Frauen an die Tastaturen

Waren Computer- und Videospiele in der Vergangenheit eher etwas für Männer, werden nun auch immer mehr Frauen zu Spielern. 10, 8 Mio. computerspielenden Frauen stehen laut einer Studie des Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) nun 13,9 männlichen Spielen gegenüber.

 

Als William Higinbotham in 1958 das weltweit erste Videospiel mit dem Titel „Tennis for Two“ entwickelte, hätte wohl niemand ahnen können, dass sich daraus ein tragender Entertainment- und Wirtschaftszweig entwickeln würde. Heute sind Computer- und Videospiele längst als Unterhaltungsform in der Gesellschaft etabliert. Dies ist unter anderem der Firma Atari zu verdanken, die 1972 die Automatenversion von „Pong“ entwickelten. Mit der 1975 erschienenen Heimversion nebst Konsole, bereiteten sie den Weg für einen Massenmarkt, der 2001 erstmals mehr Einnahmen generierte als die US-Filmindustrie.

 

Frauen mögen „Social Games“

Wenn es um Computer- und Videospiel geht, werden Frauen besonders von sogenannten „Social Games“ angesprochen, da sie das gemeine Spielerlebnis schätzen. Hier ist nicht etwa das Töten von möglichst vielen virtuellen Feinden das Ziel, sondern beispielsweise der geschickte Einsatz von Ressourcen, um seinen digitalen Bauernhof zu bewirtschaften. Wie der Name schon sagt, leben diese von der sozialen Komponente, wie sie u.a. auf Facebook idealen Nährboden hat: Je mehr Freunde mitmachen, desto besser, denn es können Extrapunkte erwirtschaftet werden. Und da Frauen ja bekanntlich am besten wissen, was Frauen wollen suchen Social Game-Produzenten händeringend nach Mitarbeiterinnen. „Frauen sind einfach näher dran. Sie wissen eher, was andere Frauen wollen und welche Geschäftsmodelle bei ihnen funktionieren“, sagte Maximilian Schenk, Geschäftsführer des BIU dem Spiegel [21/21.05.12]. Außerdem seien gemischte Teams im Zweifel besser, vielfältiger und kreativer. „Wir wünschen uns mehr Frauen in der Spiele-Industrie“ Zurzeit arbeiten laut Schätzung des BIU weniger als 20 Prozent in der gesamten Spiele Branche. Dabei ist gerade die Browsergame-Industrie ein wichtiger Arbeitgeber, der im In- und Ausland viele neue Arbeitsplätze schafft.

 

Social Games gehören zu den Browserspielen. Das sind Computerspiele, die nicht heruntergeladen oder installiert werden müssen. Eine kurze Anmeldung reicht meist aus um ins Spielvergnügen einzutauchen. Bei ihnen kann nahezu jeder spielen, da keine kostenaufwändige PC- oder eine Spielkonsolenhardware von Nöten ist. Der gewohnte Webbrowser wird zum Spielfenster. Für viele Nutzer steht für das Spielvergnügen eines ganz klar im Vordergrund: Es ist kostenlos. Das Geschäftsmodell der meisten Browse-Games sieht vor, dass sie durch den Verkauf von virtuellen Gütern Geld verdienen. Diese Güter können zwar auch im Spiel durch den Einsatz von viel Zeit durch den Spieler erarbeitet werden, doch wer schneller vorankommen möchte, der kauft mit realem Geld, was ihm virtuell fehlt.

 

Ein Job in einer stetig wachsenden Industrie

Die Spielesoftwareindustrie wächst stetig. Laut BIU setzte die Branche in 2011 insgesamt 1,99 Milliarden Euro umgesetzt. Dabei entfielen 1,573 Milliarden auf Datenträger und Downloads, 233 Millionen Euro auf virtuelle Zusatzinhalte und 183 Millionen Euro auf Gebühren für Online- und Browserspiele. Ein Grund mehr also, sich eine Ausbildung oder einen Job in diesem Industriezweig zu sichern.

Der Einstieg ist dabei durch relativ viele Türen möglich. So werden aus Informatikern häufig Spieleprogrammierer und aus Grafikdesignern Entwickler und Gamedesigner. Doch muss nicht mal ein Studienabschluss die Fahrkarte in den Computer- und Videospielindustrie sein. Auch Ausbildungsberufe wie Mediengestalter können eine Grundlage für eine Karriere in der Spieleentwicklung sein.

 

Sara Weber, Autorin beim Spiegel, listete unlängst einige Hochschulen auf, die gezielt auf einen Beruf in der Spieleindustrie vorbereiten. An der Games Academy mit Hauptsitz in Berlin werden etwa 160 Studenten in Fächern wie Game Design, Game Production und Game Programming unterrichtet, an der Mediadesign Hochschule in München gibt es den Studiengang Gamedesign. Und die Fachhochschule Trier bietet einen Bachelor-Informatikstudiengang Digitale Medien und Spiele an. Allerdings sitzen in den Hörsälen nach wie vor mehr Männer als Frauen. Laut Spiegel-Angaben liegt die Frauenquote in den Studiengängen bei knapp 20 Prozent. Bei den IT-Azubis sogar nur bei zehn Prozent.Glücklicherweise ist der Trend aber durchaus positiv: Wie der Spiegel [21/21.05.12] berichtete, gibt es bereits heute wesentlich mehr Frauen in einzelnen Ausbildungen rund um die Gaming-Industrie als noch vor wenigen Jahren.

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