Museum Schloss Herrenhausen öffnet

Künftig locken die Herrenhäuser Gärten mit einem weiteren Juwel und Hannover wird um ein Stück Museumskultur reicher. An diesem historischen Ort wurde das neue Museum Schloss Herrenhausen (MSH) nach mehrjähriger Planung, gut einem Jahr Ausbauzeit sowie mit Unterstützung des Landes Niedersachsen und zahlreicher weiterer Förderer feierlich eröffnet. Es ergänzt das vor wenigen Monaten wiedererrichtete Schloss Herrenhausen.

 

Gemeinsam mit der VolkswagenStiftung hatte  die LHH 2009 den Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Schlosses beschlossen und ein vielfältiges Nutzungskonzept entworfen. Die VolkswagenStiftung ließ im Schloss ein modernes Tagungszentrum entstehen, die LHH richtete in den Seitenflügeln hochmoderne Ausstellungsräume ein – unter der Verantwortung des Historischen Museums Hannover.

 

Das Land Niedersachsen sowie die LHH förderten die Einrichtung des MSH mit jeweils einer Million Euro. Für Bau und Ein-richtung des Souterrains hat die Stadt vom Landesverband Metall Niedersachsen/ Hansestadt Bremen eine Spende i.H. von 1,25 Millionen Euro erhalten.

 

Ab dem 15. Mai 2013 lädt das Museum Schloss Herrenhausen (MSH) zur Auftaktausstellung “Schlösser und Gärten in Herrenhausen. Vom Barock zur Moderne” ein. Sie erzählt die Geschichte der Herrenhäuser Gärten und der zugehörigen Schlösser vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart.

 

Die Ausstellung:
“Gebt mir ein Museum, und ich werde es füllen”, sagte einst der spanische Maler Pablo Picasso. Ganz diesem Ausspruch verschrieben haben sich MitarbeiterInnen des Historischen Museums unter der Leitung von Museumsdirektor Prof. Thomas Schwark und GestalterInnen des Büros “hg merz architekten museumsgestalter” mit der ersten Ausstellung. Sie zeigt, warum Herrenhausen einen der schönsten Barockgärten Europas besitzt und wie er sich entwickelte. Zugleich beantwortet sie die Fragen, warum gleich daneben nach englischem Vorbild ein Landschaftsgarten entstand und warum der Berggarten mit seinen exotischen Pflanzen europaweit Berühmtheit erlangte. Darüber hinaus werden die wichtigsten Akteure jener glanzvollen Epoche vorgestellt, darunter starke Persönlichkeiten wie Herzog Johann Friedrich, Kurfürstin Sophie, Kurfürst Ernst August – und natürlich der berühmte Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz.

 

Aber auch die Gartenmeister – oft in mehreren Generationen im Garten tätig – treten auf. Ihre Geschichten verdichten sich zur einmaligen Erfolgsstory des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg mit Hannover als Zentrum, das 1698 zum Kurfürstentum erhoben wurde. 1714 erhielt das Haus Hannover die Krone Englands und 100 Jahre später wurde Hannover Königreich.

 

Wie kam es zu diesem mächtigen Welfenstaat? Welche Rolle spielten Wirtschaft, Politik, Kultur und welche Bedeutung hatte das Denken des Universalgelehrten Leibniz?

 

Das und vieles mehr kann man anhand von über 500 wertvollen Objekten und Gemälden aus dem 17. und 18. Jahrhundert erfahren und sich hineinversetzen in die aufregende Welt des höfischen Barocks. Wie an einer langen festlichen Tafel sind die kostbaren Zeugnisse und Dokumente aus der großen Geschichte Hannovers serviert. In einer “Kunst- und Wunderkammer” präsentieren sich überraschende Ausstellungsstücke und dokumentieren Licht und Schatten dieser Epoche, in der das hannoversche Welfenhaus Macht und Einfluss gewann. Das schönste Exponat ist und bleibt  der faszinierende Große Garten, den die Kurfürstin Sophie so sehr liebte. Doch präsentiert er sich nach dem Besuch des Museums womöglich in einem neuen Licht.

