Jugendfeuerwehr „ist unsere Zukunft“ – Nachwuchskräfte gesucht

Jugendfeuerwehr Minden

Minden. Trotz stabiler Zahlen: Nachwuchs wird immer gebraucht, ganz besonders bei der Jugendfeuerwehr. „Denn die ist unsere Zukunft“, betont der Leiter der Feuerwehr Minden, Heino Nordmeyer. Für die öffentliche Aufgabe, den Brandschutz in einer Stadt mit 84.000 Einwohnern sicher zu stellen, werden immer Kräfte gebraucht – ob bei der Berufsfeuerwehr oder bei den Freiwilligen Einheiten. „Vor diesem Hintergrund ist die Freiwillige Feuerwehr schon seit Jahren in der Mitgliederwerbung sehr aktiv“, berichtet Sprecher Ingo Steinhauer.

Momentan liegt der Schwerpunkt in der Gewinnung von jungen Nachwuchskräften. Dafür wurde eine neue Aktion entwickelt: Jedes Mädchen und jeder Junge, das/der zehn Jahre alt wird, bekommt einen Geburtstags-Brief, der von Bürgermeister Michael Jäcke und Sprecher Ingo Steinhauer unterzeichnet ist. „Wir laden Dich herzlich ein, Spiel und Spaß in der Gemeinschaft mit anderen Kindern zu erleben und neue Freunde zu finden“, heißt es in dem Schreiben, das seit Anfang September 2018 bereits rund 800 Mal verschickt wurde. Die Idee dafür ist im Februar des vergangenen Jahres entstanden, so Steinhauer. Insgesamt sollen 1.540 Briefe verschickt werden.

Wer Interesse für die Jugendfeuerwehr hat, kann sich unverbindlich per E-Mail (jf@minden.de) melden und findet dazu auch zahlreiche Informationen auf der Internetseite www.mi112.de. Die Mitgliedschaft ist kostenfrei. Acht Jugendfeuerwehrgruppen gibt es in Minden – verteilt auf das Stadtgebiet. Hier sind aktuell 152 Nachwuchskräfte im Alter von zehn bis 18 Jahren aktiv. Dazu kommen noch rund 45 Mädchen und Jungen in der 2017 gegründeten Kinderfeuerwehr. Mitmachen ist hier bereits ab sechs Jahren möglich.

Die Zahl der Jugendfeuerwehrleute ist in den vergangenen Jahren recht stabil gewesen. Aber nicht alle bleiben dabei, nicht alle wechseln in den aktiven Einsatzdienst und manche ziehen aus Minden weg. „So gibt es immer viel Bewegung“, berichtet Ingo Steinhauer. Alle zwei Wochen treffen sich die Nachwuchskräfte in den acht Gruppen – die meisten montags. Diese gibt es in der Stadtmitte, in Hahlen, im Norden zusammenfasst für die Stadtteile Stemmer, Kutenhausen und Todtenhausen, im Osten die Züge Leteln/Aminghausen/Päpinghausen (Treffen immer donnerstags) sowie Rechtes Weserufer/Dankersen/Meißen (Treffen immer freitags) sowie im Süden in Bölhorst, Dützen und Haddenhausen.

Das Angebot, bei der Jugendfeuerwehr „mal reinzuschnuppern“, sei unverbindlich, betont Sprecher Ingo Steinhauer. Er rechnet damit, dass sich aus der Brief-Aktion „vielleicht 20 bis 30 Mädchen und Jungen“ verpflichten werden mitzumachen“. Aber auch das sei schon ein Erfolg. Mitmachen bei der Jugendfeuerwehr heißt, nicht nur Spiel, Spaß und Spannung, neue Freunde gewinnen, sondern auch, dass Kleidung und Helme gestellt werden und dass jeder vom ersten Tag an versichert ist, so Steinhauer. Groß geschrieben werde die Gemeinschaft und das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Gruppe. „Im Einsatz muss man sich immer 100-prozentig auf den anderen verlassen können, das schweißt zusammen“, so der Sprecher weiter.

Darüber hinaus gibt es tolle Ausflüge in Freizeitparks, Freizeiten, Kinobesuche und natürlich Wettbewerbe, bei denen sich die Jugendfeuerwehren aus der Region regelmäßig messen und für die auch speziell trainiert und geübt wird. Viele Wettkämpfe haben einen sportlichen, einen theoretischen und einen praktischen Teil. In letzterem wird oft ein Löschangriff simuliert. Außerdem erhalten die Nachwuchskräfte das nötige Grundwissen für spätere Einsätze und eine Einweisung in die „Erste Hilfe“. Die Löschgruppe hat meist auch immer eine enge Beziehung zur Gemeinschaft vor Ort und bindet sich auch in Feste sowie andere Aktionen ein, an denen oft auch die Jugendfeuerwehren beteiligt sind. „Ein rotes Auto zieht hier immer“, weiß Nordmeyer.

