Zweite Demokratiekonferenz in Minden

Minden. Das Herder-Gymnasium war in diesem Jahr die Kulisse für die zweite Demokratiekonferenz in Minden. Zu diesem Veranstaltungsformat hatten der Verein „Minden – für Demokratie und Vielfalt e. V.“ und die Stadt Minden eingeladen. Das Ziel war möglichst viele Akteure aus der Zivilgesellschaft zusammenzubringen, um gemeinsam über den aktuellen Stand, die Ziele und die weitere Ausrichtung des Lokalen Aktionsplanes Minden (LAP) zu sprechen. Die Demokratiekonferenz findet im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben! – Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ unter Federführung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend statt.

 

Der Koordinator des LAP in Minden, Karl-Heinz Ochs, fasst die Grundidee der Konferenz so zusammen: „Es ist wichtig, dass die Gesellschaft sich Gedanken darüber macht, wie bereits bestehende Netzwerke gegen menschenfeindlichen Populismus gestärkt werden können. Und natürlich machen wir uns Gedanken über weitere Projekte, die dazu beitragen, dass Minden weiterhin eine weltoffene und tolerante Stadt ist und auch bleibt.“ Moderiert wurde der Abend von Michael Buhre.

 

Der erste stellvertretende Bürgermeister Egon Stellbrink machte in seinem Grußwort darauf aufmerksam, dass in Minden momentan rund 120 unterschiedliche Nationalitäten leben. Hier kommen ganz unterschiedliche Nationen zusammen, die sich gegenseitig wertschätzen und respektieren und das Zusammenleben prägen. Gerade vor dem Hintergrund der weltweiten Migrationsbewegungen ist es für die Stadt Minden eine Pflicht, den Menschen, die hierherkommen und hier leben, unsere volle Unterstützung zukommen zu lassen und sie vor Angriffen von Rechts zu schützen, sagte er. Wichtig ist ihm, dass die Menschenfreundlichkeit gestärkt, beteiligungsorientierte Aktionen verstärkt und bereits funktionierende Strukturen weiterentwickelt werden.

 

Rund 50 Teilnehmer*innen nutzten die Möglichkeit ihr Wissen und ihre Erfahren in drei unterschiedliche Workshops einzubringen. Zur Wahl standen: „Demokratie – sind wir noch zu retten?“, „Nationalismus/Patriotismus“ und das Jugendforum. Jedem Workshop war ein/e Referent/in zugeteilt. Sarah Hohmann aus Offenbach, die das Jugendforum begleitet hat, die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Westfälische Wilhelms-Universität Münster Laura-Marie Krampe, die sich mit dem Thema Demokratie auseinandergesetzt hat und der Historiker Stefan Wulfram, ebenfalls von der Universität Münster, der den Workshop Nationalismus/Patriotismus geleitet hat. Sie gaben den Teilnehmern eine kurze inhaltliche Einführung und leiteten die Gruppen durch die 45-minütige Gruppenarbeit.

 

Während der Ergebnispräsentation zeigte sich, dass das Jugendforum noch weiter in das Bewusstsein der jungen Menschen im Alter von 14 bis 27 Jahre hineingetragen werden soll. Mit Hilfe der sozialen Medien können die jungen Erwachsenen besser miteinander in Kontakt kommen und sich dadurch leichter vernetzen. Den Jugendlichen ist es wichtig, dass sie sich an jugendfreundlichen Standorten treffen und dadurch eher auch den angesprochenen Personenkreis erweitern. Klare Strukturen und klare Aufgabenverteilung standen ebenso als Ergebnis fest, wie auch die Forderung nach jugendgerechten Arbeitsmöglichkeiten. Wichtig sei außerdem, so Sarah Hohmann, dass gerade die Aufbauarbeit des Jugendforum methodisch begleitet und unterstützt werde.

 

Der Workshop zum Thema Demokratie setzte folgende Arbeitsergebnisse fest: Oberste Priorität soll sein, dass die Menschen Verantwortung übernehmen und der Demokratie ein Gesicht geben, so die Referentin Laura-Marie Krampe. Basisarbeit leisten, Mitmenschen aufklären und miteinander in den Dialog gehen, sollen Säulen der Arbeit sein. Das, was Demokratie im Kern ausmache, müsse wieder ins Bewusstsein der Menschen gebracht werden. Demokratie soll auch im Stadtbild und in der Stadtgesellschaft erfahrbar sein, das erfordere eine weitere Öffnung nach außen und die Verfestigung bereits bestehender demokratischer Strukturen. Demokratie müsse auch wehrhaft sein, ohne jedoch ihren freiheitlichen Charakter zu verlieren. Für die zukünftige Arbeit sei es wichtig, bereits begonnene Projekte weiterzuverfolgen und die Geldmittel nachhaltig an den richtigen Stellen einzusetzen.

 

Die Teilnehmer*innen des dritten Workshops, der sich mit den Thema Nationalismus und Patriotismus auseinandergesetzt hat, machten deutlich, dass radikale Meinungsäußerungen in der Mitte der Gesellschaft angekommen seien. Der Referent Stefan Wulfram beschrieb, dass eine sprachliche Entgrenzung stattfindet. Einigkeit herrschte im Workshop drüber, dass grundsätzliche Begriffe geklärt werden sollten. In der Auseinandersetzung sei es wichtig, dass auf einem ähnlichen Wissensstand miteinander diskutiert wird.

 

Was heißt das jetzt für die Arbeit des LAP in Minden? Eine abschließende Diskussion zeigte, dass die Arbeit an der Basis weiterhin gestärkt und bereits vorhandene gute Strukturen ausgebaut werden sollen. Die Akteure sollen geschult werden, um in Diskussionen sprachfähig sein zu können. Wichtig sei es, wieder in einen wahrnehmbaren öffentlichen Diskurs über Demokratie und eine freiheitliche und offene Stadtgesellschaft zu kommen, der die Mindener*innen auch erreiche. „Wir müssen die Menschen da abholen, wo sie stehen, denn das Interesse, sich für Demokratie einzusetzen ist auf jeden Fall vorhanden. Jetzt gilt es offen zu bleiben und auf die Menschen zuzugehen“, weiß Sarah Hohmann, Referentin aus Offenbach. Bürgermeister Michael Jäcke verdeutlichte, dass der Schwung aus dem ehrenamtlichen Engagement für die Flüchtlingsarbeit mitgenommen werden soll, um die Menschen weiterhin für die Demokratie zu begeistern und das Motto des Bundesprogramms mit Leben zu füllen.

 

 

Bildquelle: Karl-Heinz Ochs
Print Friendly, PDF & Email

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*