Tag des Artenschutzes – stummer Frühling

Tag des Artenschutzes
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Berlin. Anlässlich des Internationalen Tags des Artenschutzes unter dem Motto „Recovering key species for ecoystem restauration” macht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) auf die dramatische Lage vieler Arten aufmerksam. In Zeiten voller menschengemachter Krisen ist das weltweite Artensterben eine der fundamentalsten. Jede für sich stellt die Menschheit vor eine Mammutaufgabe: Frieden schaffen, Klimawandel bekämpfen und Biodiversitätskrise stoppen. Es ist höchste Zeit gegenzusteuern.

Der BUND nimmt den UN-Tag zum Anlass, um auf den leisen Tod der Singvögel hinzuweisen. In den vergangenen 40 Jahren hat Europa über 600 Millionen Singvögel verloren, fast 20 Prozent des gesamten Bestandes. Die Verluste vor 1980 sind dabei noch nicht berücksichtigt. Vogelkonzerte im Frühling sind längst keine Selbstverständlichkeit mehr, vielerorts wird es immer stiller. Betroffen sind sogar einstige „Allerweltsarten“ wie Spatz, Star und Feldlerche, aber auch viele andere Arten.

Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: „Diese Zahlen müssen uns alle endlich wachrütteln. Das Verschwinden der Vögel, ebenso wie von Insekten und Amphibien ist ein Alarmsignal. Wir befinden uns mitten in einer weltweiten Krise des Artensterbens. Wir sägen am eigenen Ast, denn wir brauchen die Artenvielfalt für stabile Ökosysteme, die uns mit Wasser und Nahrung versorgen und das Klima stabilisieren. Und schlussendlich: Was wäre eine Welt ohne Vögel?“

Der gegenwärtige, riesige Nutzungsdruck auf Landschaft und Lebensräume bringt viele Tier- und Pflanzenarten in Deutschland in große Bedrängnis. In der Agrarlandschaft finden Vögel durch industrielle Bewirtschaftung, fehlende Agrargehölze und übermäßigen Pestizideinsatz vielerorts keine Lebensgrundlage mehr. Mit den Insekten schwindet auch die Nahrung vieler Vögel.

„Wir brauchen endlich eine sozialere und umweltfreundlichere Agrarpolitik. Im Kern heißt das: Mit Agrarfördermitteln sollten auch Umwelt- und Klimaleistungen der Agrarbetriebe honoriert werden, Pestizid- und Düngemitteleinsatz müssen drastisch verringert, Glyphosat verboten und der Bodenschutz verbessert werden“, so Bandt.

Doch auch der fortschreitende Flächenverbrauch für die Energieerzeugung und immer neue Einfamilienhaussiedlungen, Gewerbeflächen und Straßen tragen zum Vogelsterben bei. In der Stadt werden letzte Brachen bebaut, lebendige Gärten weichen Schotterflächen, bei Sanierungen werden Nistplätze wie Dachnischen und Öffnungen verschlossen. Mit rein technischen Lösungen werden wir dem Artensterben nicht beikommen. Es braucht auch ein „Weniger“ an Fleisch, Autos, Fernstraßen, versiegelten Flächen, Neubausiedlungen und Rohstoffverbrauch.

„Die Politik muss die Weichen stellen. Vor Ort müssen die Kommunen bei der ökologischen Bewirtschaftung und Pflege ihrer Flächen vorangehen“, sagt Bandt. Doch auch jede*r Einzelne kann und sollte handeln: etwas Unordnung und Wildwuchs im Garten zuzulassen, Nistmöglichkeiten zu schaffen und ökologisch erzeugte Lebensmittel zu kaufen, ist ein Anfang.“

Hintergrund:

Der Internationale Tag des Artenschutzes steht in diesem Jahr unter dem Motto „Recovering key species for ecosystem restauration“. Er wurde 2013 von den Vereinten Nationen ausgerufen und wird jährlich am 3. März begangen. Rund um die Welt wird heute das Thema Artenschutz ins öffentliche Bewusstsein gerückt und gleichzeitig an die Unterzeichnung des Washingtoner Artenschutzübereinkommens erinnert. Wir befinden uns im größten Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier: Laut aktueller Studien ist die natürliche Aussterberate weltweit durch menschlichen Einfluss mittlerweile um bis das 1000-fache erhöht. Die größten Bedrohungen sind Lebensraumverlust, Wilderei, Überfischung, Umweltverschmutzung, Klimawandel und die Einschleppung gebietsfremder Arten. In Deutschland stehen momentan 33 Prozent der Wirbeltiere, 34 Prozent der wirbellosen Tiere, 31 Prozent der Pflanzen und 20 Prozent der Pilze auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Besonders die Reptilien, Amphibien, Vögel und Insekten haben mit dramatischen Bestandseinbrüchen zu kämpfen. Dass gute Schutzmaßnahmen Wirkung zeigen können, zeigt die positive Entwicklung bei bestimmten Arten wie Seeadler, Fischadler, Kranich, Wildkatze und Fischotter.

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