Hannover: Mit der Haushaltsunterlage (HU) Bau hat sich der Rat der Landeshauptstadt am 16. Februar 2012 für den Neubau des 3. Bauabschnitts des Sprengel Museum Hannover mit Gesamtkosten in Höhe von 28,5 Mio. Euro entschieden. In diesem Betrag ist die für alle Bauvorhaben notwendige Budgetreserve von 2,6 Mio. Euro enthalten (zehn Prozent der Bausumme). Grundlage für die 28,5 Mio. Euro war die Kostenberechnung des Architektenbüros Meili Peter Architekten AG, Zürich und des renommierten Kostenplanungsbüros BAL (Bauplanungs- und Projektsteuerungs GmbH Berlin).
Alle bisherigen Arbeiten lagen wie geplant im Kostenrahmen. Die jetzt zu vergebenen Arbeiten für den Rohbau des Erweiterungsbaus überschreiten die Planungskosten. Aus diesem Grund schlägt die Verwaltung vor, das Budget bis zu einer Summe von maximal 2,5 Mio. Euro auf dann insgesamt 31 Mio. Euro auszuweiten.
Die Anforderungen an ein modernes Kunstmuseum mit sehr wertvollen und einzigartigen Exponaten machen eine sehr komplexe und anspruchsvolle technische Gebäudeausstattung notwendig. In der Vorplanung können solche Anforderungen noch nicht in allen Details komplett und abschließend erfasst werden, sodass im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens und der Ausführungsplanung seit Beschluss der HU-Bau-Drucksache rund 0,8 Mio. Euro Mehrkosten entstanden. Insbesondere wurden eine aufwändigere Deckenkonstruktion für die geplante Nutzung von Tageslicht, der Einbau einer Kühlzelle für das Fotoarchiv, eine erhöhte Tragfähigkeit des Anlieferbereiches für Schwerlast-Kunsttransporte und zusätzliche Grundwasserschutzmaßnahmen erforderlich.
Außerdem wurde auf Basis der einstimmigen Entscheidung des Preisgerichtgremiums des internationalen Wettbewerbs eine Probefassade erstellt und verschiedene Schalungs-, Betonier- und Nachbehandlungstechniken getestet. Die dort gewonnen Erkenntnisse flossen in die Ausführungsplanung und letztlich in die Leistungsverzeichnisse ein. Die erweiterte Kostenermittlung für den Rohbau schloss mit 6,2 Mio. Euro gegenüber der ursprünglich von Architekten und Kostenplanern berechneten 5,6 Mio. Euro ab. Die 600.000 Euro Mehrkosten für die Fassade (einschließlich hochwertiger Wärmedämmung!) machen zirka zwei Prozent der gesamten Bausumme für die Museumserweiterung aus.
Obige insgesamt zirka 1,4 Mio. Euro Mehrkosten (0,8 Mio. + 600.000 Euro) waren aus der Budgetreserve (2,6 Mio. Euro) gedeckt. Bis zum Vorliegen der aktuellen Ausschreibungsergebnisse standen also noch 1,2 Mio. Euro als Reserve zur Verfügung. Die bisher durchgeführten Ausschreibungen (Baugrube, Baustelleneinrichtung, Dachabdichtung, etc. mit einer Gesamtsumme in Höhe von rund 2,8 Mio. Euro) lagen vollständig im Rahmen der berechneten Kosten.
Eine erhebliche Abweichung von diesem positiven Trend ergibt sich nun bei der Vergabe des Gewerkes Rohbau (einschließlich Fassade), das mit 6,2 Mio. Euro Kalkulationssumme den größten Einzelposten darstellt.
Von den 15 Firmen, die bei der europaweiten Ausschreibung das Leistungsverzeichnis anforderten, gaben nur fünf ein Angebot ab, von denen drei wertbare Angebote mit jeweils mehr als neun Millionen Euro weit von der kalkulierten Summe entfernt lagen, während das einzige Angebot unter sieben Mio. Euro aus vergaberechtlichen Gründen ausgeschlossen werden musste. Das Verfahren wurde wegen der Höhe der Angebote aufgehoben und ein nichtoffenes Verhandlungsverfahren mit den Bietern initiiert, um die Kosten zu senken.
Das nun nach den Nachverhandlungen seit dem 15. März 2013 vorliegende neue Ergebnis für den Rohbau liegt bei rund 8,3 Mio. Euro. Das sind 2,1 Mio. Euro mehr als die kalkulierten 6,2 Mio. Euro.
Nach Auffassung des Architekten und des Kostenplaners sind die über die 600.000 Euro für die Fassade hinausgehenden Kostenerhöhungen zu einem großen Teil konjunkturellen und gewinn-maximierenden Einflüssen der Baufirmen in einem zu geringen Wettbewerbsumfeld geschuldet. Aus Sicht der Verwaltung ist eine Kombination aus zwei Komponenten ursächlich für die Kostenüberschreitung: Erstens ein besonders hoher Risikoaufschlag der anbietenden Firmen wegen der Komplexität der Bauaufgabe und zweitens eine sehr gute konjunkturelle Auslastung der Baufirmen, die verhindert, dass wettbewerblich eine günstige Preisbildung entsteht.
Möglichkeiten zur Kompensation dieser Mehrkosten sind nicht vorhanden. Alle nennenswerten Einsparoptionen sind bereits in der bisherigen Planung umgesetzt. Eine grundsätzliche Umplanung des Gebäudes oder zumindest wesentlicher Teile des Gebäudes, zum Beispiel der Fassade, würde aufgrund der hohen Anforderungen nicht automatisch eine Kostenreduzierung garantieren. Sie ist auch aus Zeitgründen nicht mehr möglich. Aufgrund der in Aussicht gestellten EU-Fördermittel in Höhe von 11,6 Mio. Euro muss die Baumaßnahme bis zum 31. Dezember 2014 fertig gestellt werden.
Der durch die Aufhebung der ersten Ausschreibung entstandene Zeitverlust kann zurzeit gerade noch durch Terminverdichtungen aufgefangen werden, weitere Verzögerungen sind unbedingt auszuschließen. Um den Zeitplan zur Fertigstellung einhalten zu können, ist eine kurzfristige Vergabeentscheidung für das Gewerk erforderlich.
Wenn die Vergabe für den Rohbau wie jetzt vorgeschlagen erfolgt und bei den übrigen noch ausstehenden Vergaben keine Überschreitung der kalkulierten Beträge erfolgt, steigt das benötigte Budget von 28,5 Mio. Euro um 0,9 Mio. Euro. Wenn man bei den noch ausstehenden Vergaben eine Budgetreserve in Höhe von zehn Prozent berücksichtigt (+1,6 Mio. Euro), würden die Gesamtkosten des Projektes zu einer Budgetausweitung um 2,5 Mio. Euro auf dann 31 Mio. Euro führen.
Bildquellennachweis: Medienserver Hannover