Ein ganz normaler erster Schultag für fünf Kinder mit geschädigtem Gehör

Minden (lwl). Ihre versüßende Tüte zur Einschulung faszinierte Manuel, Pietje, Hanna, Jakob und Celina letzte Woche viel mehr als das ganze inklusions- und schulpolitische Drumherum. Dabei sind die Schulstarter – darunter vier I-Dötze und eine Zweitklässlerin – nichts Geringeres als Vorreiter. Sie sind die ersten Kinder mit Hörbehinderung, die – zusammen mit nicht behinderten Gleichaltrigen – jetzt in Minden eine allgemeine Grundschule besuchen, die ihnen gleich gute Unterrichtsbedingungen bietet wie eine herkömmliche Förderschule für hörgeschädigte Kinder.

 

Nahe ihrem Wohnort lernen sie künftig, anstatt weit entfernt an einer Förderschule in Bielefeld. Schritt für Schritt soll in den kommenden Jahren an der städtischen Michael-Ende-Grundschule weiteren hörgehandicapten Schülern diese Art Lernen ermöglicht werden. Die Zielzahl 20 peilen die Verantwortlichen an.

 

Sechs Partner arbeiten zusammen, um in der neuen, sogenannten IN-Klasse (IN steht für Inklusion) der Michael-Ende Schule das Modellkonzept eines jahrgangsübergreifenden Unterrichts weiterzuentwickeln: Dem Kollegium der Mindener Grundschule stehen die sonderpädagogischen Fachleute der Bielefelder Westkampschule, Förderschule des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) für Hören und Kommunikation, mit Fortbildungen, Hospitationen, Beratung und Einzelfallhilfe zur Seite. Die Schulaufsicht von Kreis Minden-Lübbecke und Bezirksregierung Detmold sichert die Personalausstattung. Die Stadt Minden und der LWL schließlich kümmern sich um technische Unterrichtsbedingungen wie zum Beispiel die spezielle Raumakustik und Hörsprechanlagen. LWL-Schuldezernent Hans Meyer: „Die Kooperation liefert ein gutes Beispiel für die Inklusion von gehandicapten Kindern in das allgemeine Schulsystem. Dies kann nur in enger Zusammenarbeit gelingen.“

 

Zunächst vier Jahre lang, bis zum Schuljahr 2015/16 einschließlich, gilt für das Modellprojekt eine entsprechende Kooperationsvereinbarung, die die sechs Partner kurz vor den Sommerferien geschlossen haben. Darin steht als Ziel auch, dass der nunmehr im Grundschulbereich gestartete gemeinsame Unterricht von hörbehinderten Kindern mit Gleichaltrigen ohne Handicap auch im Sekundarbereich ab Klasse fünf fortgesetzt werden soll.

 

Die I-Dötze von heute werden’s morgen dann danken.

 

 

Ab jetzt wird gemeinsam gelernt: Fünf Schüler mit Hörbehinderung drücken seit Beginn des neuen Schuljahres in der Michael-Ende-Grundschule zusammen mit den anderen I-Dötzen die Schulbank. Schulleiterin Katja Jansen sowie die Klassenlehrinnen Nicole Albrecht und Anke Soller (hinterste Reihe v.l.) heißen die Neuankömmlinge herzlich willkommen.

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