Minden. Auf dem freien Grundstück der ehemaligen Kindertagesstätte Sieben Bauern in Bärenkämpen wird das erste Stadtteilzentrum Mindens entstehen. Die Pläne für das Projekt stellten jetzt der Leiter des Bereiches Gebäudewirtschaft, Jörn Schunk, und André Gerling, Stadtentwicklung, im Haupt- und Finanzausschuss vor. Das Zentrum soll eine offene Einrichtung mit flexiblen Veranstaltungsräumen, einer Bühne, einem Cafébereich, einer Küche, Gruppenräumen sowie Büros für die Stadtteilmanager und für Beratungen sein. Zudem wird hier eine Großtagespflegestelle für Kinder mit neun Plätzen angesiedelt, die separate Räumlichkeiten erhält.
90 Prozent der Kosten für den rund 870 Quadratmeter umfassenden Bau, der mit ca. 1,92 Millionen Euro berechnet ist, kommen aus einem Sonderprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Stadt Minden hatte sich hier erfolgreich mit einem Paket aus mehreren Projekten beworben und im März 2016 den Zuschlag für 2,6 Millionen Euro Förderung erhalten. Der größte Teil davon fließt nach Bärenkämpen, aber auch in das bereits bestehende Stadtteilmanagement im Bezirk Rodenbeck.
Den Entwurf für das Stadtteilzentrum hat die Gebäudewirtschaft selbst erstellt. Innerhalb der Verwaltung wurde eine Planungsgruppe gegründet, in der zunächst die Bedarfe und später auch das Nutzungskonzept erarbeitet wurden, berichtete Schunk. Das Gebäude wird eingeschossig gebaut und ist barrierefrei. Mit größtenteils bodentiefen Fenstern und einem Oberlicht im Zentrum des Daches soll es offen wirken und insgesamt hell sein. Die Bühne im Veranstaltungsforum soll auch nach außen hin zu nutzen sein. Der Baubeginn soll im Jahr 2017 sein, die Fertigstellung ist für Ende 2018 vorgesehen. Der mit maximal 2 Millionen Euro veranschlagte Kostenrahmen für den Bau werde eingehalten, so Schunk. Nicht enthalten in der Berechnung seien die Kosten für die Einrichtung, die mit 200.000 Euro veranschlagt ist und ebenfalls gefördert wird.
Das Nutzungskonzept stellte Stadtentwickler André Gerling den Ausschussmitgliedern vor. Danach soll sich die Einrichtung zu einem generationenübergreifenden Treff- und Kommunikationszentrum in Bärenkämpen entwickeln. Es soll Sitz des Stadtteilmanagements sein, für das in Kürze zwei Vollzeitstellen eingerichtet werden. Das Management ist auch für die Verwaltung und die Weiterentwicklung des Zentrums zuständig. In dem Gebäude werden Beratungs- und Besprechungsräume – zum Beispiel für Wohlfahrtsverbände aber auch für städtische Dienststellen – bereit gestellt. Die Veranstaltungs- und Gruppenräume können für Kurse, Sprachkurse, Informationsveranstaltungen und Kreativangebote sowie von Vereinen und Initiativen für verschiedene weitere Angebote genutzt werden, so Gerling. Das Zentrum soll nach dem bisherigen Stand der Planungen regulär von 8 bis 18 Uhr geöffnet sein.
In dem Stadtbezirk Bärenkämpen mit mehr als 6.700 Einwohnern lebt eine hohe Zahl an Leistungsempfängern – mit und ohne Migrationshintergrund. Auch viele Asylsuchende haben hier eine neue Heimat gefunden. „Es fehlten hier bislang offene Treffpunkte, an denen sich insbesondere Eltern, aber auch junge Erwachsene austauschen konnten“, berichtet André Gerling. Gleichzeitig gebe es aber in Bärenkämpen bereits seit Jahren diverse Angebote externer Träger wie Elterncafés, Sprachkurse, Verfahrensberatung, Veranstaltungen der kulturellen Bildung, Begleitung im Alltag, Ehrenamt für Flüchtlinge und vieles mehr. Daher sei es sinnvoll, diese an einem Ort „quasi als Netzknoten“ zusammen zu fassen.
Ziel des Projektes ist es, den Menschen im Stadtbezirk Zugang zu Bildung und Teilhabe zu ermöglichen. Der Schwerpunkt der Arbeit liege daher zunächst auf Menschen mit Einwanderungsgeschichte, Familien, Alleinerziehende, Kinder und Jugendliche, die gezielt gefördert und aktiviert werden sollen. Aber auch Menschen mit Behinderungen und Erkrankungen sowie Senioren gehören zur Zielgruppe, erläutert André Gerling.
Um den gesteigerten Bedarf an Betreuungsplätzen noch besser decken zu können – in diesem Stadtbezirk gibt es eine sehr hohe Nachfrage – wird eine Großtagespflegestelle für neun Kinder, die von Tagesmüttern betreut werden, integriert. Weiter wird in Bärenkämpen – ebenfalls mit Mitteln aus dem Förderprogramm – die bestehende städtische Kita Sieben Bauern um eine Gruppe erweitert. Mit dem Sonderprogramm „Hilfe im Städtebau zur Integration von Flüchtlingen“ werden 147 Projekte aus 100 Städten und Gemeinden in NRW mit insgesamt 72 Millionen Euro gefördert. „Minden erhält davon einen außergewöhnlich hohen Anteil“, freute sich Bürgermeister Michael Jäcke nach der positiven Nachricht Mitte März 2016.
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