Brunnen oder Spielgerät? – Beides geht nicht

Brunnen am Wesertor Minden

Minden. Warum ist der Brunnen am Wesertor mit Sperrbaken abgesichert? Die Frage stellen sich seit dieser Woche nicht nur Passanten. Auch der Pächter der benachbarten Eisdiele an der Bäckerstraße und Ortsvorsteher Andreas Herbusch haben sich deswegen bereits bei der Gebäudewirtschaft gemeldet. „Die jetzt vorgenommene Maßnahme steht nur indirekt mit der begonnenen Sanierung für den letzten Abschnitt der Fußgängerzone in Zusammenhang, wo seit 26. April am gearbeitet wird“, erklärt Jörn Schunk, Leiter der Gebäudewirtschaft. Der Hintergrund für die Absperrung reicht schon etwas weiter zurück und hat mit der Wiederinbetriebnahme des Brunnens am Wesertor im vergangenen Jahr zu tun.

Nach einem Hinweis des städtischen Fachmanns für Arbeitssicherheit zu Sicherheitsfragen an dem Brunnen beauftragte die Gebäudewirtschaft der Stadt Minden eine Prüfgesellschaft mit einer Begutachtung. Nach einer umfangreichen Untersuchung vor Ort stellte die Prüfgesellschaft unmissverständlich klar, dass der Brunnen entweder als Brunnen oder als Spielgerät genutzt werden muss. Beides gleichzeitig geht nicht. „Wir haben schon zur Wiedereinweihung im Oktober 2017 eindrücklich darauf hingewiesen, dass der Brunnen kein Spielbrunnen ist“, macht Schunk deutlich. Das Schild, das darauf hinweist, werde regelmäßig missachtet. Viele Kinder erfreuten sich am Wasser auf drei Ebenen und den Kaskaden. Das sei bekannt und könne nicht ignoriert werden.

In dem Bericht der Prüfgesellschaft wurde, so Schunk, sehr deutlich gemacht, dass der Brunnen so wie er baulich ausgestattet ist, derzeit nicht wieder in Betrieb genommen werden darf und als solcher zunächst abgesichert werden muss. Das Schild „Beklettern des Turms ist verboten“ allein reiche definitiv nicht aus, um vor möglichen Gefahren zu mahnen. Auch um den Brunnen herum verlegte Fallschutzmatten würden aus Sicht der Experten keine ausreichende Sicherheit bieten, wenn ein Kind von der oberen Ebene des Brunnens fällt. Es gebe inzwischen geänderte Sicherungsbestimmungen für Spielgeräte und zahlreiche Gerichtsurteile, die Kommunen nach Unfällen – trotz Schild – dennoch in Haftung genommen haben.

In den vergangenen Monaten hat die Stadt in enger Abstimmung mit der Prüfgesellschaft versucht, technische Lösungen zu erarbeiten, die vor der neuen „Brunnensaison“ eine Nutzung ermöglichen sollten. Dies sei nicht gelungen, so dass nun entsprechend mit einer Absperrung gehandelt werden musste. Nun müsse die Stadtverwaltung zum einen bewerten, ob der Brunnen ein Brunnen oder ein Spielgerät ist. „Selbst wenn wir entscheiden, es ist ein Brunnen, was er seit dem Bau 1981 immer für uns war, darf er so nach dem Ende der Baumaßnahme in der Bäckerstraße nicht unverändert in Betrieb gehen“, erläutert Stadtkämmerer Norbert Kresse.

Vor dem Hintergrund der umfassen Sanierung, die nach sechs Jahren „Trockenphase“ 2017 erfolgte, sei das „sehr unerfreulich“ und löse mit Sicherheit Unverständnis bei den Bürgerinnen und Bürger aus, weiß Kresse. 30.000 Euro habe die Stadt in das Projekt gesteckt – hier im Schwerpunkt in die Pump-Technik, in die Elektrik sowie in den Austausch von Fliesen und Steinen. Dennoch: Nach der Bewertung der Prüfgesellschaft müsse die Stadt zwingend handeln.

Vier Varianten wurden in ersten Gesprächen erörtert, die alle weitere Investitionen fordern. Erste Variante: Der Brunnen bleibt ein Brunnen. Dann muss er solcher eindeutig gekennzeichnet und abgegrenzt sein, damit er nicht betreten werden kann. So müsste dann vermutlich ein kleiner Zaun herum gesetzt werden. Die „Zwischenfläche“ könnte begrünt werden, so Jörn Schunk. Zweite Variante: der Brunnen ist ein Spielgerät. Dann müssen in jedem Fall rund 1,30 m hohe Gitter zur Absicherung auf der ersten und zweiten Ebene angebracht werden. Zudem ist der Aufwand für Wartung und Betriebskosten deutlich höher. Dritte Variante: Der Brunnen wird „gekappt“, die kubischen Aufbauten entfernt. „Dann wäre er ein Spielgerät, aber allenfalls noch halb so interessant und seiner Attraktion beraubt“, meint Schunk.

Die vierte Variante sei noch nicht eingehender besprochen. Es könnte ein Teilabbau des Brunnens und ein neuer Wiederaufbau aufgesetzt oder eine komplette Umgestaltung erfolgen. Die grundüberholte Technik und Elektrik könnten weiter genutzt werden. „Das wäre aber wohl auch die teuerste Variante“, so Schunk. Die Gebäudewirtschaft werde als nächsten Schritt, die Varianten weiter bewerten und dann dem Verwaltungsvorstand zur Diskussion und Entscheidung vorlegen. Danach müsse entsprechend ein Budget zur Verfügung gestellt werden. Sicher sei, dass in diesem Sommer leider kein Wasser im Brunnen am Wesertor fließt, bedauert Stadtkämmerer Kresse. „Aber wir arbeiten an einer Lösung“.

Bildquelle: Pressestelle Stadt Minden

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