Verbaerbockt – trotzdem Grüne wählen?

Bundestagswahl 2021

Auch wenn nicht so ganz klar ist, ob die sogenannte Weissagung der Cree indianischen Ursprungs ist, so ist sie angesichts der Umweltprobleme und Katastrophen umso wahrer:
„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluß vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann.“ (Weisheit der Cree).

Um so mehr verbanden sich mit der Nominierung der Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, die Hoffnung, dass jetzt endlich dem Umweltschutz die wesentliche Priorität gegeben wird, die nötig ist, die Folgen des Klimawandels noch beherrschbar zu machen.

Das war auch das Gefühl in der Bevölkerung, die in großer Zahl solch einen Wandel als notwendig ansahen. „Nach Baerbocks Nominierung genossen die Grünen zunächst ein Umfragehoch. In der Sonntagsfrage kamen sie auf bis zu 28 Prozent und lagen teilweise sogar vor der Union, die zu diesem Zeitpunkt mit der Maskenaffäre und dem Führungsstreit zwischen CDU-Chef Armin Laschet und dem CSU-Vorsitzenden Markus Söder zu kämpfen hatte.“ (Spiegel vom 12.06.2021).

Grün war die Hoffnung

Doch kurze Zeit später erfolgte der Absturz in den Umfragen, als die vielen Fehler bekannt wurden, die der Kandidatin und der Partei unterlaufen waren. Auch mit der offiziellen Wahl auf dem Parteitag am 12. Juni 2021 gelang es nicht, den Abwärtstrend zu stoppen. Viele führten das auch auf die Unerfahrenheit von Annalena Baerbock zurück, die zwar innerhalb der Partei sehr vernetzt, aber in der Öffentlichkeit recht unbekannt war.

Dabei hatten viele zuvor gehofft, dass der Vorstandskollege Robert Habeck Kanzlerkandidat wird, denn er brachte die entsprechende Erfahrung aus seinem Ministeramt mit. Bevor er zusammen mit Bearbock 2018 Bundesvorsitzender der Partei B90/die Grünen wurde, war er zuvor sechs Jahre lang Minister und stellvertretender Ministerpräsident von Schleswig-Holstein. Zuletzt leitete der das Ministerium für Energiewende, Umwelt, Landwirtschaft und Digitalisierung.

Frauenpriorisierung bei den Grünen

Doch in der Partei B90/Die Grünen gibt es eine Priorisierung der Frauen, was bedeutet, dass den Frauen grundsätzlich Platz eins und jeder ungerade Listenplatz zusteht. Dazu können sie auch noch zusätzlich für einen geraden Listenplatz kandidieren, was schon oft für Verdruss bei den Männern geführt hat. Das ist sicher ein probates Mittel, Frauen in Führungspositionen zu bringen und diese so auch entsprechend des Bevölkerungsanteils zu repräsentieren, doch führt diese recht strenge Regulierung oft dazu, dass der besser qualifiziere Mann zurück stehen muss. Ob das zulässig ist, ist juristisch noch nicht endgültig geklärt. Die Grünen gewinnen unter den Parteien am ehesten Frauen als Mitglieder, was jedoch nicht zwingend aus dieser Regelung resultiert. Das geht aus einer Studie des Berliner Parteienforschers Oskar Niedermayer hervor. Danach lag der Frauenanteil bei neuen Grünen-Mitgliedern im Jahr 2019 bei 42,4 Prozent (Focus 27.07.2020)

Baerbock oder Habeck

Erstaunlich war es daher nicht, dass statt Robert Habeck nun Annalena Baerbock als Kandidatin zum Zuge kam, die zwar sehr gut in der Partei vernetzt ist und den Ruf hat, immer sehr gut vorbereitet zu sein sowie über große Sachkenntnis zu verfügen.

Doch fehlte ihr die Erfahrung in einem solchen Wahlkampf um dieses wichtige Amt, wie sich schnell heraus stellte. Irreführende und unrichtige Angaben im Lebenslauf der Kanzlerkandidatin mussten mehrfach korrigiert werden, es wurde bekannt, dass Baerbock Sonderzahlungen an den Bundestag nachmeldete, Ärger mit der Kandidatenaufstellung der Saargrünen, wo Baerbock persönlich intervenierte, da ein Mann als Spitzenkandidat aufgestellt war.

Viele an und für sich kleine Fehler, mit denen sie und auch die Partei nicht sehr souverän umgegangen ist. Obwohl Platz eins möglich war, wurde der nun verbaerbockt. Sie hätte Habeck den Vortritt lassen sollen und anschließend im nächsten Anlauf mit den dann gemachten Erfahrungen immer antreten können. Schließlich ist sie erst 40 Jahre und alles wäre dann möglich.

