Aktiv einsetzen für Demokratie, Menschenrechte und Toleranz

Minden. „Wir müssen im täglichen Leben unserer Stadtgesellschaft zeigen, dass wir uns aktiv einsetzen für Demokratie und Menschenrechte, für Toleranz und Offenheit und gegen Rassismus und Ausgrenzung.“ Diesen Appell richtete Bürgermeister Michael Buhre bezogen auf die Terroranschläge in Paris und die Pegida-Bewegung an die rund 350 Bürgerinnen und Bürger beim Parlamentarischen Abend 2015 am vergangenen Freitag (9. Januar). „Wer Terror und Angst verbreitet, will Freiheit nehmen. Wir dürfen jetzt nicht zulassen, dass diese Rechnung aufgeht. Wir müssen jetzt für unsere Werte einstehen von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschlichkeit“, so Buhre weiter.

 

Die Stadt werde sich beim Nachfolgeprogramm der Bundesregierung zur Finanzierung der Lokalen Aktionspläne (LAP) mit dem Titel „Demokratie leben“ bewerben, kündigte der Bürgermeister an. Bezogen auf die zunehmende Zahl an Flüchtlingen – auch in Minden – sehe sich die Stadt in der Verantwortung diese Menschen aufzunehmen, die oftmals viel Leid und Grauen erfahren haben. „Wir sind es ihnen schuldig, dass wir sie hier aufnehmen und ihnen eine Zuflucht bieten. Ich bin daher sehr froh über das vielfältige Engagement gerade auch hier in Minden für diese Menschen“, so Michael Buhre.

 

Die Neugestaltung der Fußgängerzone habe die Stadt ebenso wie neue touristische Ausschilderung der Minden Marketing GmbH in Bezug auf die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt ein großes Stück nach vorne gebracht. Der erstellte Barriere-Atlas als Masterplan für die künftige „Innenstadt für alle“ sei ein echtes Alleinstellungsmerkmal, fasst Buhre zusammen. „Was jetzt noch fehlt, ist das Upgrade im Einzelhandelsangebot. Vielleicht können wir am Scharn bald einen ersten Schritt machen“, so der Bürgermeister in seiner Begrüßung zum Parlamentarischen Abend. Ein wichtiges Thema in 2014 sei auch die Teilhabe gewesen. Die Stadt nehme hier die besonders belasteten Stadtteile in den Fokus mit dem Stadtteilmanagement in Rodenbeck, dem Ausbau von Kindertagesstätten und mit besonderen Förderprojekten an den dortigen Schulen und Kitas. Auch wurde ein neues Jobcenter eingerichtet.

 

Preise für ehrenamtliches und freiwilliges Engagement verliehen
Wie bereits in den Vorjahren wurden beim Parlamentarischen Abend die mit jeweils 500 Euro dotierten Preise für ehrenamtliches und freiwilliges Engagement verliehen. Seit 2001 vergibt die Stadt diese Auszeichnung. Bürgermeister Michael Buhre bedankte sich bei allen Aktiven in Minden für ihr Engagement. Stellvertretend für die vielen Bürgerinnen und Bürger, die sich sozial, im Sport, für andere Menschen oder eine Institution engagieren, geht der Preis jedes Jahr an eine Einzelperson und an eine Gruppe. Eine Jury hat im November 2014 aus den 17 vorgeschlagenen Kandidaten – sieben Gruppen und zehn Einzelpersonen – die beiden Preisträger ausgewählt.

 

Der Gruppenpreis 2014 ging an die „Mindener Stenografenschaft“ für das Projekt „Steno gegen Demenz – Kognitives Training und gesundes Altern“. Es handelt sich um eine von Fachärzten und der Medizinischen Hochschule Hannover begleitete medizinische Studie. Die Idee dazu kam im Jahr 2009 im Verein auf. Die Studie beruht auf der Annahme, dass jeder einzelne durch kognitives Training dazu beitragen kann, gesund zu altern und lange selbstständig zu sein. Durch das kognitive Training soll das Gehirn wie ein Muskel trainiert werden und dadurch lange leistungsfähig bleiben. Die Forschungsergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass die Stenografie für ein solches „Mentaltraining“ in besonderer Form geeignet ist, weil sie viele verschiedene Hirnregionen anspricht, mehr als viele herkömmliche Methoden, die sonst zur Aufrechterhaltung geistiger Fitness eingesetzt werden.

