Abschleppen in der Südstadt

Abschleppen in der Südstadt

Hannover. Es sollte erst der Anfang des neuen Verkehrskonzepts in Hannover sein. Im April 2021 wurden die Bewohner des Stadtbezirks Südstadt-Bult im Rahmen einer ersten Anliegerinformation über die Planung der Einrichtung von Bewohnerparkzonen in Hannover informiert. Durch die Ratsgremien wurde das Konzept dann beschlossen.
Der Parkraum ist hier besonders knapp, denn neben den Bewohnern kommen noch Beschäftigte der umliegenden Unternehmen, Kunden, Besucher, Dienstleister und Lieferanten dazu, die um den Parkraum konkurrieren.
Wenn dann noch Großveranstaltungen wie das Maschseefest hinzu kommen, ist für die Bewohner kaum ein Parkplatz übrig.
Daher soll der Fremdverkehr verdrängt und Bewohnerparkzonen eingerichtet werden.
Zum 05.06.2023 ging dieses Konzept in Betrieb. Entsprechende Schilder und Parkuhren waren aufgestellt.
Die Anwohner, die dort wohnen, können einen kostenpflichtigen Parkausweis beantragen, der dann berechtigt, einen der öffentlichen Parkplätze zu nutzen. Zusätzlich können an einigen Straßen, ein sogenanntes Mischgebiet, auch Fahrzeuge mit einem Parkschein für max. 2,5 Std. parken.

Abschleppen in der SüdstadtDie Straßen wurden ebenfalls zuvor mit einer neuen Teerdecke und entsprechender Fahrbahnmarkierung in Form von weißen Streifen im Zickzack und Trennlinien versehen.
Ebenfalls wurden geriffelte Platten auf den Bürgersteigen an bestimmten Stellen gelegt, um für Blinde eine Orientierung zu geben.

Tatsächlich wurde der Parkraum für die Anwohner umfangreicher, löste aber das grundsätzliche Problem nicht, denn für Alle reicht es nun trotzdem nicht.

Wer die parkenden Fahrzeuge länger beobachtet, kann auch feststellen, dass fast die Hälfte nur sehr selten oder, wie es scheint, gar nicht bewegt werden.
So bleibt es nicht aus, dass zu bestimmten Zeiten kein Platz mehr zur Verfügung steht und die Fahrzeuge im gesamten Viertel herum kreisen, ob sich doch noch eine Lücke auftut.

Wenn sich dann keine andere Möglichkeit ergibt, stellt man sich trotzdem schon einmal dahin, wo das Parken nicht zugelassen ist.
Das geht oft gut, aber eben nur oft.
Man muss da dann mit einem Strafmandat rechnen.

Abschleppen in der SüdstadtManchmal schießt die Stadt dann deutlich über das Ziel hinaus.
Sie greift dann zu übertriebenen Maßnahmen, und das ist in der Regel abschleppen, egal ob mit Parkausweis oder nicht.

Abgeschleppt, trotz Beachtung der Zickzacklinie

Das passierte auch einem Anwohner, der aus seiner Sicht nicht einmal falsch geparkt hatte.
Er hatte sein Fahrzeug genau vor die Zickzacklinien, die mit einem Schlussstreifen versehen sind, geparkt, in der Annahme, dass die Stadt die Streifen so angebracht hätte, dass klar ist, wo man eben parken darf. Im gesamten Viertel sind die Straßen so ausgestattet und alle halten sich letztlich daran. Sonst hätten diese ja auch keinen Sinn.

Das Zeichen 299 Zickzacklinie macht deutlich, wo nicht geparkt werden darf.
In der Regel ist eine solche Zickzacklinie vor einer Einfahrt, einem abgesenkten Bordstein oder einer Bushaltestelle zu finden, aber auch Taxistände weisen häufig diese Art von Fahrbahnmarkierung auf. Warum dies so ist, wird schnell klar, wenn wir die Bedeutung der Zickzacklinie erläutern: Sie kommt nämlich nur dort zum Einsatz, wo ein Halte- oder Parkverbot besteht. Ein solches gilt üblicherweise nicht nur punktuell, sondern für eine ganze Fläche. Wie weit sich diese erstreckt, kann entweder durch ein entsprechendes Schild am Anfang und am Ende der verbotenen Fläche markiert werden – oder durch die Zickzacklinie. In diesem Fall reicht ein einziges Schild, das ein Halte- oder Parkverbot anzeigt, aus, während die Zickzacklinie kenntlich macht, für welchen Bereich dieses Verbot gilt.

Überraschung: Auto weg

Der Anwohner stellte nach der Rückkehr von einem Fahrradausflug fest, dass plötzlich sein Auto nicht mehr da war.
Vielleicht gestohlen? Was ist zu tun? Ein anderer Anwohner, der vor im geparkt hatte berichtete ihm, dass der Wagen abgeschleppt worden sei.
Welch einen Grund sollte das gehabt haben. Keine Zufahrt oder Feuerwehrzufahrt zugeparkt, sondern ordentlich vor der Abschlusslinie der Zickzacklinien, die dort wie über all im Viertel um die Kurven auch herum führten, denn es war eine Kreuzung.

