Minderer Glacis ist LWL-Denkmal des Monats Mai

Foto: Oliver Krato

Minden. Besondere Ehre für ein noch junges Mindener Denkmal: Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat für seine Internetseite das Mindener Glacis als „Denkmal des Monats Mai“ ausgewählt. Die parkartig gestaltete Anlage in der Innenstadt ist seit dem 9. Februar 2017 in die Denkmalliste der Stadt Minden eingetragen. Das Glacis mit teilweise altem Baumbestand, historischen Brücken, renaturierter Bastau, Monumenten, Schwanenteich und Spielplätzen bildet eine, den Mindener Stadtkern fast vollständig umfassende Grünanlage. Sie ist ein beliebter Freizeit- und Naherholungsbereich für alle Mindener. So führt unter anderem eine rund 4,5 Kilometer lange, beschilderte Joggingstrecke durch das Glacis.

Die Fläche, die als Grüngürtel die Mindener Altstadt einrahmt, gehörte früher zu den Stadtbefestigungsanlagen. Nachdem 1873 die Festung Minden aufgehoben worden war, entstand auf dem seinerzeit bereits bewachsenen Grüngürtel eine Parkanlage. Zunächst kümmerte sich ein Verschönerungsverein um die Pflege, ab 1890 die „städtische Parkkommission“, später das Grünflächenamt der Stadt Minden und heute die Städtischen Betriebe Minden.

Die städtische Parkkommission beauftragte Ende des 19. Jahrhunderts den hannoverschen Stadtgarteninspektor Julius Trip (1857–1907) und den Hofgärtner Georg Tatter (1858–1924) aus Hannover-Herrenhausen mit der Erstellung eines Gutachtens über den künftigen Umgang mit den Glaciswaldungen. Trip und Tatter empfahlen eine behutsame Auslichtung der über längere Zeit nicht durchforsteten Waldbereiche nach gartenkünstlerischen Gesichtspunkten. Dabei sollten markante Einzelbäume und Baumgruppen erhalten, Lichtungen angelegt und das Gelände modelliert werden, um ein malerisches Parkbild zu schaffen und „Ausblicke in die herrliche Umgebung, die weltberühmten Waldberge der Porta“ zu ermöglichen, wie es in dem Gutachten hieß. Julius Trip zählt zu den maßgeblichen Wegbereitern des Freiraumtyps „Waldpark“.

Das Glacis ist knapp vier Kilometer lang, zwischen 25 und 175 Meter breit und weist eine Höhendifferenz von 16 Metern auf. Die Anlage besteht aus den Abschnitten Weserglacis – einschließlich der Weserpromenade – Simeonsglacis, Königsglacis, Marienglacis und Fischerglacis. „Das Erscheinungsbild des Mindener Glaciswaldes wird von Rotbuche, Stieleiche, Linde, Esche, Rosskastanie und Bergahorn geprägt. In den Randbereichen und entlang der Wege besteht die zuweilen dichte Strauchvegetation vor allem aus Weißdorn, Schwarzem Holunder, Haselnuss, Schneebeere, Rhododendron und Ilex“, heißt es in dem Denkmalblatt 720 der Stadt Minden.

Die Wegeführung entspreche in weiten Teilen noch heute der ursprünglichen Anlage, weiß Dieter Bommel von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Minden. Zum Konzept der landschaftsgärtnerischen Gestaltung des Glacis gehörte auch die Schaffung von Blickbeziehungen, zum Beispiel zu den historischen Kirchen der Stadt. Auch diese gibt es heute noch. „Dank der weisen Voraussicht der Stadtväter, die nach 1873 beharrlich und zielstrebig den Erwerb der Festungs- und Glacisanlagen betrieben, sowie dank der andauernden und behutsamen Pflege hat sich in Minden ein Dokument historischer Freiraumgestaltung erhalten, das in Ausdehnung, Größe und Vielgestaltigkeit in Westfalen-Lippe einzigartig ist“, heißt es in der Beschreibung des LWL zum Denkmal des Monats.

Weitere Informationen unter: https://www.lwl.org/dlbw/service/denkmal-des-monats

 

Bildquelle: Stadt Minden, Alfred Loschen, LWL

Print Friendly, PDF & Email