Offshore-Windenergie und Naturschutz in Einklang bringen

Bild von Erich Westendarp auf Pixabay

Berlin/Brüssel. Heute wird die europäische Offshore-Koalition zum Schutz der Meere beim Ausbau der Windenergie auf See gegründet. Die europäische Arbeitsgruppe arbeitet einen gemeinsamen Ansatz aus, der Naturschutz und Klimaschutz beim Ausbau der Offshore-Windkraft in Einklang bringen soll.

Zu den Gründungsmitgliedern gehören neben dem NABU weitere Nichtregierungsorganisationen, Vertreter der europäischen Windindustrie, Übertragungsnetzbetreibern und Hersteller sowie die Renewables Grid Initative. In einer gemeinsamen Absichtserklärung legen sie den Grundstein für die zukünftige Zusammenarbeit.

„Offshore-Windenergieanlagen leisten einen wichtigen Beitrag, die Klimaziele zu erreichen. Gleichzeitig bergen sie Risiken für Meeressäugetiere, Fische sowie Zug- und Rastvögel, insbesondere dann, wenn sie an naturschutzfachlich ungünstigen Standorten gebaut werden. Schon jetzt befinden sich die europäischen Meere in einem schlechten ökologischen Zustand. Wir müssen dringend Wege dafür finden, wie die ökologischen Belastungsgrenzen der Meere beim Offshore-Windenergieausbau eingehalten werden können. Das geht nur, wenn wir besser verstehen, wie empfindlich Lebensräume und Arten gegenüber Windenergieanlagen, aber auch anderen Eingriffen des Menschen sind. Die immer intensiver werdende Nutzung der Meere durch Schiffsverkehr, Fischerei oder Kies- und Sandabbau muss deutlich zurückgefahren werden und wir müssen die Meeresschutzgebiete und ökologische Hotspots von Nutzungen freihalten“, so NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger.

Aktuell liegt die Leistung der Offshore-Windenergie in der EU bei mehr als 12 Gigawatt. Die EU-Kommission sieht großes Potenzial für einen Ausbau in der Zukunft. In zwei Tagen möchte sie ihre neue Strategie für Erneuerbare Energien auf See vorlegen: „Die kommende EU-Strategie für Erneuerbare Energien auf See muss die Energiewende naturverträglich gestalten. Energieeffizienz und ein geringer Rohstoff- und Energieverbrauch müssen die höchste Priorität haben. Wenn die Europäische Union hohe Ausbauziele für Offshore-Windenergie veranschlagt, müssen andere industrielle Nutzungsformen der Meere zurückstecken, um Platz für die Windenergie zu schaffen“, so Verena Bax, Referentin für europäischen Klimaschutz beim NABU. „Gesunde Meere sind Verbündete in der Klimakrise. Klimaschutz und Naturschutz müssen beim Ausbau der Offshore-Windenergie Hand in Hand gehen. Die Zusammenarbeit in der Offshore-Koalition kann dabei helfen, Konflikte zu lösen und Positionen zusammenzuführen, so dass uns die naturverträgliche Energiewende gelingen kann.“

Deutschland selbst plant im neuen Windenergie-auf-See-Gesetz mit 40 Gigawatt Offshore-Strom bis zum Jahr 2040. Dies erscheint aktuell nicht mit den nationalen und europäischen Naturschutzzielen vereinbar. Die marine Raumordnung, die bis Mitte 2021 ausgearbeitet wird, soll die Konkurrenzen bei der Nutzung des Lebensraums Meer auflösen und für einen Ausgleich von Schutz und Nutzung in der deutschen Nord- und Ostsee sorgen.

Hintergrundinformationen zu Offshore-Windenergie in Europa
www.nabu.de/offshore

Hintergrundinformationen zur marinen Raumordnung
https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/meere/meeresschutzgebiete/nord-und-ostsee/28707.html

Absichtserklärung der Offshore-Koalition
www.offshore-coalition.eu

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