 

Regelmäßig wurden die Teilnehmerinnen auf Herz und Nieren geprüft, während sie begleitet durch den Verein Mindener Stenografenschaft die Schnellschrift lernten. Sieben Teilnehmerinnen hatten keine Vorkenntnisse, neun Teilnehmerinnen kannten Steno noch aus der Schulzeit, hatten es aber über Jahre hinweg nicht angewendet. Wöchentlich erhielten sie fortan eine Stunde Unterricht und erledigten dazu regelmäßige Hausaufgaben – begleitet durch Gruppenaktivitäten wie kleine Wanderungen, Kaffeetrinken, Museumsbesichtigungen etc. „Die medizinische Begleitung und Evaluation belegt, dass die Teilnehmerinnen nicht nur mit Spaß bei der Sache waren, sondern dass sich ihr neues Hobby tatsächlich positiv auf ihre kognitiven Fähigkeiten auswirkte. Ihre Gedächtnisleistung ist in der Laufzeit der Studie zumindest konstant geblieben oder hat sich sogar verbessert“, so Bürgermeister Buhre. Er gratulierte der Mindener Stenografenschaft für diesen Erfolg und im Anschluss auch für den Preis. Den Vorschlag hatte der Stadtverordnete Bernd Müller eingereicht.

 

Den Preis 2014 für die Einzelperson verlieh Bürgermeister Buhre an „ein wirkliches Urgestein der ehrenamtlichen Arbeit in unserer Stadt“: an Falk Bloech. Der pensionierte Lehrer vom Oberstufen-Kolleg Bielefeld begann seine ehrenamtliche Laufbahn bereits in den 1970er Jahren in der Friedensarbeit. Dieser und der Bildungsarbeit hat sich Falk Bloech in mehr als 45 Jahren andauernder Aktivität verschrieben: als Mitbegründer der „Aktionsgemeinschaft Friedenswoche“ (friwo), für die Juxbude (eine Einrichtung der offenen Jugendarbeit), für das Bildungswerk BF, für das Eine-Welt-Dorf und in jüngster Zeit für verschiedene, ausgezeichnete UNESCO-Projekte. So ist Minden 2013 bereits zum dritten Mal als „Stadt der Dekade der Vereinten Nationen für Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet worden.

 

„Dass Minden diesen Titel tragen darf, verdanken wir nicht zuletzt auch Falk Bloech und seinen zahlreichen Unterstützerinnen und Unterstützern aus der friwo sowie den Initiativen und Organisationen der Oberen Altstadt“, stellte Bürgermeister Michael Buhre heraus. Zahlreiche Projekte in der Oberen Altstadt seien im Laufe der Jahre als offizielle UN-Dekade Projekte ausgezeichnet worden. Dazu gehöre auch das friwo-Projekt „Klima für Energiewandel – eine Herausforderung“. Das Projekt möchte Kinder und Jugendliche aus Kitas und Schulen motivieren, mit Energie sparsam und effizient umzugehen und die Wende zu erneuerbaren Energien reflektiert zu unterstützen. „Ohne das Engagement von Falk Bloech wäre die Obere Altstadt nicht das, was sie heute ist. Die heutige Vielfalt wäre dort ohne das Wirken des Preisträgers wohl nicht zustande gekommen“, lobte Buhre. Eingereicht hatte diesen Vorschlag Norbert Franzen.

 

Im Vordergrund des Parlamentarischen Abends, dem Neujahrsempfang der Stadt Minden, steht der Austausch zwischen Vertretern der Politik, Wirtschaft, Kirchen, sozialen Einrichtungen und Verwaltungen mit den Bürgerinnen und Bürgern Mindens. Für den musikalischen Rahmen der Veranstaltung sorgten „Wilcek & Winkelhake“. Das Catering hatte erneut das Kulturzentrum BÜZ übernommen. Im Vorfeld des Parlamentarischen Abends wurde im Dom zu Minden ein Ökumenischer Gottesdienst abgehalten.

 

 

Bildquelle: Pressestelle Stadt Minden
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