Fußgängerzone: Digitale Bewegungsdaten werden gesammelt

Lasermessgerät in der Obermarktstraße
© Stadt Minden

Minden. Die Frequenz-Messung erfolgt vollkommen anonym – Neues Projekt des Innenstadtmanagements über fünf Jahre. Unbemerkt von der Öffentlichkeit sind jetzt drei kleine Laser-Messgeräte in der Mindener Innenstadt installiert worden. Das war die Voraussetzung für ein neue gemeinsame Aktion von Immobilien-Eigentümer*innen in der Innenstadt, dem Anbieter hystreet.com GmbH und der Stadt Minden. „Mit einer anonymen und fünf Jahre dauernden Messung sollen ab dem 18. März digital Bewegungsdaten in der Fußgängerzone gesammelt werden, um Erkenntnisse zur Frequenz von Passanten zu unterschiedlichen Tageszeiten und Wochentagen zu erhalten“, erläutert Innenstadtmanager Johannes Schneider (Stadt Minden).

Die Daten seien wichtig, um unter anderem die Entwicklung einzelner Fußgängerzonen-Lagen zu beurteilen oder auch um Veranstaltungen zu evaluieren. Gleichzeitig können konkrete Frequenzzahlen in Ansiedlungsgesprächen zur Vermarktung des Standorts Mindener Innenstadt eine wichtige Argumentationsgrundlage sein. Die Messung startete jetzt und soll bis März 2029 laufen. Die Standorte der Laser-Messgeräte befinden sich in der Obermarktstraße, am Scharn und in der Bäckerstraße. Pro Messpunkt entstehen nach Angaben von Schneider jährliche Kosten von 1.500 Euro für Scanner und Datenaufbereitung, also insgesamt 4.500 Euro zuzüglich Umsatzsteuer pro Jahr. Hinzu kommen einmalige Installationskosten von insgesamt 3.000 Euro. Die Kosten trägt das Innenstadtmanagement der Stadt Minden.

Die angebrachten Laser-Messgeräte sehen aus wie kleine Kameras, sind aber keine. Die Geräte registrieren rund um die Uhr „vollständig anonym und datenschutzkonform lediglich die Anzahl an Passanten und deren Laufrichtung“, erläutert Schneider. Rückschlüsse auf einzelne Personen seien ausgeschlossen. Grundsätzlich registriere das Gerät lediglich die Bewegung eines Objektes und dessen Bewegungsrichtung. Zusätzlich unterscheidet es je nach Höhe des Objekts Erwachsene (größer als 1,50 Meter) und Kinder (kleiner als 1,50 Meter). Radfahrer*innen können mit dieser einfachen Version des Scanners nicht separat erkannt werden.

Das Projekt ist eine Initiative des Innenstadtmanagements. Die Projektidee wurde mit einzelnen Innenstadtakteuren diskutiert, um zunächst ein Feedback einzuholen, berichtet Johannes Schneider. Anschließend mussten geeignete Standorte identifiziert werden und die entsprechenden Gebäudeeigentümer überzeugt werden.

„Innenstädte befinden sich in heutiger Zeit in einem rasanten Wandel und stehen dabei ständig unter dem Druck, nicht an Attraktivität zu verlieren, und der Einzelhandel selbst steht natürlich in starker Konkurrenz zum Online-Handel“, weiß Schneider. Deshalb sei es – auch in Bezug auf andere Städte, die bereits auf „Smart City“-Projekte setzen – unverzichtbar, digitale Daten über Passantenfrequenzen zu erhalten. Immer mehr Entscheidungen in nahezu allen Lebensbereichen würden heute auf Basis von digitalen Daten getroffen. Diese gewinnen auch im Einzelhandel an Bedeutung, wenn zum Beispiel auf der Grundlage nachweisbarer Frequenzen Ansiedlungsentscheidungen von Handel und Gastronomie für oder gegen einen Standort getroffen werden.

Die in Minden gewonnenen Daten können über den Anbieter hystreet.com auch mit den Frequenzen anderer Standorte (insgesamt rund 250 Städte) verglichen werden, so Schneider. In Minden können künftig die Besucher-Frequenzen an einzelnen Wochentagen verglichen werden oder auch die an verkaufsoffenen Sonntagen. Die Daten lassen auch Rückschlüsse auf die Effekte von Events in der Innenstadt zu und können einzelnen Händlern helfen, die Performance ihres Geschäftes zu optimieren oder das Personal besser zu einzusetzen.

So könne der Werbewert von Schaufenstern und die so genannte „Capture Rate“ einer Lage in der Innenstadt mit den Messungen ermittelt werden. Der Begriff definiert das Verhältnis der tatsächlichen Besucher*innen zur Anzahl der Passanten in einem bestimmten Zeitraum. Die Rate spiegele wider, welcher Anteil der Passanten zu Besuchern eines Geschäftes wird. Das erleichtere zum einen die Personaleinsatzplanung und könne auch bei geplanten Filialeröffnungen von Ketten wertvolle Anhaltspunkte liefern. Die Immobilien-Eigentümer*innen erhalten mit den Frequenz-Daten künftig auch weitere Gesprächsgrundlagen, wenn zum Beispiel Flächen neu vermietet werden, so Schneider.

Der Innenstadtmanager verweist darauf, dass die Frequenzen nicht immobilienscharf dargestellt und veröffentlicht werden. Es gehe immer um die Frequenz in einem ganzen Bereich (Bäckerstraße, Scharn, Obermarktstraße). Das heißt, es profitieren nicht nur einzelne Immobilien-Eigentümer*innen von verlässlichen Daten, sondern „die komplette Lage“. Das sei wichtig zu wissen, weil sonst zum Beispiel die Eigentümerinnen und Eigentümer, an dessen Haus das Messgerät hängt, einen großen Vorteil hätten.

Mindens Frequenzdaten sind in Kürze unter www.hystreet.com einsehbar.

 

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