 

Eine kleine Führung durch das MSH:
Die BesucherInnen betreten die Ausstellung im Ostflügel. In diesem Raum, der in herrschaftlichem Rot und Gold gestaltet ist, wird thematisch auf die Entstehung des Großen Gartens und seine Funktion in der höfischen Repräsentationskultur eingegangen. Die Welfen nutzten ihn im 17. und 18. Jahrhundert intensiv als Festraum und zur glanzvollen Demonstration von Macht und Ansehen. Eine vor schwerem, grünem Samt schwebende Portraitgalerie stellt die Auftraggeber, Gestalter und Gäste des Gartens vor. Karten und Ansichten veranschaulichen die räumlichen Dimensionen, in denen sich die Entwicklung der Herrenhäuser Gärten vollzog. Zeittypische Exponate verweisen auf die politischen, wirtschaftlichen, militärischen und kulturellen Grundlagen der Geschichte Herrenhausens. Am Ende des Raumes ragt die Leibniz-Büste auf. Gottfried Wilhelm Leibniz, der zwischen 1676 und 1716 in Hannover lebte, zählte zu den berühmten Gästen des Großen Gartens. Er soll dort viele Stunden im geistvollen Gespräch mit Kurfürstin Sophie verbracht haben. Sophie liebte den Großen Garten sehr. “Der Garten ist mein Leben”, sagte sie über ihn. 1714 soll sie dort hochbetagt bei einem Spaziergang gestorben sein.

 

Die BesucherInnen des neuen Museums steigen nun zu barocker Tafelmusik eine Treppe hinab und gelangen in einen einzigartigen, geheimnisvoll dunkel gehaltenen Museumsraum. Edle und kostbare Objekte tauchen hier aus der Dunkelheit auf: Die prächtige Sänfte der Gräfin Yarmouth, der Mätresse König Georgs II.; ein reich beschnitzter, farbig gefasster Schlitten, mit dem sich Adelige im Garten vergnügten und der nach aufwendigen Restaurierungsarbeiten zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert wird; feine Seidenschuhe, auf denen sich die modebewusste Adelsdame am Hof bewegte. Neben diesen Luxusobjekten aus der Welt der Fürsten und des Adels stehen ebenso Dinge aus der Alltagswelt des Bürgertums und des einfachen Volkes. Die scheinbar beliebig angeordneten Exponate sind gleichwohl streng nach Begriffspaaren wie “Nähe und Ferne”, “Muße und Mühe” oder “Leben und Tod” gruppiert. Sie verdeutlichen die Gegensätze in der Lebenswelt der Menschen, wie sie für die Barockzeit typisch waren.

 

Wer die “Kunst- und Wunderkammer” im Souterrain wieder verlässt, betritt nach dem Aufstieg den erwartet in frischen Weiß- und Grüntönen gehaltenen, Licht durchflutenden Westflügel. Hier wird die Geschichte der Schlösser und Gärten weitererzählt: von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Die Ausstellung erläutert den “revolutionären” Wandel der Gartengestaltung, die Veränderungen der Schloss-Bauwerke und ihrer Nutzungen, die Öffnung der Gärten für die Allgemeinheit und die Übernahme der Gärten in städtischen Besitz. Dabei gibt es mancherlei Überraschungen zu entdecken: beispielsweise den Garten von Schloss Monbrillant oder die Züchtungen exotischer Pflanzen im Berggarten.

 

Ausblick:
Im kommenden Jahr 2014 wird das Schlossmuseum einen Hauptteil der großen Niedersächsischen Landesausstellung zur Geschichte der Hannoveraner Welfen präsentieren. Die Ausstellung “Als die Royals aus Hannover kamen. Hannovers Herrscher auf Englands Thron 1714 – 1837” beschäftigt sich an fünf Standorten mit der 123-jährigen Geschichte der Personalunion.

