55.000 Unterschriften gegen Lebensmittelverschwendung

Berlin. 90 Prozent der unverkauften Lebensmittel in Deutschland landen vom Supermarktregal direkt in der Tonne. Das sind 11,5 Millionen Mahlzeiten, die pro Tag unnötig verloren gehen. Insgesamt wandern in Deutschland jedes Jahr 18 Millionen Tonnen Lebensmittel in den Müll. Mit einer Petition von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und foodsharing fordern nun 55.000 Menschen ein Ende dieser Lebensmittelverschwendung. Am Abend des 3. April stellten die beiden Organisationen Ernährungs- und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner die Unterschriften vor und forderten sie auf, selbst Lebensmittelverschwendung zu fasten.

Während der Verleihung des Bundespreises „Zu gut für die Tonne“ für Engagement bei der Reduzierung der Lebensmittelverschwendung erhielt Klöckner die Petitionsunterschriften. Dazu Valentin Thurn, Gründer von foodsharing: „Die riesigen Berge an Essensmüll werden nur kleiner, wenn alle Unternehmen dazu gesetzlich in die Pflicht genommen werden. Stattdessen inszeniert Ministerin Klöckner für die wenigen Vorreiter eine Preisverleihung mit gestellten Fotos. Das bringt uns nicht weiter, denn gleich im ersten Jahr wurden wir als foodsharing e.V. mit dem „Zu gut für die Tonne“-Preis ausgezeichnet. Trotzdem stehen uns noch immer gesetzliche Hürden beim Retten von Lebensmitteln im Weg. Wir brauchen eine Ministerin, die nicht nur Preise, sondern auch Gesetze in die Hand nimmt.“

Die DUH und foodsharing fordern einen Wegwerfstopp von Lebensmitteln für Supermärkte sowie verbindliche Zielvorgaben bei der Reduzierung von Lebensmittelverschwendung für Unternehmen. Einen Wegwerfstopp wie in Frankreich, bei dem der Einzelhandel unverkaufte Lebensmittel spenden muss, lehnt Klöckner hingegen ab.

„Laut Ministerin Klöckner bewahren die Tafeln bereits 260.000 Tonnen Lebensmittel vor der Verschwendung. Frau Klöckner verschweigt jedoch, dass jährlich das Neunfache durch den Einzelhandel weggeworfen wird“, kritisiert Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH. „Es gibt ein riesiges Potential, die Verschwendung von Lebensmitteln zu stoppen. Doch dafür benötigt es couragierte Politiker, die nicht nur den Verbraucher, sondern auch die Konzerne in die Pflicht nehmen. Die Ministerin schlägt bisher nur freiwillige Maßnahmen zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung vor. So reduziert sich der Essensmüll bis 2030 allerdings nicht um die Hälfte – trotz verpflichtender Vorgabe.“

Zur aktuellen Fastenzeit bis zum 20. April fordern DUH und foodsharing gemeinsam mit 55.000 Menschen Ministerin Klöckner zum Fasten von Lebensmittelverschwendung auf. Alle Unterzeichnenden der Aktion haben sich verpflichtet, selbst während der Fastenzeit Lebensmittelabfälle drastisch zu reduzieren. Schauspielerin Marion Kracht, Politikerin Renate Künast, die ehemalige Boxweltmeisterin Tina Schüssler und weitere Prominente unterstützen die Aktion. Interessierte sind noch immer aufgerufen, an der Aktion teilzunehmen.

Bildnachweis: foodsharing e.V. / Stefanie Lehnes

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