Petershagen: „Wie das alles aussehen soll, kann man beim Investor einsehen“.
Das war die Entgegnung vom Ortsbürgermeister Kleinebenne auf den Vorwurf, dass nicht einmal die Ratsmitglieder Pläne gesehen hätten.
Es interessierte die Ratsmitglieder überhaupt nicht, wie das alles genau aussehen soll und welche Folgen damit für die Stadt verbunden sind, Hauptsache Abriss der alten Gebäude und Neubau des mehr als doppelt so großen E-Neukauf.
Letztendlich stimmte die Ratsmehrheit einstimmig für den neuen Bebauungsplan, der diesen neuen Markt erst möglich machen würde und bei 5 Gegenstimmen und 1 Enthaltung für das Schreiben des Bürgermeisters an das Amt für Denkmalpflege, den Denkmalschutz für die Gebäude Hauptstraße 38 und 40 zurück zu nehmen.
Bauvoranfrage gescheitert
Pikanter Weise hatte nämlich zuvor der Investor Röthemeier seine Bauvoranfrage zurück genommen, da diesem Baubegehren mehrere Bürger der Beutelleistraße widersprochen hatten und das Vorhaben mit dem bisher bestehenden Bebauungsplan nicht durchsetzungsfähig war. In den vorauseilenden Gehorsam, wie es ein Ratsmitglied formulierte, wurde dann der neue Bebauungsplan aufgestellt, um mit aller Macht des Rates das Vorhaben durchzusetzen.
Statt vorhandene 1000 m² sind gut 2500 m² geplant
Dabei wird den reinen Geschäftsinteressen des Investors Röthemeier Folge geleistet ohne Rücksicht auf Stadtentwicklung, Bewohner der Stadt und dem bestehenden Einzelhandel. Es geht hier nämlich nicht um die Verhinderung eines Lebensmitteleinzelhandels, denn der ist mit knapp 1000 m² bereits vorhanden. Es geht hier um eine Erweiterung auf ca. 2500 m² was zwangsläufig zu erheblichem Verkehrsaufkommen führen muss, denn die örtliche Versorgung der Petershäger Bewohner ist völlig ausreichend vorhanden.
Nicht nur Lebensmittel
Darüber hinaus beschränkt sich der Investor Röthemeier nicht nur auf den Lebensmittelmarkt.
Laut seiner persönlichen Auskunft an dieses Magazin wird er das Gebäude, in dem der jetzige Markt sich befindet, kaufen, um dort Dienstleistungen anzubieten. Weiterhin sollen darüber hinaus andere Produkte, die keine Lebensmittel sind, angeboten werden. Es ist geplant, Ärzte, Fitnesscenter, Krankengymnastik, Physiotherapie, Kosmetik, Drogerieprodukte, Schreibwaren, Blumen, Friseur und sogar die Post mit unterzubringen.
Großes Verkehrsaufkommen und Kundenabwerbung zwangsläufig
Um den neuen Markt zu füllen, müssen zwangsläufig anderen Märkten und Geschäften Kunden weg genommen werden. Alle die Einzelhändler, die noch in der Stadt inhabergeführt sind, werden sich wohl auf einen Rückgang ihres Umsatzes bis zur Schließung dann einstellen müssen.
Die Bewohner der Stadt und der Einfahrtsstraßen, Meßlinger Straße, Hauptstraße, Sparkassenstraße, Kreuzstraße und Mindener Straße werden sich auf die neue zusätzliche Verkehrsbelastung dann einstellen müssen, sollte der Markt denn überhaupt laufen. Das bedeutet eine Zunahme von mindestens 2000 bis 3000 Fahrzeugfahrten pro Tag. Die Pakplatzsituation wird nicht besser sondern schlechter, denn schon jetzt ist absehbar, dass dann wie bisher eine Verdrängung der Angestelltenfahrzeuge in die Nebenstraßen stattfindet, da maximal 200 Stellplätze dort hinpassen. In der Sitzungsvorlage wird deutlich, dass es gar nicht um die Nahversorgung geht, sondern beabsichtigt ist, außerstädtische Kundschaft in die Stadt zu holen. Angeblich „werden Anreize zu einem „Einkaufsbummel“ geschaffen. Zudem soll durch eine großzügige Parkplatzgestaltung und Zurverfügungstellung ausreichender Parkmöglichkeiten der motorisierte Verkehr „angelockt“ werden.“ So soll laut Sitzungsvorlage zur Ratssitzung das Gebäude Hauptstr. 40 ersatzlos abgerissen werden, um eine große Durchfahrtsmöglichkeit zu schaffen.
