der Länder. Im Rahmen von bilateralen Vereinbarungen erfüllt der Volksbund seine Aufgabe in Europa und Nordafrika. In seiner Obhut befinden sich heute 832 Kriegsgräberstätten in 45 Staaten mit etwa 2,7 Millionen Kriegstoten. Mehrere tausend ehrenamtliche und 571 hauptamtliche Mitarbeiter/innen erfüllen heute die vielfältigen Aufgaben der Organisation.

 

Starteten am 2. November die Haus- und Straßensammlung vor dem Rathaus (von links): Bezirksgeschäftsführer Stefan Schmidt, Klaus Siegmann (stellvertretender Vorsitzender Volksbund Minden), Hauptfeldwebel Uwe Thies und Oberstleutnant Markus Saecker, (beide Bundeswehr), Bürgermeister Michael Jäcke, Reinhard Tschapke (Vorsitzender Volksbund Minden) und Kreisgeschäftsführer Andreas Schädler
Starteten am 2. November die Haus- und Straßensammlung vor dem Rathaus (von links): Bezirksgeschäftsführer Stefan Schmidt, Klaus Siegmann (stellvertretender Vorsitzender Volksbund Minden), Hauptfeldwebel Uwe Thies und Oberstleutnant Markus Saecker, (beide Bundeswehr), Bürgermeister Michael Jäcke, Reinhard Tschapke (Vorsitzender Volksbund Minden) und Kreisgeschäftsführer Andreas Schädler

 

Bildquelle: Pressestelle Stadt Minden

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