Die Erfahrung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass wer „einmal Lunte gerochen hat, gerne auch dabei bleibt“, so Steinhauer. Stolz ist die Freiwillige Feuerwehr Minden auf den hohen Anteil an weiblichen Nachwuchskräften. „Der liegt momentan bei 30 Prozent“, so der Sprecher. Mit 16 Jahren kann eine junge Feuerwehrkraft in die Löschgruppe zur Grundausbildung wechseln. Diese dauert zwei bis zweieinhalb Jahre, dann darf der erste, richtige Einsatz gefahren werden. Davor können die Kräfte in der Ausbildung das Geschehen live mitverfolgen, aber eben noch nicht mitmachen, so Heino Nordmeyer. Die Ausbildung findet bei den ab 16-Jährigen an verschiedenen Abenden und an Wochenenden statt. Bei den Terminen gebe es große Flexibilität, weil die Städte Porta Westfalica, Petershagen und Minden eine Ausbildungsgemeinschaft haben. Drei Mal pro Jahr starten Lehrgänge für die Einsteiger*innen.

410 aktive Feuerwehrleute im freiwilligen Einsatz

Feuerwehr ist „Ehrensache“, aber eben auch eine Pflicht – für alle, die im aktiven Dienst dabei sind. Das sind in Minden zurzeit 410 Kräfte in der Freiwilligen Feuerwehr. Viele von ihnen sind 24 Stunden am Tag „auf Stand-By-Modus“, das heißt jederzeit für den Einsatz bereit, wenn die Alarmierung erfolgt. Im Notfall muss der Arbeitsplatz sofort verlassen werden. „Das setzt auch das Verständnis des Arbeitgebers voraus“, weiß Nordmeyer. Das sei in Minden allgemein sehr groß. Für die Fehlzeiten am Arbeitsplatz kommt die Stadt Minden auf. Auch wenn die Feuerwehrfrau/der Feuerwehrmann sich fortbildet, gibt es für die Tage bzw. Wochen ebenfalls Verdienstausfall-Zahlungen an den Arbeitgeber. „Dafür muss auch kein Tag Urlaub geopfert werden“, macht Ingo Steinhauer deutlich.

„Die Feuerwehr hat eine andere rechtliche Grundlage als zum Beispiel ein Verein, weil Brandschutz zur öffentlichen Daseinsvorsorge gehört“, erläutert Feuerwehrleiter Nordmeyer. Die Feuerwehr erledigt Aufgaben im Auftrag der Stadt, die für alle Kosten – auch die Feuerwehrgerätehäuser und die Ausstattung nebst Fahrzeugen aufkommt. In Minden unterstützt die Freiwillige Feuerwehr die Berufsfeuerwehr tatkräftig bei den Einsätzen. In manchen Fällen – wie bei Großbränden – sind auch mal über 100 Kräfte im Einsatz, die sich bei Bedarf ablösen, berichtet Nordmeyer. Schnell vor Ort zu sein, ist oberste Devise. Hier gilt es, die so genannten Hilfsfristen einzuhalten, die im urbanen Bereich acht Minuten und im ländlichen zehn Minuten betragen.

Die Feuerwehr ist da, wenn es brennt. Sie ist aber auch bei Unfällen im Einsatz, wenn Menschen in ihren Fahrzeugen eingeklemmt sind. Die Feuerwehr in Minden war zum Beispiel im Januar 2018 mit allen verfügbaren Kräften unterwegs, als Orkantief „Friederike“ über Minden zog. Mehr als 100 Einzeleinsätze wurden gezählt. Auch Hochwasser oder starke Gewitter ruft die Kräfte auf den Plan. Die Feuerwehr hat Spezialgerät, um Bäume zu zersägen und von Straßen zu ziehen. Die Feuerwehr ist auch für Unfälle mit chemischen Stoffen, Öl oder Gefahrgut ausgerüstet und hat mit ihrem Drehleiterfahrzeug auch schon mal eine Katze aus dem Baum gerettet. Die Tätigkeiten beschränken sich nicht auf Einsätze an Land, sondern umfassen auch Notfälle auf dem Wasser, so Nordmeyer abschließend.

Bildnachweis: alle Bilder © Freiwillige Feuerwehr Minden

 

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