Moderne Rechentechnik für die Kläranlage – Investitionen halten die niedrigen Gebühren stabil

Kosmetiktücher können Abwasserpumpen zum Stillstand bringen – Auch Nachklärbecken werden saniert

Minden. Die Städtischen Betriebe Minden (SBM) optimieren die 1980 gebaute Kläranlage in Leteln weiter – eine Investition, die sich lohnt und den Gebührenzahler erfreut. „Denn eine moderne Kläranlage mit guter und solider Technik ist weniger störanfällig“, weiß Wilhelm Rodenbeck, Leiter des Bereiches Abwasser und Straße bei den SBM. Zusätzlich zum selbsterzeugten Strom aus Klärgas wird auf der Kläranlage in Leteln seit 2014 Energie aus zwei leistungsstarken Photovoltaikanlagen produziert – auch ein Kosten-Sparfaktor. Insgesamt werden auf der Anlage mit Stand von Ende 2016 rund 4,88 Millionen Kilowatt Strom pro Jahr produziert. Das heißt, dass ca. 81 Prozent des hohen Stromverbrauchs der Kläranlage selbst produziert werden.

„Alle Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen, die in den vergangenen Jahren umgesetzt wurden, tragen dazu bei, die Abwassergebühren konstant zu halten“, hebt der Leiter der Städtischen Betriebe, Beigeordneter Peter Wansing, hervor. Die in Minden erhobenen und seit 2013 nicht erhöhten Schmutzwassergebühren von 2,75 Euro pro Kubikmeter gehören zu den niedrigsten in der Region. Sie wurden sogar von 2012 auf 2013 um 18 Cent pro Kubikmeter gesenkt. Der ursprüngliche Preis im Jahr 2012 lag bei 2,93 Euro pro Kubikmeter.

Aktuell fließen rund 800.000 Euro in eine neue Rechenanlage. „Die alte war abgängig. Eine Sanierung wäre unzweckmäßig und unwirtschaftlich gewesen“, berichtet Christian Gahre, Leiter der Kläranlage, bei einem Ortstermin. Eine „Straße“ der neuen, einstufigen Anlage ist schon in Betrieb, an der zweiten wird gerade gebaut. Für den Laien kaum sichtbar, hat es die neue Technik in sich. Denn die neue Anlage entfernt viel feiner als die alten Rechen die in neun Meter Tiefe ankommenden Fremdstoffe, das so genannte Rechengut, aus dem Abwasser. Hierzu gehören unter anderem Störstoffe wie schlecht auflösbares Papier, Hygieneartikel, Essenreste, Plastikteile wie Ohrenstäbchen usw. Und das belaste die nächsten Reinigungsstufen deutlich weniger.

Besonders problematisch ist sowohl im Bereich der Pumpwerke der Kanalisation als auch im Bereich der gesamten Kläranlage, wenn Kosmetik-, Flies- oder Feuchttücher über die Toilette entsorgt werden. Diese Tücher lösen sich häufig schwer auf und neigen dazu „Zöpfe“ zu bilden, die wiederum die eingesetzten Abwasserpumpen zum Stillstand bringen oder sogar zerstören können, weiß Gahre. Deshalb sein dringender Rat: Diese speziellen Tücher gehören in den Mülleimer.

Die Fremdstoffe im Zulauf zur Kläranlage werden über so genannte Filterbandrechen zu einer Waschpresse und einem schwenkbaren Schneckenförderer schließlich in eine bereitstehende Mulde transportiert. „Das gepresste Rechengut enthält jetzt nur noch vergleichsweise sehr wenig Flüssigkeit“, erläutert Gahre weiter. Die bei der Rechengutwäsche anfallenden organischen Bestandteile werden beim Waschvorgang abgeschieden und der Kläranlage zugeleitet. Anschließend wird der in der Organik enthaltene Kohlenstoff durch die Bakterien in der Biologischen Stufe umgesetzt. Das insgesamt wiederum macht die Entsorgung des Rechengutes günstiger.

Für die neue Anlage wird das vorhandene Gebäude genutzt. Den Auftrag für die Ausführung der Maschinen- und Elektrotechnik hat nach einer öffentlichen Ausschreibung das Unternehmen FSM aus Pohlheim/Hessen erhalten. Ende des Jahres soll diese Maßnahme beendet sein – wie auch die bereits seit 2015 laufende Sanierung der Nachklärbecken – hier die vorletzte Stufe im Reinigungsprozess, bevor das geklärte Abwasser in die Weser geleitet wird.

Bei dieser Maßnahme mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 1,75 Millionen Euro (Bautechnik 550.000 Euro, Maschinentechnik 1,2 Millionen Euro) wird an allen Becken eine umfangreiche Betonsanierung vorgenommen und im Anschluss auch die so genannten Kettenräumer zur Schlammräumung erneuert. Diese Räumsysteme schieben jeweils am Boden der Nachklärbecken den vom Abwasser abgesetzten Schlamm in einen Trichter; von dort kann er gezielt abgeführt werden.

„Für die Arbeiten mussten sukzessive alle 16 Becken einzeln außer Betrieb genommen werden“, erklärt Christian Gahre. Diese Baumaßnahmen konnten somit nur über einen relativ langen Zeitraum ausgeführt werden, da jederzeit die Reinigungsleistung der Kläranlage und somit die gesetzlich vorgeschriebenen Ablaufparameter gewährleistet werden mussten. Um Kosten einzusparen, wurden die Rückbauarbeiten der vorhandenen, alten maschinentechnischen Einrichtungen von den Mitarbeitern der Kläranlage in Eigenleistung ausgeführt, so der Leiter der Kläranlage abschließend.

 

 

Bildquelle: Pressestelle Stadt Minden

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