Stadt setzt „Handlungskonzept Wohnen“ um

Stadt setzt „Handlungskonzept Wohnen“ um
Mehrfamilienhaus Baugebiet Friedrichstraße Ringstraße@ Pressestelle der Stadt Minden

Minden. Gestiegene Mietpreise sowie zu wenig günstiger Wohnraum und Sozialwohnungen stellen die Städte in der Bundesrepublik Deutschland vor große Herausforderungen. Engpässe gibt es vor allem in den Großstädten und in Ballungsräumen. Aber auch in Minden ist „Wohnen“ ein aktuelles Thema. Die Stadt ist in den vergangenen zwei Jahren – im Schwerpunkt durch Zuwanderung – gewachsen. Mittlerweile gibt es knapp 84.000 Einwohner*innen. „Nicht nur, dass Wohnraum insgesamt knapper und teurer geworden ist, sondern auch die Tatsache, dass sich künftige Erfordernisse an das Wohnen ändern werden, machen es erforderlich, sich damit zu beschäftigen.“ Das strich Bürgermeister Michael Jäcke zum Auftakt der Veranstaltung „Wohnen für alle“ am Campus Minden der Fachhochschule Bielefeld heraus.

Mehr als zwei Jahrzehnte galt der Wohnungsmarkt in Minden als „entspannt“. Nach dem Abzug von mehr als 3000 britischen Soldaten Mitte der 1990er Jahre gab es „Wohnungen satt“. Zum Teil fanden hier einige Jahre später Aussiedlerinnen und Aussiedler aus Osteuropa eine Bleibe, die im Schwerpunkt bis Ende der 1990er Jahre in die Bundesrepublik Deutschland kamen. Aber auch danach standen viele Wohnungen – vor allem in größeren Mehrfamilienhäusern leer. „In dieser Zeit wurde darüber nachgedacht, wenig attraktive Wohnblocks komplett abzureißen“, erinnert sich Ernst Meistrell, städtischer Baurat und Architekt im Bereich Stadtplanung und Umwelt. Dazu kam es aber letztendlich nicht, wohl aber zu dem Beschluss 2006, die stadteigene Wohnungsbaugesellschaft „Wohnhaus GmbH“ zu verkaufen.

Schon vor 2015 stand fest, dass vor allem kleine und kleinere Wohnungen – für ältere Menschen (barrierefrei), aber auch für Alleinstehende/Singles und auch Studenten – sehr gefragt sind und in Minden fehlen. „Wir wissen auch, dass der Wohnungsmarkt im günstigen Segment deutlich knapper geworden ist“, fasst Lars Bursian, Beigeordneter für Städtebau und Feuerschutz zusammen. Er macht aber gleichzeitig deutlich, dass Minden, was den sozialen Wohnungsbau angeht, derzeit mit einem eher geringen Mietniveau eingestuft ist. „Das Land sieht also eine Förderung für sozialen Wohnungsbau bei uns nicht so vordringlich“, so Bursian weiter. Aktuell fand eine Neuerhebung des Landes zu den Veränderungen auf dem Wohnungsmarkt statt, so dass auch die steigenden Mieten Berücksichtigung bei der Förderung des Landes gefunden haben.

Die knappe Lage bei kleinen und günstigen Wohnungen sowie die verstärkte Zuwanderung und Zuweisung von Asylbewerbern und Flüchtlingen bracht die Stadt Minden 2015 dazu, sich der Frage nach dem Umgang mit der kurz- und mittelfristigen Bewältigung der steigenden Wohnungsnachfrage zu stellen. Die Stadt hat daher in den Jahren 2016 und 2017 ein „Handlungskonzept Wohnen“ aufgestellt und als städtebauliches Entwicklungskonzept verabschiedet. Dieses hat der Rat am 23. März 2017 einstimmig (mit acht Enthaltungen) beschlossen.

Aktuell wird von einer Leerstandsquote in den rund 41.000 Wohnungen von etwa drei Prozent ausgegangen. Im Jahr 2011 waren es noch fünf Prozent im Einfamilienhausbestand und rund sechs Prozent in Mehrfamilienhäusern. Ein Leerstandwert von drei Prozent wird unter Fachleuten allgemein als übliche und sinnvolle Fluktuationsreserve für den Wohnungsmarkt angesehen.

In Minden befinden sich – und das ist eine hohe Quote – rund 70 Prozent der Wohnungen im Besitz von Privatvermietern. Insgesamt wechseln jährlich rund 370 Ein- und Zweifamilienhäuser den Besitzer/die Besitzerin. „Diese sind nach wie vor sehr gefragt“, weiß Lars Bursian. Der aktuelle Bauboom macht auch vor Minden nicht Halt. So ist die Zahl der Bauanträge für Wohn-Objekte im Vergleich zu 2010 um 55 Prozent gestiegen. 2010 gab es 100 Anträge und 2017 155 – ein bisheriger Spitzenwert. Von den 155 Anträgen wurden in 2017 136 genehmigt.

In den vergangenen Jahren hat vor allem der Bau von Mehrfamilienhäusern und kombinierten Wohn-/Geschäftshäusern zugenommen. So gingen 2017 88 Anträge für Einfamilienhäuser (Vorjahr: 87), 14 Anträge für Zweifamilienhäuser (16) und 34 Mehrfamilienhäuser (21) sowie 19 Wohn- und Geschäftshäuser (14) im Bereich Bauen und Wohnen der Stadt Minden ein. Letztere Form erfährt erst seit zwei Jahren einen Boom. So gab es 2010 und 2011 lediglich zwei Anträge für den Bau von Wohn- und Geschäftshäusern.

Aus dem „Handlungskonzept Wohnen“ sollen Projekte entwickelt werden, die auch die Schaffung von Wohnraum für Menschen mit geringem Einkommen zum Ziel haben. Hier werde die Stadt Minden nicht unmittelbar selbst tätig, sondern suche dafür Partner, so Bursian. Ein wichtiges Thema für die Stadtverwaltung ist dabei die Bodenbevorratung und das Wohnbauflächenmanagement. Zentrales Ziel ist dabei geeignete freie Flächen zu identifizieren, die für den Ankauf infrage kommen und Nachverdichtungspotenzial in sogenannter integrierter Lage aufweisen. Das heißt, größere und kleinere Baulücken in dichter besiedelten Stadteilen mit vorhandener und geeigneter Infrastruktur sollen vorrangig geschlossen werden.

Dazu werden aktuell Abwägungsgrundlagen zur gezielten Entwicklung von Wohnbauprojekten in bestimmten Stadtlagen erarbeitet, erläutert Ernst Meistrell. Auch werde die Stadt Minden ihr Grundstück an der ehemaligen Grundschule Dützen selbst erschließen und über die Mindener Entwicklungs-und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (MEW) in Kürze vermarkten.

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