Lass es mal krachen, Martin

Kampf gegen den Schlaf - Wahlkampf schon vorbei?

Kommentar: Die SPD mit ihrem Kanzlerkandidaten Martin Schulz liegt in allen Umfragen hinten. Gaaanz weit hinten. Kein Kampf um die Führung, kein Anschein von Gewinnenwollen ist zu erkennen. Die Vorschläge von Martin Schulz, sie versanden in der weiten Wüste der Merkelschen Fata Morgana.

Irgendwie breitet sich seit Wochen das Gefühl aus, alles schon klar. Merkel bleibt Kanzlerin.

Wenn Schulz wirklich noch gewinnen will, müsste er angreifen. Den Wählern Botschaften geben, die diese überzeugen und ihnen Hoffnung geben, Hoffnung, dass sich vielleicht wirklich etwas ändern könnte. Zum Guten.

Aber es kommen nur Sprechblasen, Nichts was direkt und wirklich einen Systemwechsel zum Besseren verspricht und Hoffnung macht.

Es wirkt alles wie ein Pflichtprogramm.
Es ist Wahl, da müssen wir eben mitmachen.
Schreiben wir mal etwas auf.

Aus der Masse der Vorschläge der SPD und insbesondere Schulz wurden jetzt kurz vor Schluss drei Ziele ( https://martinschulz.de/ ) konkreter hervorgehoben.

Gerechtigkeit – Zukunft – Europa
Aber alles sehr allgemein, so wie das letztlich alle wollen, Nichts, das konkret zu fassen ist oder wach macht.

Dabei gibt es genug drängende Themen

Neue Zukunft wagen

Stadtentwicklung – Wohnungsmangel beheben und Wohnen bezahlbar machen
Rücksicht und Respekt – lernen miteinander zu leben statt gegeneinander
Pflegenotstand – endlich in Würde altern
Ganztagsbetreuung – mehr Personal und Geld für Kitas, Kindergärten und Schulen
Vereinbarkeit von Beruf und Familie – Flexible Arbeitszeiten und gute Bezahlung
Niedriglohnland Deutschland – Besserer Lohn für Arbeiter
Rente erst mit 70 – Nein: Das Alter respektieren

Das wäre ein Programm, womit er Merkel angreifen könnte.

Aber was macht er, der liebe Martin? Martin Schulz ist ein höflicher Mensch.
Kurz vor der Wahl startet er mal einen richtigen Angriff mit einem netten Brief an die Kanzlerin Merkel und bittet sie um ein zweites TV-Duell. Da hat er es ihr mal so richtig gezeigt. Dass das aussichtslos ist, hat die Kanzlerin bereits vorher schon deutlich gemacht.

Kampfverweigerung
Das ist schon tragisch nett, aber hat wohl mit einem Kampf nichts zu tun, obwohl doch Wahlkampf ist. Schon durch die Einmütigkeit der beiden im bisherigen TV-Duell hatte man Mühe, nicht einzuschlafen. Sein einziger Angriff im Wahlkampf, dass Merkel mit einer Verweigerung von Zukunftsdebatten einen „Anschlag auf die Demokratie“ verübe, folgte gleich eine Entschuldigung. Was ist das für ein Führungsanspruch?

Dass es nicht leicht ist gegen Merkel, ist klar. Die Deutschen lieben die Sicherheit. Bei Merkel glauben sie, dass sie wissen was sie haben.Warum soll man wechseln. Das ist vergleichbar mit 1957 als Konrad Adenauer mit dem Slogan „Keine Experimente“, in die Bundestagswahl ging und natürlich deutlich gewann.

Für einen Wechsel braucht es schon einer überzeugenden Perspektive.
Ein Vision wie Willi Brandt es 1969 mit „mehr Demokratie wagen“ versprach. Ein Signal für einen Systemwechsel und eine bessere Zukunft.

Wie wäre es, Martin Schulz, mit „ mehr neue Zukunft wagen“ statt immer nur Merkel wählen.
Dann muss aber auch was kommen, sofort.

Lass es krachen, Martin Schulz, damit alle wach werden!

 

Autor: Gerd Ksinsik / Bildquelle: Presseseite der SPD, Martin Schulz

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