SPD lachender Dritter

Dass nun die SPD ganz vorn liegt mit dem Kandidaten Scholz hätte im Juni 2021 keiner erwartet. Er steht in den Umfragen mit der SPD bei stabilen 27 Prozent, während die Grünen um die 16 Prozent, die CDU bei 21 Prozent verharren.
Dabei schleppt Scholz auch einige Skandale, wie die Cumex Affaire mit sich herum, die er aber souveräner abschüttelt.
Auch sollte man nicht vergessen, dass die Partei unter Schröder alles andere als sozial war. Damals wurde der Spitzensteuersatz von 52 auf jetzt 42 gesenkt, was nur den Reichen genutzt hat, die Hartzgesetze, die zur Spaltung der Partei geführt haben, die Gewerbesteuer von Filialbetriebsstätten konnte nun zentral erfolgen, was viele Kommunen in Zahlungsschwierigkeiten gebracht hat, Hedgefonds, riskante Anlagegeschäfte, die bisher verboten waren,wurden erlaubt, die Beteiligung am Afghanistankrieg wurde eingegangen um nur einiges zu benennen.
Die CDU mit ihren vielen Skandalen gehört schon lange in die Opposition, wo Jüngere den Alten klar machen können, wie wichtig der Umweltschutz ist, denn es geht um ihre Zukunft, das Überleben der Menschheit.
Aber der Kanzlerkandidat Scholz hat bisher die wenigsten Fehler gemacht, daher steht er in den Umfragen vorn und zieht seine Partei mit.

FDP viel Spendengeld und viel Wirtschaft

Die FDP hat zu Umweltschutz nur ihre allgemeinen Floskeln und will das, was sie schon immer gemacht hat. Alles ist Wirtschaft, als ob man Geld essen könnte. Das erkennt man auch deutlich am Spendenaufkommen, wo die FDP als sehr kleine Partei um 12 Prozent aber die meisten Spenden aller Parteien erhält. Bisher sind das bereits 3,7 Millionen, die dem Bundestag gemeldet worden sind.

Gewählt werden die Parteien, nicht der/die KanzlerIn

Jetzt geht es um die Wahl am 26.September 2021. Da wird weder Scholz, Baerbock oder Laschet zum Kanzler gewählt, sondern die Parteien.
Und die Mehrheit der Abgeordneten wählen dann den/die BundeskanzlerIn.

Gewählt wird auch die Zukunft

Auch wenn es für Baerbock wohl nicht mehr reicht, dann sollte man endlich einmal an das wichtigste aller Themen denken: Klimawandel – Umweltschutz. Hallo, wo ist der Umweltschutz geblieben in diesem Wahlkampf?

Nur eine starke Partei B90/Die Grünen können da Schwerpunkte setzen gegen die anderen Parteien, denn es wird eine Koalition geben. Und wahrscheinlich ist, dass die SPD mit den Grünen und der FDP daran beteiligt ist. Nur wenn der Umweltschutz entsprechend stark gewichtet wird, haben wir noch eine Chance den Klimawandel abzufedern. Verhindern können wir ihn nicht mehr.

Noch im Juli beherrschten die Umweltkatastrophen die Schlagzeilen.

Katastrophenrepublik Deutschland. Überschwemmungen, Stürme, Waldbrände – was früher als extrem galt, ist das neue Normal. Länder, Städte und Gemeinden bauen nun Deiche, unterirdische Speicher und grüne Dächer. Aber wird das reichen? (Spiegel 23.07.2021), Flutkatastrophe Unternehmen im Ahrtal verzeichnen mehr als halbe Milliarde Euro Schäden. Das Ahrtal wurde besonders hart von der Flutkatastrophe getroffen. Die Unternehmen in der Region sind zumeist Kleinstbetriebe – und haben nun Sachschäden von rund 560 Millionen Euro erlitten. (Spiegel 27.07.2021). Katastrophen-Sommer 2021Rekord-Regen, Milliardenschäden, Todesopfer: Ist das jetzt der Klimawandel?Hitzerekorde in Nordamerika und an den Polen, Rekordregen und Überschwemmungen bei uns. Auf die Schneewalze im Februar folgen die heißesten Märztage seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Und jetzt sorgt ein Unwetter-Sommer für Milliardenschäden und dutzende Tote. Nur Zufall – oder Folgen des Klimawandels? (Focus 18.07.2021).

Ein Resümee zur Klimazukunft

Zahl wetterbedingter Katastrophen steigt rasant.Klima: In langen Schlangen warten hungernde Äthiopier im Jahr 1983 auf Lebensmittel. Das Land litt damals unter einer jahrelangen Dürre.
Genf (dpa) – Die Zahl der wetter- oder klimabedingten Katastrophen ist seit 1970 deutlich gestiegen. Zwischen 2000 und 2009 waren es fünf Mal so viele wie in den 70er Jahren, wie die Weltwetterorganisation (WMO) am Mittwoch in Genf berichtete. Stürme und Überschwemmungen machen fast 80 Prozent dieser Katastrophen aus. (Zeit Online1.09.2021)

Was ist zu tun?

Statt diese dringenden Probleme anzusprechen und Lösungen zu bieten, wurde über Lebensläufe, fehlende Zitate und zu späte Nebenverdienstangaben gestritten.Dabei geht es hier um die Zukunft unserer Kinder und auch uns selbst.

Deshalb bin ich hier jetzt total parteiisch. Ausnahmsweise wähle ich diesmal grün, in der Hoffnung, dass damit der Umwelt geholfen wird. Denn von den anderen Parteien ist da zur Zeit nicht viel zu erwarten.
„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluß vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann.“ (Weisheit der Cree).

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