In ihrer romantisch verklärten Darstellung beschreibt die Sitzungsvorlage weiterhin: „Dem Bereich (Sparkassenstraße/Hauptstraße) kommt eine entscheidende stadtentwicklungspolitische Bedeutung hinsichtlich der Attraktivitätssteigerung und Weiterentwicklung der Innenstadt und der Versorgung der umliegenden Wohngebiete und Orte zu. Der Vollsortimenter fungiert als Frequenzbringer, so dass eine Belebung des gesamten Versorgungszentrums zu erwarten ist.“
Während andere Städte inzwischen die negativen Auswirkungen solcher großer Einkaufsmärkte erkannt haben und dafür keine Genehmigungen mehr geben, um den bestehenden Einzelhandel zu schützen, wogegen Märkte vergeblich geklagt haben, macht sich Petershagen den restlichen bestehenden Einzelhandel kaputt, holt Verkehr, Lärm und Probleme in die Stadt.
Angeblich alles für die Bürger, doch letztlich nur für den Investor, für dessen Absichten dieser Stadtteil platt gemacht wird. So wurde von einem Ratsmitglied schon vermutet, dass es schon geplant war mit der Verlegung des Busverkehrs, die Gebäude abzureißen.
Ortsbürgermeister Kleinebenne auf Seite des Investors Röthemeier
So steht der Ortsbürgermeister Kleinebenne auch voll auf der Seite des Investors Röthemeier (und nicht auf Seiten der Stadt und der Bürger; Redaktion). „Jetzt haben wir einen Investor für ein Einkaufszentrum, das ist eine Chance für die Stadt. Deshalb darf der Denkmalschutz nicht stören. Es muss im Sinne der Bürger (meint wohl Investor; Redaktion) durchgesetzt werden. Die Unterschutzstellung gefährdet die Versorgungsfunktion“. Es wird so getan, als ob überhaupt keine Einkaufsmöglichkeiten vorhanden sind. Auch wird auf das Auslaufen des Pachtvertrages hingewiesen, als ob der Betreiber Röthemeier seinen bestlaufenden Markt schließen würde. Als es vor ca. 4 Jahren darum ging, den geplanten Markt auf dem Sportplatz zu verhindern, stand Herr Röthemeier auch gegen Kleinebenne mit in vorderster Reihe. Seine Mitarbeiter wurden angehalten, das Bürgerbegehren zu unterstützen und in seinem Markt durften Unterschriften gesammelt werden. Auch damals sagte er ganz eindeutig, dass er auch im Falle des Baus des neuen Marktes auf dem Sportplatz bleiben würde.
Kostengünstig statt Denkmalschutz
Dass es ihm nicht um die Stadt sondern nur um das Geschäft geht, was man ihm als Geschäftsmann nicht verübeln kann, sieht man schon daran, dass er nicht bereit ist, die Kompromissvorschläge des Denkmalamtes aufzunehmen. Der Vorschlag der Denkmalbehörde ist, den Mittelteil (ehemaliges Kino) abzureißen, die Fassaden zu erhalten und das Erdgeschoss zu entkernen. Wie das Ratsmitglied Frau Owczarski (SPD) richtig erkannte, steht da möglichst kostengünstig für den Investor im Vordergrund. Und wenn es nach der FDP ginge gäbe es gar keinen Denkmalschutz, denn das Ratsmitglied Müller (FDP) fragt, „wie viel Denkmalschutz kann sich Petershagen noch leisten? Wenn man die Gebäude alle erhalten will, hat man letztlich Leerstand wie in Lahde beim Pennymarkt.“ Doch da hatte er voll daneben gegriffen, denn der entstand, weil der Stadtrat gegen besseres Wissen die Verlagerung aus dem Ort genehmigt und auch noch das Grundstück zur Verfügung gestellt hatte. Auch Niederbracht (FDP) machte deutlich, was er vom Denkmalschutz hält: „Bewahren ist gut aber modernisieren ist besser“.
Während der Ortsbürgermeister und Fraktionsvorsitzende der CDU, Schröder, in Wasserstraße um jeden Laden kämpft, wie er sagte, interessieren ihn in Petershagen die Einzelhändler offensichtlich nicht. Da interessiert nur der Großflächige Einzelhandel und der Investor, für den der Bebauungsplan nun extra geändert wird.
Stadtplaner Landefeld auf Linie
Wenn dann auch noch der Stadtplaner Landefeld, der sich sonst so intensiv um den Gebäudeerhalt in der Stadt eingesetzt hatte, davon spricht, dass es (bei diesen Gebäuden; Redaktion) nie solche Überlegungen um den Denkmalschutz gegeben hat und es dann besser ist, hier einen neuen Abschnitt herzustellen, was nichts anderes als Abriss heißt, weiß man dass er auf Linie gebracht worden ist und das Totenglöckchen für die Gebäude Hauptstraße 38 und 40 passend zu Weihnachten bimmeln darf.
Umwandlung der Stadt zum Gewerbegebiet
Warum Reißt man dann nicht gleich die ganze Stadt ab und schafft ein Gewerbegebiet? Weil es dann ein großflächiger Einzelhandel im Außenbereich wäre und der ist nicht mehr zulässig!
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