Abriss eines Stadtviertels von Petershagen

Petershagen: Gewinn oder Verlust für Petershagen ist die Frage beim Neubauprojekt E -Neukauf.  

 

Bereits für den Vorgänger des jetzigen E – Neukauf Markt, der DEPOT, wurden die alten Gebäude abgerissen, und das setzte sich fort mit dem Neubau auf der anderen Seite, wo heute die Versicherung LVM sich befindet. Sukzessive verschwand der alte Gebäudebestand rund um den jetzigen Kreisel zugunsten von Bauwerken, die die Politik selbst als nicht gelungen bezeichnet hat (z.B.: Tüting SPD, Schröder CDU).

 

Bereits vor einigen Jahren in Verbindung mit der geplanten Sportplatzbebauung wurde eine Überplanung des gesamten Gebietes entlang der Sparkassenstraße bis zur parallelen Beutelleistraße durch ein übliches Gutachten vorgenommen, um letztlich alle Flächen vom Kreisel über den Hauptsportplatz hinaus bis zum Nebensportplatz mit Märkten und sonstigem Gewerbe sowie Wohngebäude zu bebauen. Damit wurde die abstrakte Vorstellung verbunden, dass man magnetartig die Kaufkraft in die Stadt holt, die ansonsten in umliegende Gemeinden abfließen würde. Bekanntlich wurde das Vorhaben durch ein Bürgerbegehren letztlich zu Fall gebracht.

 

Nun wird diese alte Planung wieder auf den Tisch gebracht, vorerst in abgespeckter Form, aber mit weitreichenden Konsequenzen für das Stadtbild.

 

Die Planung und Bauvoranfrage liegt vor

 

Geplant ist, den jetzigen E – Neukauf an benachbarter Stelle neu zu errichten, ohne das bisher genutzte Gebäude abzureißen. Dafür sollen allerdings einige andere Gebäude fallen.

 

Der Investor und Betreiber des E – Neukaufs , Herr Röthemeier, hat dazu bereits eine Bauvoranfrage bei der Stadt Petershagen vor ca. 8 Wochen gestellt.

 

Vorgesehen ist der Abriss des klassizistischen Gebäudes Hauptstr. 40 an der Ecke Hauptstraße / Sparkassenstraße, das bereits von Herrn Röthemeier vom Voreigentümer COOP erworben wurde. Darin befand sich auch einmal das alte Kino von Petershagen. Ebenfalls gibt es Verhandlungen, das alte Klinkergebäude Hauptstr. 38, Eigentümer Neumann und Hartmann (Zahnarztpraxis) zu erwerben und ebenfalls abzureißen. Das Gebäude Sparkassenstr. 3, mit der Schneiderei, ehemals Staas, heute Hartmann, wäre angeblich bereits erworben und soll ebenfalls verschwinden wie auch der ehemalige Postpavillon mit dem jetzigen Dönerladen, der ebenfalls schon erworben und der Mietvertrag gekündigt wurde.

 

Diese Flächen sind hauptsächlich für Parkplätze vorgesehen währen an der Hauptstraße ab der Höhe des gegenüberliegenden Neubaus mit der LVM – Versicherung ab der Ecke Sparkassenstraße bis zum Neubau Hauptstr. 36, in dem sich das Fitnesstudio Gym 80 und die Rehapraxis befinden, der Neubau mit dem Markt E – Neukauf entstehen soll.

 

Neben diesen Planungen, die Teil der Bauvoranfrage sind, und die der Stadtverwaltung seit 8 Wochen vorliegt, ist lt. Auskunft vom Investor Röthemeier vorgesehen, einem Markt mit einer Verkaufsfläche von 1800 m² und einer Bruttgeschossfläche von 2.200 m² mit entsprechenden Nebenanlagen als Vollsortimenter zu errichten. Das würde in etwa der größe des Marktes in Todtenhausen entsprechen. Auch das Angebot soll entsprechend sein.

 

Natürlich hat die Stadt bereits dafür ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die Machbarkeit und Verträglichkeit dieses Bauvorhabens mit der Stadtentwicklung beurteilen soll.

 

Herr Röthemeier ist der Auffassung, dass er mit diesem Vorhaben zu 100% den Vorgaben des Einzelhandelsgutachtens entspricht und anders als in Lahde „man möglichst die Frequenzen innerorts halten und nicht irgendwo extern an die Peripherie verlagern sollte“.

