Minden. Alle zwei Jahre wieder sind die Rad fahrenden Bürger*innen und Bürger beim ADFC-Fahrradklimatest gefragt. Die große Online-Umfrage, an der sich auch alle Mindener*innen beteiligen können, ist am 1. September gestartet. Radfahrer*innen können nach 2022 erneut bewerten, wie fahrradfreundlich ihre Stadt oder ihre Gemeinde ist. Bis zum 30. November kann der Fragebogen ausgefüllt und abgesendet werden. Er ist auf folgender Internetseite zu finden: www.fahrradklima-test.adfc.de.
„Wir wünschen uns eine hohe Beteiligung, damit möglichst viele Eindrücke und Meinungen in die Umfrage einfließen“, sagt Lars Bursian, Beigeordneter für Städtebau und Feuerschutz. Denn die Ergebnisse stellen eine wichtige Rückmeldung für die politisch Verantwortlichen und Verkehrsplaner*innen dar. Die Verbesserung des Fahrradverkehrs sei auch Teil des Mobilitätskonzeptes für Minden, welches 2016 aufgestellt wurde, so Bursian weiter. Dieses bilde die Arbeitsgrundlage für die Verkehrsplanung der Stadt bis zum Jahr 2031.
Bereits im Jahr 2010 habe die Stadt ein Radverkehrskonzept aufgestellt. „Fahrradfreundlichkeit und die Förderung des Radverkehrs haben eine hohe Bedeutung in Minden. Die Umstellung auf eine klimafreundlichere Mobilität hat Zukunft und fließt in ganz viele Planungen ein“, streicht der Beigeordnete heraus. Bereits seit 1996 ist die Stadt Mitglied in der „Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW e.V.“ (AGFS).
Die Umfrage findet jetzt zum elften Mal statt. Alle zwei Jahre fragt der Fahrradclub ADFC mit Unterstützung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) die Radfahrenden in ganz Deutschland, wie es um die Fahrradfreundlichkeit der Städte und Gemeinden bestellt ist. Minden hatte beim Fahrradklimatest 2020 mit einer deutlichen Verbesserung zu 2018 abgeschnitten. 2022 gab es die Gesamtnote 4,02. Damit lag die Weserstadt in der Ortsgrößenklasse 50.000 bis 100.000 Einwohner*innen bundesweit auf Rang 52 von 113 – also im Mittelfeld. Insgesamt haben sich 2022 245.000 Teilnehmer*innen an der Umfrage beteiligt, für 1.114 Kommunen lagen ausreichende Bewertungen vor.
Seit dem letzten Fahrradklimatest sind viele weitere Maßnahmen für noch mehr Fahrradfreundlichkeit in Minden umgesetzt worden. Dazu gehört auch die im Sommer 2023 eingerichtete Übergangslösung an der Bahnunterführung Viktoriastraße. Eine Fahrspur stadteinwärts wurde eingezogen und steht nun ausschließlich den Radfahrenden, wozu an Wochentagen auch viele Schüler*innen gehören, zur Verfügung. „Die gefährliche Situation auf dem engen Fuß- und Radweg wurde häufig – auch im Fahrradklimatest – bemängelt. Mit der Maßnahme konnte die Sicherheit der Radfahrer*innen in diesem Bereich erheblich verbessert werden“, ergänzt der Leiter des Bereiches Verkehr, Gunnar Kelb.
Punkten kann Minden vermutlich auch mit der aktuell noch laufenden Markierung von „Piktogrammketten“ in 16 Straßenabschnitten. Der größte Teil der Maßnahme ist schon abgeschlossen. Es fehlen noch der Abschnitt des Petershäger Weges, der seit einigen Monaten wegen einer Baumaßnahme gesperrt ist und ein Abschnitt der Zähringerallee. Beide sollen noch im Herbst markiert werden. Zu mehr Fahrradfreundlichkeit trägt auch der Aufbau vieler neuer Fahrradbügel an mehreren Stellen im gesamten Stadtgebiet bei.
Auch mehrere Kreuzungen (u.a. Lübbecker Straße/Mindener Straße und Klausenwall/Schwichowwall/Johannsenstraße) wurden in den vergangenen Jahren fahrradfreundlich umgestaltet. Radfahrer*innen erhielten eigene Ampeln, die ihnen etwas früher „Grün“ zeigen als dem Autoverkehr. Außerdem wurden die Radweg-Furten an die Fahrbahn heran verlegt, so dass ein geradliniges Befahren der Kreuzung möglich ist. Darüber hinaus wurden die Furten rot eingefärbt. Auch viele Schutzstreifen sind zwischenzeitlich in kritischen Kreuzungsbereichen rot eingefärbt worden. „All diese Punkte dienen der Verkehrssicherheit der Radfahrenden in den Kreuzungen“, so Kelb.
Noch bis 30. November 2024 können Bürgerinnen und Bürger an der Online-Umfrage teilnehmen. Bei den rund 30 Fragen geht es unter anderem darum, ob das Radfahren Spaß macht oder Stress bedeutet, ob Radwege von Falschparkern frei gehalten werden, ob man sich als Verkehrsteilnehmer*in ernst genommen fühlt und ob sich das Radfahren in der Stadt auch mit Kindern sicher anfühlt.
Schwerpunktthema ist 2024 das Miteinander im Verkehr. Der ADFC stellt in der Umfrage 2024 erneut fünf Fragen zu diesem Schwerpunkt. Es werden Fragen gestellt wie: Wie stark beeinflussen Konflikte den Straßenverkehr? Was tun Städte und Gemeinden dafür, um das Miteinander zu verbessern? Der ADFC möchte wissen, welche Maßnahmen wirklich helfen und im Idealfall Orte in Deutschland finden, in denen das Miteinander gut funktioniert und die als Vorbilder dienen können. 2022 war das Schwerpunktthema „Radfahren im ländlichen Raum“.
Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden können, müssen pro Stadt mindestens 50 Teilnahmen vorliegen. Bei größeren Städten sind mindestens 75 beziehungsweise 100 Abstimmungsergebnisse nötig. Der ADFC-Fahrradklima-Test ist gleichsam ein Zufriedenheits-Index und Stimmungsbarometer der Radfahrenden in Deutschland. „Die Ergebnisse sind für Kommunen eine Orientierungshilfe und helfen den einzelnen Städten und Gemeinden dabei, auch Vergleiche zu anderen Orten zu ziehen, ihre Stärken und Schwächen zu identifizieren und so gezielt Maßnahmen zu ergreifen“, so der Städtetag NRW, der auch dazu aufruft, sich zu beteiligen.
Seit 2012 wird der ADFC-Fahrradklima-Test vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans (NRVP) gefördert. Auf einer Veranstaltung im Frühjahr 2025 sollen die Kommunen mit den besten Ergebnissen vom ADFC und BMDV ausgezeichnet werden. Das Städteranking erfolgt dabei nach Größenklassen. Ausgezeichnet werden auch diejenigen Städte und Gemeinden, die seit der letzten Befragung am stärksten aufgeholt haben.
Alle Bilder: © Stadt Minden