Mit Beteiligungsprozess „Maßstäbe gesetzt“

Minden. „Wir haben mit diesem Beteiligungsprozess Maßstäbe gesetzt und das bestmögliche Konzept gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern erarbeitet.“ Dieses Fazit zog Bürgermeister Michael Buhre am Ende der dritten Planungswerkstatt zur Entwicklung des Wesertor-Quartiers am vergangenen Mittwochabend im ehemaligen Hertie-Gebäude.

 

Rund 250 Teilnehmer/innen verfolgten interessiert die Vorträge und Präsentationen, brachten sich intensiv in die Diskussion ein und umringten die beiden Modelle – ein Innenstadt-Modell im Maßstab 1:500, in dem das neue Center-Konzept und ein Vorschlag für einen Stadtbalkon aktuell eingearbeitet war sowie ein „Bauklötzchen-Modell“ im Maßstab 1:100, das in der zweiten Planungswerkstatt gemeinsam entwickelt worden war.

 

In einem abschließenden Votum bewerteten die Bürgerinnen und Bürger den Prozess sehr positiv. 81 Prozent erteilten der Stadt und dem Investor ECE den Auftrag, an diesem Konzept weiterzuarbeiten. Der Staffelstab werde nun „am Ende der 2. Etappe“ an die Politik übergeben, fasste Moderator Andreas Jacob (FIRU) zusammen. 16 Stunden sei zusammengenommen – in der Auftaktveranstaltung sowie in den drei Planungswerkstätten – entwickelt und diskutiert worden. „Es sind Lösungen entstanden und gereift“, so Jacob.

 

Mit Spannung verfolgten die Teilnehmer/innen der dritten Planungswerkstatt den Vortrag von Professor Wolfgang Christ. Er stellte den städtebaulichen Rahmen für das Quartier vor, das nur eines von vielen ist, an dem gearbeitet werden sollte. Sein Vorschlag sieht unter anderem eine derzeit nicht vorhandene Wegebeziehung zwischen Bäckerstraße und Großem Domhof vor, um den Markt mit der Weser zu verbinden.

 

Im zweiten Teil stellte Christ mittels einer 3-D-Animation seine Vision eines Stadtbalkons an der Weser vor. Eine an den Grimpenwall „angedockte“ Fläche könne vielfältig „bespielt“ werden und hat nach dem Vorschlag einen großzügigen Treppenabgang sowie eine barrierefreie Rampe. Als Erlebnisanker hat der Architekt und Stadtplaner ein Kunstwerk in Form eines stilisierten Schiffes skizziert, das begehbar ist und auf einem Ponton am Weserufer ruht. Bei Hochwasser würde sich die Skulptur mit dem Wasserpegel anheben. Im Ruhrgebiet sowie in Bitterfeld hat Professor Christ mit seinem „Tetraeder“ und dem „Pegelturm“ bereits ähnlich Anziehungspunkte geschaffen. „Der Stadtbalkon ist bislang eine Skizze für mehr Aufenthaltsqualität an der Schlagde. „Er soll eine Attraktion sein, die so spannend ist, dass die Menschen, die in der Stadt sind, sagen: Das müssen wir uns ansehen“, erläuterte Christ.

 

Das von ECE-Architekt Andreas Fuchs vorgestellte Konzept für das geplante Einkaufscenter und das Umfeld sieht vier einzelne Gebäudeteile vor, die über Brücken oder ebenerdige Übergänge miteinander verbunden sind. Die Gebäude werden drei- beziehungsweise viergeschossig sein. Parkplätze wird es auf dem Dach beziehungsweise im dritten Obergeschoss geben. Der Hertie-Komplex soll in seiner Struktur erhalten bleiben, wird aber eine völlig neue Gestaltung erhalten. Das derzeitige C&A-Gebäude und das Gebäude an der Hellingstraße sollen neu errichtet werden. Auch das jetzige Parkhaus am Marienwall wird einem Neubau weichen.
Gebäudeteile und Übergange sollen transparent gestaltet sein, vorhandene Wegeverbindungen werden aufrecht erhalten und – wie die Johannispassage – deutlich aufgewertet. Das waren zwei von vielen im Entwurf berücksichtigten Wünschen, die die Bürgerinnen und Bürger in den ersten beiden Planungswerkstätten eingebracht hatten. Auch ist die ECE der vielfach geäußerten Forderung nachgekommen, viele Ein- und Ausgänge zu schaffen. Diese wird es im Schwerpunkt an der Bäckerstraße, am Johanniskirchhof und am Marienwall geben.

 

Als so genannte „Anker“ sieht ECE einen Lebensmittelmarkt, ein Sportartikelgeschäft und einen Drogeriemarkt im Gebäudeteil nördlich des Marienwalls sowie einen größeren Modeanbieter und einen Unterhaltungselektronikmarkt im Bereich des jetzigen Hertie-Gebäudes vor. Kleinere Laden-Einheiten wird es vor allem im Erdgeschoss geben. Ein detailliertes Nutzungskonzept soll im kommenden Jahr öffentlich vorgestellt werden. Es sei, so Andreas Fuchs, eine große Herausforderung gewesen, in nur drei Monaten ein erstes Planungskonzept für das Quartier zu entwickeln.

 

Weitere Informationen gaben Diplom-Geograf Mark Hädicke (CIMA GmbH, Lübeck) zum Einzelhandelskonzept und Diplom-Ingenieur Jörn Janssen (SHP GmbH, Hannover) zum Verkehrskonzept. Dieses sieht einen fünfarmigen Kreisel an der Ein- und Ausfahrt zur Schlagde vor. An den Kreisel soll auch der Marienwall angebunden werden, über den die Zufahrt zum Center sowohl mit Pkw als auch mit Zulieferfahrzeugen erfolgen soll.

 

Der Beigeordnete für Städtebau und Feuerschutz, Klaus-Georg Erzigkeit stellte die nächsten Schritte in der Bauleitplanung vor. Im Rat am 22. November soll ein Aufstellungsbeschluss für einen neuen Bebauungsplan gefasst werden. Auch der Sanierungsrahmenplan und die Abgrenzung des zentralen Versorgungsbereiches müssen geändert werden.

 

Bürgermeister Michael Buhre kündigte an, dass es voraussichtlich im Dezember, Januar und Februar weitere öffentliche Veranstaltungen geben soll, in denen die beauftragten Fachbüros und Gutachter die Ergebnisse ihrer Arbeit vorstellen. „Wir wollen in der Qualität wie jetzt weiter machen – mit Ihnen“, so Buhre.

 

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