Klimawandel und Gerechtigkeit

Stolzenau. Vom 27.05.-29.05.2016 nahmen Schüler des Seminarfaches „Ökologische Landwirtschaft“ unter der Leitung von Ute Putzmann an einer Tagung zum Klimawandel teil. Die Schüler erfuhren von Vertretern aus Wissenschaft und Praxis, welche Auswirkungen die bevorstehenden Klimaveränderungen voraussichtlich mitunter auf die lokale niedersächsische Landwirtschaft haben und wie ihnen aus landwirtschaftlicher Perspektive begegnet werden kann.

 

„Ich habe vor dieser Tagung nicht viel erwartet, denn aus der Schule kenne ich im Bereich Landwirtschaft, dass die Lehrer meist nur wenig Wissen haben und praxisfern sind, so dass wir, die wir an Landwirtschaft interessiert und teilweise auf den Höfen unserer Familien tätig sind, wenig profitieren können. Ich glaubte, dass es hier in Loccum auch so sein würde, aber ich bin positiv überrascht wie weitreichend wir aus Agrarwissenschaft, Agrarverbänden, Politik und Praxis informiert wurden“, bewertete ein Teilnehmer die Tagung im Nachhinein.

 

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von links nach rechts: Tim-Ole Voß, Lukas Krickemann, dahinter Hauke Brauer, Henrik Schröder, Finn Luca Sievers, Valentin Anhalt, Manuel Hein, Marwin Haßfeld, Anna Sophie Meyer, Marc-Christopher Schmidt.

 

Simone Schad-Smith, Studienleiterin der Ev. Akademie Loccum, begleitete die Teilnehmer professionell durch das Tagungspensum. Zunächst gab PD Dr. Martin Potthoff vom Zentrum für Biodiversität und nachhaltige Landnutzung einen Überblick über die Ergebnisse des Forschungsverbundes KLIFF. Stefan Rostock als ein Vertreter von Germanwatch aus Bonn konnte per Skype die aktuellen globalen Probleme schildern, die sich aus den Folgen des Klimawandels ergeben. Ganz klar kristallisierte sich schon am ersten Tagungstag heraus, dass die Industrieländer, die hauptsächlich zur rasanten Veränderung des Klimas beitragen, von negativen Auswirkungen relativ unberührt bleiben und die Entwicklungsländer zukünftig noch mehr darunter leiden werden. Daraus ergibt sich zwingend ein Umdenken, was die Übernahme von Verantwortung gegenüber ärmeren Regionen der Welt betrifft.

 

Am zweiten Tag der Tagung legte Ansgar Lasar, Klimabeauftragter der Landwirtschaftskammer Niedersachsen einen Schwerpunkt auf die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft Niedersachsens. Nach Projektionen für die nächsten Jahrzehnte wird u.a. der Jahresniederschlag steigen, die Vegetationsperioden werden sich verlängern (was von Landwirten durchaus positiv gewertet werden kann), der Boden wird durch fehlende, lange Frostperioden und punktuellen Starkregen verdichteter sein. Bei einer Exkursion des Biolandhofs Aueland in Reese bei Steyerberg konnte Herr Röhrs bestätigen, dass Veränderungen des Klimas bereits jetzt schon Maßnahmen beim Anbau erfordern. So muss in zu langen Trockenzeiten Bewässerung eingesetzt werden und nach neuen Möglichkeiten, um den Boden zu lockern, muss weiter gesucht werden. Aber auch die positiven Effekte des Klimawandels treten deutlich zu Tage, wenn mehr Fruchtfolgen im Jahr auf einem Feld angebaut werden können und Schadinsekten durch die Feuchtigkeit im Frühjahr an Pilzbefall verenden.

 

So lässt sich schlussfolgern, dass die Landwirte momentan und auch in den nächsten Jahren Strategien haben, weiterentwickeln und neue finden, um mit dem Klimawandel umzugehen. Auch sind sie prozentual momentan nicht die Hauptverursacher (8% aller EU Emissionen entstehen durch Landwirtschaft) des Klimawandels und sehen auch im Bereich Landwirtschaft wenig Potenzial z.B. CO2-Emissionen einzusparen.

 

Reinhard Benhöfer, Referent für Umwelt und Klimaschutz, appellierte daran, dass Verbraucher mehr aufgeklärt werden müssten, damit sie die negativen Auswirkungen der Anwesenheit des Menschen auf der Erde minimieren und bewusst mehr Geld für möglichst nachhaltig produzierte Lebensmittel ausgeben.

 

So ernstzunehmen der Glaube an die Vernunft der Menschheit auch ist, wendet Marc-Christopher Schmidt jedoch ein: „Um die Gerechtigkeit auf der Welt zu gewährleisten wäre es wichtiger Natur weltweit als Ressource zu besteuern, damit nicht die mit hohem Ertrag und Geld belohnt werden, die unsere Umwelt ausbeuten und unsere Gesellschaft damit langfristig schädigen. Dann wären Subventionen für Landwirte zum Großteil auch hinfällig, weil die Wettbewerbsfähigkeit wieder hergestellt wäre. Kleinbauern, die oft umweltschonender vorgehen, werden damit gestützt und größere Betriebe, die sich eine finanzielle Belastung in der Regel auch eher leisten können, in die Pflicht genommen.“

 

Und ein Schüler aus Cuxhaven pflichtet bei: „Erst wenn ökologisches Handeln in der Landwirtschaft von Gesellschaft, Staat, vor allem auch finanziell belohnt wird, werden Landwirte noch aktiver die Umwelt zu schützen versuchen. Es liegt nicht daran, dass sie es nicht ohnehin wollen – schließlich ist Natur ihre Produktionsgrundlage. Aber die Unterstützung der Natur muss hinter den aktuellen Existenzsorgen zunächst zurückstehen.“

 

Bildquelle: Ute Putzmann
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