 

Statements:
Marlis Drevermann, Kulturdezernentin der Landeshauptstadt Hannover: “Ich freue mich sehr, dass wir heute eines der spannendsten kulturhistorischen Museen Norddeutschlands eröffnen dürfen. Das Museum Schloss Herrenhausen wird den Gästen der Gärten aus Hannover, Deutschland, Europa und Übersee die Geschichte des Großen Barockgartens, der seinerzeit handelnden Persönlichkeiten und ihrer Zeit erzählen. Akzentuiert durch die großartige Gestaltung des Büros ‘hg merz architekten museumsgestalter’ erlauben mehr als 500 ausgewählte Sammlungsobjekte die Zeitreise in eine wechselvolle dreihundertjährige Geschichte.”

 

Dr. Annette Schwandner, Ministerialdirigentin im niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur: “Das neue Museum im Schloss Herrenhausen schließt die Lücke in der Präsentation unserer Landes- und Geistesgeschichte. Die beiden Schlossflügel und der Verbindungstrakt sind ein idealer Ort, um die zentralen Themen unserer großen Landesausstellung 2014 zu präsentieren: “Als die Royals aus Hannover kamen. Hannovers Herrscher auf Englands Thron 1714 – 1837″. Deshalb hat das Land Niedersachsen gern eine Million Euro für die Einrichtung des Schlossmuseums investiert, um damit unsere niedersächsische Museumslandschaft zu stärken.”

 

Prof. Dr. Thomas Schwark, Direktor des Historischen Museums Hannover: “‘Einmal im Leben…’, zur schönen Hülle des Schlosses Herrenhausen schafft das Historische Museum mit seiner Ausstellung Inhalte und Perspektiven auf eines der schönsten Garten-Ensembles Europas. Eine wunderbare Aufgabe!”

 

Markus Betz, Projektleiter des Büros “hg merz architekten museumsgestalter”: “Mit dem Wiederaufbau des Schlosses Herrenhausen erhält dieser historisch aufgeladene Ort seine Mitte zurück. In der von uns gestalteten ‘Wunderkammer’ blühen die Ästhetik, die Gefühlswelt und die aufklärerischen Impulse des Barocks wieder auf. Die Besucherinnen und Besucher tauchen in eine scheinbar weit entfernte Welt ein, die mit ihrer Musik und ihren Bauwerken, ihrer Wissenschaft und ihrer Kunst aber immer noch prägend für unsere heutige Wahrnehmung ist.”

 

Dr. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer von NiedersachsenMetall, als Stellvertreter aller Förderer und Sponsoren: “Kulturdenkmäler wie das Schloss in Herrenhausen sind bedeutende Zeugnisse menschlicher Geschichte. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, sie zu erhalten und mit Leben zu füllen. Es bedarf hierfür einer Vorbildfunktion von Entscheidungsträgern in Staat und Gesellschaft, von Institutionen, Einrichtungen und Personen. Wir Sponsoren stellen uns dieser Verantwortung. So stärken wir den Wissenschafts- und Kulturstandort Hannover, mit dem unser Verband seit 123 Jahren untrennbar verbunden ist. Als größter Arbeitgeberverband in Norddeutschland stehen wir in der Mitte der Gesellschaft. Deshalb fördern wir umfangreiche Bildungsaktivitäten an mehr als 150 Schulen, unterstützen nachhaltig die IdeenExpo, und in diesem Fall den Wiederaufbau unseres Schlosses in Herrenhausen. Denn Bildung und Kultur legen den Grundstein für die Zukunft.”

 

Hans Christian Nolte, Geschäftsführer der HMTG: “Ein Museumsneubau in der heutigen Zeit ist etwas ganz Besonderes! Und welchen besseren Platz gibt es dafür als Herrenhausen, einen Ort, der Kultur und Geschichte atmet. Mit seinen unterschiedlichen Ausstellungen wird das Museum Schloss Herrenhausen die Strahlkraft der Herrenhäuser Gärten noch weiter verstärken.”

 

Bildquellennachweis: Hannover Tourismus

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