 

Bereits seit Jahren stehe er mit der Bürgermeisterin und der Politik wegen dieses Projektes in Verhandlung und in der Überlegung, wie er die jetzige Situation verbessern könnte. Er sieht sich im Wettbewerb gegenüber den Discountern, „die heute auch mittlerweile 1000 m² und mehr Verkaufsfläche, viel weniger Artikel als wir halten und viel weniger Dienstleistung drinne haben.“ Da man ja für die nächsten 20 bis 25 Jahre baut, sei man ja entsprechend gebunden,“so dass wir davon ausgehen, dass wir diese Fläche auch brauchen, um ja wirtschaftlich und ja im Wettbewerb stehen zu können“.

 

Nutzung des alten Marktes

Auch über die Nutzung des alten Marktes gibt es konkrete Pläne. Er will das Gebäude erwerben und stellt sich vor, dass darin beispielsweise das Fitnesstudio Gym 80 und die Reha – Praxis aus der Hauptstr. 36, neben dem Eiskaffee einziehen könnten, die sich beide vergrößern und gern ebenerdig sein wollen.

 

Stadtplanerisch sieht er erst einmal keine Bedenken, den man hätte sich bemüht, die Gestaltungssatzung entsprechend zu berücksichtigen. „Der Architekt hat Vorschläge gemacht, es gibt eine Gestaltungssatzung,der irgendwie entsprochen werden muss, einigermaßen, das muss man sehen, wie man das am besten hinkriegt.“

 

Alle Politiker wissen Bescheid

Was die Politik denn bisher dazu gesagt hätte und ob es da schon eine Rückmeldung gibt beantwortete er wie folgt:“Also ich habe keine negativen Meldungen aus der Politik gehört. Also von keiner Seite eigentlich. Auch im so genannten Interfraktionellen Kreis sei das Projekt vorgestellt worden.“ Somit wissen alle Ratsparteien Bescheid. Erstaunlich ist nur, dass jetzt vor der Wahl keinerlei Information von irgendeinem Politiker an den Bürger gelangt. Man muss sich fragen, warum bei einem so gewaltigen Projekt die Bürger nicht einbezogen werden und die Planungen vorgestellt werden. Ebenso bleibt offen, wieso der Ortsvorsteher Kleinebenne nicht tätig wird und die Bürger informiert.

 

Information durch Stadt verweigert

Der Versuch, am 15.06.09 die Baupläne einzusehen, scheiterte am den Anweisungen der Verwaltungsspitze. Trotz Informationsfreiheitsgesetz und aus meiner Sicht gesetzwidrig, wurde die Einsicht in die Planung verweigert. Nach vorherigem Anruf wurde von dem Sachbearbeiter darin kein Problem gesehen, die Amtsleiterin Frau Lihra musste jedoch auf Anweisung mir die Einsicht verweigern. Sie erläuterte mir, dass es sich ja erst um eine Bauvoranfrage handelt und ein Gutachten in Auftrag gegeben worden sei. Weiterhin wäre noch zu prüfen, ob die Größe und das Vorhaben insgesamt für die Stadt verträglich seien. Meine Frage, ob es nicht widersprüchlich sei, wenn ein Investor, der nun Profi ist, bereits Grundstücke für das Vorhaben erworben hat ohne eine Zusicherung hierfür erhalten zu haben, wollte sie wohl lieber nicht beantworten.

 

Der Bürgermeisterkandidat Blume weiß nicht viel

Auch die Nachfrage beim 1. Beigeordneten Blume, der immerhin stellvertretender Chef der Verwaltung ist und als Bürgermeisterkandidat antritt, bereits am 20.04.09 erklärte dieser nur: „ ich kann dazu nichts sagen. Im Haus gibt es dazu definitiv nichts“. Er wüsste nur, dass das COOP – Gebäude erworben ist und Verhandlungen mit Neumann anstehen. Er wüsste auch nicht, was geplant ist. Auf meine Frage, ob es irgendwelche politischen Vorstellungen zur Bebauung gibt, ob die alten Gebäude aus Sicht der Stadt stehen bleiben sollten oder welche Regelungen sie anwenden wollten, wie Denkmalschutz, Veränderungssperre oder Gestaltungssatzung war seine einzige konkrete Aussage hierzu: „Einen eventuellen Abriss und Neuaufbau an der Stelle könnte für die Stadt schon interessant sein.“

 

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