Kalender erzählt Geschichten von geflüchteten Mindenern

Freuen sich über ihren Kalender (von links) Jasmine Luckwaldt und Mohammed Ebrahim (sitzend) sowie Assistentin Veronika Gossen und Pia Luckwaldt (stehend). Nicht auf dem Foto die weiteren Teilnehmer*innen: Artinol Limani, Charlize Brandhorst, Maria Gossen und Assistent Mohammad Ghneem.

Minden. Druckfrisch liegt jetzt ein ganz besonderer Kalender vor. Er trägt den Titel „Angekommen in Minden?!“ und erzählt auf zwölf Monats-Blättern die Geschichte von geflüchteten Menschen und Familien, die in Minden leben. Besonders ist an diesem Kalender auch, dass er von Kindern und Jugendlichen des Jugendhauses Westside in Minden-Rodenbeck erstellt wurde, „die ganz stolz auf ihr Projekt sind“, wie Christine Westwood, Mitarbeiterin und Pädagogin im städtischen Jugendhaus, berichtet. Es war ihre Idee, einen Kalender zu erstellen, der “die Geschichte” geflüchteter Menschen zum Thema hat.

2016 bewarb sich Westwood dann mit dem Projekt bei der “Ich kann was!”-Initiative und erhielt kurze Zeit später eine Förderzusage. Wie und womit starten wir unser Projekt? Was wollen wir erzählen? Wen möchten wir interviewen? Wie kommen wir an die Kontakte? Benötigen wir vielleicht einen Übersetzer? Und wie führt man überhaupt gute Interviews? So lauteten die Fragen zu Beginn des Projekts.

Eine “Kalendergruppe” – ein Team aus zwei Assistenten und sieben Jugendlichen – wurde ins Leben gerufen. Nach einem inspirierenden Impulsvortrag des Mindener Kulturbüros machten sich die Kinder und Jugendlichen zunächst an erste Übungsinterviews und praktizierten mit den zur Verfügung gestellten Polaroidkameras. „Wir haben uns über ein Jahr lang wöchentlich getroffen und an der Idee beziehungsweise deren Umsetzung gearbeitet“, so Christine Westwood. Die Kontakte für die Interviews wurden auf der Veranstaltung “Das neue Wir” im Februar 2017 geknüpft. Geholfen haben dabei auch die Ehrenamtlichen der Hafenschule.

Die Interviewfragen wurden gemeinsam mit Redakteurin Nadine Conti (Mindener Tageblatt) entwickelt. „Während der Gespräche haben alle auf ihren Bögen mitgeschrieben, dann haben wir die Antworten verglichen und es haben jeweils zwei Kinder einen Text verfasst“, so Westwood. Es haben jeweils zwei Kinder die Interviews geführt. Zum Teil war hier auch die Hilfe eines Übersetzers notwendig. Neben dem Interview-Workshop hat sich die Kalendergruppe auch professionelle Unterstützung in einem Foto-Workshop „bei einem Profi“ geholt. Dieser gab in seinem Atelier Tipps für den Umgang mit einer Spiegelreflexkamera.

„Die Workshops haben die Kinder sehr beeindruckt“, fasst Westwood zusammen. Für viele Teilnehmer*innen sei es zunächst schwierig gewesen, vor Menschen zu sprechen, ihr Anliegen vorzutragen und die Gespräche zu führen. Das wurde in einem weiteren Workshop reflektiert. „Alle habe neue Kompetenzen erworben und einen Zuwachs an Selbstvertrauen erfahren“, streicht die Jugendhaus-Mitarbeiterin heraus.

Der fertige Kalender wurde dann mit einem weiteren Profi der Agentur „etageeins” gestaltet und für den Druck vorbereitet. Die Kalender werden vom Jugendhaus „Westside“ (Piwittskamp 38) verschenkt und sind dort auch erhältlich. Einige wurden schon in der Nachbarschaft verteilt. Es liegen weitere Exemplare im Gemeindebüro der St. Thomas-Gemeinde und beim Quartiersmanager in Rodenbeck aus. Die Kinder haben natürlich auch ihre jeweiligen Schulen mit Exemplaren „versorgt“.

Informationen zur „Ich kann was!“-Initiative

Damit Kinder und Jugendliche ihr Leben selbstbewusst gestalten können, brauchen sie unterschiedliche Fähigkeiten und Fertigkeiten, die ihnen dabei helfen, die Herausforderungen des Alltags zu meistern und positive Perspektiven zu erschließen. Die „Ich kann was!“-Initiative hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, Einrichtungen und Projekte zu fördern, in denen gezielt Kompetenzen vermittelt werden, die die Kinder und Jugendlichen in ihrer Entwicklung stärken. Die Initiative umfasst mittlerweile deutschlandweit mehr als 1.100 geförderte Projekte, die sich durch thematische und methodische Vielfalt auszeichnen.

Seit 2009 ist die „Ich kann was!“-Initiative ein Projekt der Deutsche Telekom Stiftung. Mit der neuen Ausschreibung setzt die Initiative nun den inhaltlichen Schwerpunkt auf die Vermittlung medialer und digitaler Kompetenzen. Kinder und Jugendliche stark zu machen und durch Kompetenzerwerb ihre Teilhabe an gesellschaftlicher Entwicklung überall in Deutschland zu ermöglichen, bleiben jedoch nach wie vor zentrale Ziele der Initiative.

Bildquelle: @ Jugendhaus Westside

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