Fakten, Aufgaben und Visionen zur Innenstadtentwicklung

Minden. Mit harten Fakten, Informationen zu einer völlig neuen Konsumkultur, weitreichenden Vorschlägen zur Innenstadtentwicklung Mindens und eigenen Visionen „konfrontierte“ Professor Wolfgang Christ, Urban Index Institut GmbH (Darmstadt), am vergangenen Montagabend rund 100 interessierte Bürgerinnen und Bürger im Großen Rathaussaal. Unter dem Titel „Shopping kann man nicht alleine“ stellte der Architekt und Stadtplaner die Ergebnisse seiner städtebaulichen Analyse sowie die Handlungsempfehlungen für die Mindener Innenstadt und die Entwicklung des Wesertor-Quartiers vor.

 

Als städtebaulicher Berater wurde Professor Wolfgang Christ im Sommer in den Bürgerbeteiligungs- und Planungsprozess zum Wesertor-Projekt einbezogen. Dieser habe zwei Erfolgsfaktoren, fasste Bürgermeister Michael Buhre zusammen: 1. Die Qualität der Planer und Berater sowie 2. einen Diskurs zwischen den Interessen der Bürger und des Investors ECE zu führen. Hierfür gelte es im weiteren Prozess gute und breit akzeptierte Lösungen zu finden, so Buhre.

 

Für die städtebaulichen Analyse, die Christ und seine Mitarbeiter in den vergangenen Monaten für die Mindener Innenstadt erstellt haben, wurden neben der Historie auch Wegebeziehungen, Plätze, Fassaden, Schaufenster sowie die Nutzung der Gebäude untersucht. Fazit: „Es gibt Potenzial, aber auch Probleme“. Diese sieht Christ vor allem in den „blockierten Fassaden“ (große Flächen ohne Fenster), in den Sackgassen und fehlenden Durchgängen, in den mit parkenden Fahrzeugen belegten „schönen Plätzen“ und in der mangelnden Anbindung der Weser an die Innenstadt.

 

Als positiv strich Christ die anstehende Neugestaltung der Fußgängerzone sowie die vielen Stadtikonen (Rathaus und Kirchen) sowie Stadtperlen (denkmalgeschützte Häuser) in Minden heraus, die die Stadt besonders machen und zum Einkaufen laden. Denn: „Zum Shopping braucht man Gesellschaft und das Bad in der Menge. Shoppen oder Bummeln funktioniert nur in einer City, die mehr bietet als Schnäppchen und Cappuccino, nämlich eine unverwechselbare Gestalt“, so der Professor, der an der Bauhaus-Universität Weimar lehrt.

 

Im Gepäck seines rund einstündigen Vortrages hatte Christ aber auch eine Aufgabenliste und Ideen. So sollten Baulücken geschlossen und Durchgänge – zum Beispiel zwischen Bäckerstraße und Großem Domhof – geschaffen werden. Das Wesertor-Quartier müsse insgesamt neu gestaltet werden. Das Center sollte ein Ensemble bilden, in dem Querverbindungen funktionieren. Auch sollen Projekte aus dem Masterplan Innenstadtentwicklung – wie die Aufwertung der Schlagde und der Weserpromenade sowie die Identitätsbildung verschiedener Innenstadtquartiere – fortgeschrieben werden.

 

Ziel müsse es sein, die Handelsfunktion Mindens zu revitalisieren – mit einer gesamten Aufwertung der Innenstadt, einer Erweiterung des Angebotes und der Schaffung einer Shopping-Atmosphäre. Die Obermarktstraße sollte sich nach den Vorstellungen von Christ zu einer „Kauflage“ mit kleinen Läden und Ambiente entwickeln. Plätze wie der Große Domhof und der Martinikirchhof müssen nach Auffassung von Christ mehr Aufenthaltsqualität erhalten. Parkende Autos sollten auf diesen Plätzen nicht zu sehen sein, was anschließend von den Bürgerinnen und Bürgern kontrovers diskutiert wurde.

 

Mittelfristig schlägt Christ vor, mehr Wohnraum in der Mindener Innenstadt zu schaffen. Hierzu nannte er ein Beispiel aus Tübingen, wo sich Baugemeinschaften zur Schaffung von hochwertigem, aber gleichzeitig günstigem Wohnraum gebildet haben. Am Ende der „To-Do-Liste“ des Professors für Minden stehen zudem: „Ein neues Stadttor an der Tränke bauen“ und „die Innenstadt an die Weser bringen“. Hierzu haben Christ und sein Team bereits einen Vorschlag entwickelt, der den Arbeitstitel „Stadtbalkon“ trägt. Die zu schaffende Fläche auf der Höhe des Grimpenwalls soll Treffpunkt, der Beginn der Fußgängerzone sein und eine „herrliche Aussicht“ bieten.  Zur Vision von Christ gehört auch eine Skulptur in Form eines Schiffes, das begehbar sein soll und sich bei Weser-Hochwasser anhebt.

 

In der anschließenden Diskussion, die von Anna Biegler (FIRU GmbH) moderiert wurde, sprachen die Bürgerinnen und Bürger das Thema Mobilität in der Innenstadt, das Parken, die Zeitplanung für den Bau des geplanten Einkaufcenters am Wesertor, die gewünschte Durchlässigkeit des Centers sowie fehlende Angebote für Kinder in der Innenstadt und Wohnen in der City an.

 

Der weitere Zeitplan der dialogorientierten Bürgerbeteiligung sieht zwei zusätzliche Veranstaltungen am 23. Januar 2013 zum Thema Handelsstandort Innenstadt Minden und der Vorstellung des Verträglichkeitsgutachtens (CIMA GmbH, Lübeck) sowie am 12. Februar zum Verkehrskonzept und zum Thema nachhaltige Mobilität in Minden (SHP-Ingenieure, Hannover) vor. Beginn ist jeweils um 19 Uhr im Großen Rathaussaal.

 

 

Bildquellennachweis: Pressestelle Stadt Minden

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