Bewohnerbeschwerde

Ein anderer Anwohner berichtete, dass es wohl lautstarke Wortwechsel zwischen Passanten und den irrtümlich für Polizisten gehaltenen Stadtbediensteten gegeben hätte. Diese hätten erklärt, ein Anwohner hätte sich beschwert und der Wagen würde vor einem abgesenkten Bordstein mit einer Behindertenkennzeichnung als Bodenleitsystem parken.

Abschleppen in der SüdstadtErstmals, denn die Straße war ja neu hergestellt worden, ist dem Wagenbesitzer aufgefallen, dass hier eine sehr schmale Bordsteinabsenkung vorhanden war von maximal einem Meter und dort tatsächlich in dieser Breite schwarze Noppenplatten verlegt waren. Die Zickzacklinie endete jedoch deutlich davor und hatte diese Situation überhaupt nicht mit einbezogen. Aber nur an dieser Stelle und gegenüber. Überall im Viertel wurden diese Blindenkennzeichnungen sonst mit den Zickzackstreifen einbezogen.

Nun war der Fahrzeuglenker spät abends nach Hause gekommen und hatte diesen freien Platz gesehen, der nach den Zickzacklinien begann und für das Auto reichte. Er parkte somit vor diesen Linien, denn die sehr schmale Absenkung mit den schwarzen Steinen war nicht zu erkennen und er hatte sich darauf verlassen, dass die Zickzackstreifen ordnungsgemäß seine Parkmöglichkeiten begrenzten.

Anwohnerdiskussion

Inzwischen war ein weiterer Anwohner mit Hund hinzu gekommen. Man war sich einig, dass die Abschleppaktion völlig unverhältnismäßig war und dass die Grünen im Stadtrat ohnehin gegen Autos seien. Diese wollten diese aus der ganzen Stadt verdrängen und bald dürften die Bürger ihr Viertel nur noch mit Genehmigung verlassen. Eine Entfernung von 15 Minuten wäre dann nur noch erlaubt. Aber der Bürgermeister sei ja auch nur von einer Minderheit gewählt worden. Da hätten die Anderen alle eben zur Wahl gehen sollen, wurde entgegnet. Eine Frau die hinzu kam, wollte sich der Diskussion nicht anschließen und der Anwohner ging auch, denn er wollte versuchen an sein Auto heran zu kommen.

Zuerst wurde nun bei der Polizei angerufen, ob die Weiterhelfen könnten. Herr Gören von der Polizeistation Südstadt hörte sich die Geschichte an und konnte dazu nichts in seinen Unterlagen finden. Normaler Weise gibt es eine Liste, wo Fahrzeuge eingetragen werden, die abgeschleppt worden sind. Nachdem er nochmals irgendwo nachgefragt hatte, erklärte er, er ruft zurück, wenn er mehr zu dem Fall weiß.
Zwanzig Minuten später meldete er sich wieder und berichtete, dass er keinerlei Hinweise gefunden hätte, dass das Auto abgeschleppt worden sei. Er schickt aber einen Streifenwagen heraus, der sich die Situation anschauen soll. Inzwischen könnte er ja in den Nebenstraßen schauen, ob da das Auto abgesetzt worden sei.
Aber das war vergeblich und so wartete der Fahrzeugbesitzer auf den Streifenwagen, der dann eine halbe Stunde später kam.
Eine Polizistin und ein Polizist ließen sich die Geschichte nochmal erzählen und da ein Nachbar berichtet hatte, der Wagen sei abgeschleppt worden, schlossen sie einen Diebstahl erst einmal aus.
Sie rieten, die gesamten Abschleppunternehmen anzurufen, um heraus zu finden, wo der Wagen sei. Begeisternd.

Nette Polizei

Gerade wurde eine Liste erstellt mit den verschiedenen Abschleppunternehmen, als der Streifenwagenpolizist, Herr Laukamp, anrief und berichtete, dass er heraus gefunden hätte, was mit dem Wagen passiert ist. Das Fahrzeug steht bei einem Abschleppunternehmen ca. 10 Km entfernt.

Die Stadt Hannover hätte das veranlasst aber vergessen, das in die Liste einzutragen.
Wenigstens ein erster Lichtblick.
Das Gespräch mit dem Unternehmen bestätigte den Standort und am nächsten Tag konnte der Wagen abgeholt werden.

BescheidKostenfestsetzungsbescheid geplant

Nun liegt der Anhörungsbogen der Stadt Hannover vor. 238,43 € nur für die Umsetzung und Sicherstellung. Und dann soll noch eine Strafe erfolgen.
Angeblich hätte der Wagen weniger als 5 Meter hinter der Kreuzung geparkt und würde dadurch Andere behindern. Wofür sind denn dann die Zickzacklinien, wenn man sich auf eine ordentliche Herstellung verlassen hat?

Nette Mitbewohner in der Südstadt

Nun muss man sich fragen, wie verhältnismäßig war das denn? Und Alles aufgrund eines Anrufes durch einen Anwohner. Es kam auch schon mal die Frage auf, wieso das Fahrzeug hier abgestellt würde mit Kennzeichen einer anderen Stadt, das wäre doch nur für Anwohner. Trotz Parkausweis. Alle nett in der Südstadt.

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